Getreideernte 2019: Besser als im Vorjahr -
 dennoch leicht unterdurchschnittlich

 

erstellt am
26. 06. 19
13:00 MEZ

Moosbrugger/Schmuckenschlager/Berlakovich: Neue Acker- und Grünlandstrategie
Wien (lkö) - Die österreichische Getreideernte 2019 wird von zwei wesentlichen Faktoren bestimmt: Einerseits zeigt sich, dass die Anbaufläche insgesamt leicht zurückgegangen ist, wenn auch nach Art und Sorte unterschiedlich, andererseits spürt man deutlich den starken Einfluss des Wetters auf die Erntemengen. Die Getreidefläche nahm gegenüber dem Vorjahr um fast 11.000 ha ab. Die Ernte wird voraussichtlich rund 2,95 Mio. t ausmachen, was gegenüber dem Dürrejahr 2018 zwar ein Plus von 13%, gegenüber dem Fünfjahres-Schnitt jedoch ein Minus von 2,4% bedeutet. Dies teilte die Landwirtschaftskammer (LK) Österreich am 26. Juni beim traditionellen Erntegespräch mit.

Moosbrugger: Neue LK-Strategie Acker-Grünland als Leitlinie für LK-Arbeit
"Das Jahr 2018 mit extremer Hitze, Dürre und einem enormen Schädlingsaufkommen sowohl im Ackerbaugebiet als auch im Grünland und die Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) waren ausschlaggebend dafür, dass die LK Österreich und die Landwirtschaftskammern eine 'LK Strategie Acker- Grünland' erarbeitet haben. Diese verfolgt im Wesentlichen drei Ziele: die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln nachhaltig sicherzustellen, dem Klimawandel zu begegnen und sich auf die kommende GAP optimal vorzubereiten. Die Strategie gibt unter anderem Antworten auf die Herausforderungen in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeitskriterien, Biolandbau, Bioenergie und -ökonomie, Vermarktung, Eiweiß- und Zuckerstrategie, Pflanzenschutz, Klimawandel etc. All diese Ergebnisse bilden nun die Leitlinien für unsere künftige Arbeit und helfen so wesentlich mit, den Bäuerinnen und Bauern Perspektiven auf dem Weg in die Zukunft aufzuzeigen", erklärte LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger.

Mehr Eiweiß aus Österreich
"Das Grünland trägt einen wesentlichen Teil zur Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln bei. Die dort wachsenden Eiweißfutterpflanzen sind ein hochqualitatives Futtermittel und somit essenzieller Baustein der österreichischen Eiweißstrategie. Auch der Anbau von Sojabohnen hat gezeigt, was alles möglich ist, wenn sich Forschung, Züchtung und Beratung in Österreich um eine Kultur bemühen, selbst wenn die Selbstversorgung mit heimischen Sojabohnen bei größten Anstrengungen unrealistisch ist. Um jedoch die einzigartige Eigenschaft von Leguminosen, Nährstoffe aus der Luft binden zu können, besser zu nutzen, bedarf es hier noch weiterer Bemühungen", unterstrich Moosbrugger.

Forschung und Züchtung gegen Klimawandel
"Forschung und Züchtung sind zwei wesentliche Faktoren, die uns im Kampf gegen den Klimawandel weiterbringen. Gerade der Klimawandel verlangt hier von der Wissenschaft rasch geeignete Antworten für die Praxis. Unsere Züchter leisten mit standortangepassten Sorten viel und können auf diese Herausforderungen Antworten geben. Hier erwarten wir auch von der EU klare Entscheidungen, will sie nicht im Bereich neue Züchtungsmethoden ins Hintertreffen geraten. Aber auch hier darf es keine nationalen Alleingänge oder Sonderwege geben. Denn für die Landwirtschaft bedeuten Alleingänge immer eine klassische Wettbewerbsverzerrung, wie die Vergangenheit gezeigt hat: Bei uns verbotene Mittel oder Produktionsmethoden können den Handel nämlich nicht daran hindern, der heimischen Landwirtschaft schärfste Konkurrenz zu machen, indem er billige Lebensmittel aus Ländern mit weniger und tieferen Standards in die Regale legt", ergänzte der LK-Präsident.

GAP: Weichen stellen
"Auch für die neue GAP nach 2020 müssen in den kommenden Monaten die Weichen gestellt werden. Oberstes Ziel ist es, die EU-Agrarpolitik weiterzuentwickeln. Dabei muss es gelingen, die Regeln zu vereinfachen und gleichermaßen attraktiv für Bäuerinnen und Bauern sowie die Verbraucher zu gestalten. Die Bürokratie muss auf ein vernünftiges Maß reduziert werden, denn Landwirtschaft und Effektivität sowie Effizienz gehören zusammen. Aktuell liegen auf EU-Ebene noch keine Details und endgültigen Regelungen vor, doch das Europäische Parlament und die EU- Kommission haben nicht zuletzt unter österreichischer EU-Präsidentschaft an einem Rahmen für alle Mitgliedstaaten gearbeitet. Die nächste Mannschaft muss dieses Werk rasch wieder aufnehmen und weiterführen. Von unserer nächsten Bundesregierung erwarten wir konkrete Zusagen für einen stabilen Kurs in der bisherigen Ausformung. Unsere Landwirtschaft leistet heute schon Enormes, was Biodiversität, Artenvielfalt, Landschaftselemente, Naturschutzflächen sowie Klima- und Bodenschutzmaßnahmen betrifft. Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern sind in diesen Bereichen mit Abstand führend in Europa. Aus diesem Grund müssen die österreichischen Maßnahmen auch in der nächsten GAP kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die Bauern erwarten Stabilität, Verlässlichkeit, Planbarkeit und weniger Bürokratie, damit sie ihre unverzichtbaren Aufgaben erfüllen können, nämlich Lebensmittel von höchster Qualität in einer intakten Umwelt zu produzieren“, stellte Moosbrugger fest.

Schmuckenschlager: Ernährungssicherung als Kernaufgabe der Bauern
"Die Landwirtschaft steht vor immer größeren Herausforderungen: Der zunehmende Klimawandel und die damit einhergehende, oft massenhafte Vermehrung von Schädlingen führen zu großen Schäden in der Landwirtschaft. Das waren wesentliche Beweggründe für die LK Österreich und die Landwirtschaftskammern, die 'LK-Strategie Acker – Grünland' zu erarbeiten und in dieser auch den Bereich Pflanzenschutz zu behandeln. Bereits 2014 wurde von mir als Nationalratsabgeordneter das Projekt „Zukunft Pflanzenbau“ initiiert. Dabei wurden vor allem die Probleme im Pflanzenschutz angesprochen", berichtete der Präsident der LK Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager.

"Es ist unbestritten, dass nationale Alleingänge und der Wegfall von Wirkstoffen die Produktion in Österreich gegenüber den Nachbarländern weniger konkurrenzfähig machen. Die Kernaufgabe unserer Bäuerinnen und Bauern ist es aber, die Versorgungssicherheit mit heimischen, hochqualitativen österreichischen Lebensmitteln zu gewährleisten. Unsere Landwirte setzen daher Pflanzenschutzmittel unter Einhaltung weltweit höchster Standards ein, um ihre Ernte zu sichern. Dabei unterstützt die Landwirtschaftskammer den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch umfangreiche Bildungs- und Beratungsangebote und Onlineplattformen wie 'lk Warndienst' oder 'lk Online'", so Schmuckenschlager.

Faire Bedingungen für Landwirte
"Damit unsere Bäuerinnen und Bauern wirtschaftlich erfolgreich sein können, brauchen sie faire Wettbewerbsbedingungen. Daher verlangen wir von jenen Lebensmittelhändlern, die sich für Verbote und Einschränkungen in der bäuerlichen Produktion in Österreich einsetzen, diese auch konsequent in ihren Märkten anzuwenden und keine Produkte in ihren Regalen anzubieten, die aus Ländern kommen, in denen nicht sichergestellt werden kann, dass diese ebenfalls unter gleich hohen Standards produziert werden", betonte Schmuckenschlager und ergänzte: "Wir haben mit dem AMA-Gütesiegel in Österreich ein bewährtes Zeichen, das den Kunden Klarheit über die österreichische Herkunft von Fleisch, Eiern, Milchprodukten sowie Obst und Gemüse gibt. Doch damit die Konsumenten im Supermarkt eine umfassende Wahl haben, ist uns als Produzenten hochwertiger heimischer Erzeugnisse die Herkunftskennzeichnung enorm wichtig. Das gilt auch für Qualitätsprogramme, die diese Bestrebungen speziell untermauern. So verlangen wir auch bei Brot-, Mahl- und Braugetreide eine Kennzeichnung der österreichischen Herkunft."

Berlakovich: Konsumenten können Markenprogramme und Biomarkt sichern
Die "LK-Strategie für eine nachhaltige Acker- und Grünlandbewirtschaftung 2030" wurde unter den extremen Herausforderungen des Jahres 2018 und im Vorfeld der Verhandlungen über die nächste EU-Agrarpolitik-Periode initiiert. In Arbeitsgruppen der Landwirtschaftskammern, aber auch mit externen Experten, wurden unter den drei Schwerpunktthemen "Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln", "Klimawandel - Landwirtschaft weiterhin attraktiv gestalten" und "GAP" mehrere Handlungsfelder ausgearbeitet und im Ausschuss für Pflanzenproduktion abgestimmt. "Es wurde ein Arbeitsdokument beschlossen, an dem wir uns in den nächsten Monaten und Jahren orientieren werden", erklärte der Obmann des Ausschusses für Pflanzenproduktion der LK Österreich und Präsident der LK Burgenland, Nikolaus Berlakovich.

Bereits fertige Strategien für Eiweiß und Zucker
"Rübenderbrüssler, Erdfloh, Drahtwurm, Engerling, dazu der Quotenwegfall bei der Zuckerrübe und der damit verbundene Preisverfall sowie die gewaltige Dürre, die 2018 so gut wie ganz Österreich betroffen hat, zeigten viele der Herausforderungen auf. Mit österreichischen Strategien wie 'Heimischer Rübenzucker' oder der 'Eiweißstrategie' und Projekten wie 'Klimafitte Sorten' oder dem 2018 beschlossenen Dürrepaket, das auch nachhaltige Maßnahmen zur Risikoabsicherung enthält, wurden erste Umsetzungsschritte erarbeitet, denen in den kommenden Jahren weitere folgen werden", ergänzte Berlakovich.

Gesunder Boden als wirksames Mittel gegen Klimawandel
"Unser Boden ist die landwirtschaftliche Produktionsgrundlage. In den bisherigen Umweltprogrammen, wie dem ÖPUL, haben wir für Humusaufbau, Bodenfruchtbarkeit und Bodenqualität überaus viel erreicht. Mit derartigen Maßnahmen arbeiten wir auch gegen die Klimaerwärmung, um der Tatsache entgegenzuwirken, dass sich durch wärmere Temperaturen der Abbau der organischen Substanz im Boden beschleunigt. Daher sind Maßnahmen zur klimafitten Bodenbewirtschaftung ein künftiger Schwerpunkt. Gleichzeitig muss auch der Bodenverbrauch weiter reduziert werden, um dem nach wie vor rasanten Verlust an hochwertigen, landwirtschaftlich genutzten Flächen entgegenzuwirken", stellte Berlakovich fest.

Biomarkt: Überzeugungsarbeit bei Konsumenten
"Markenprogramme, Tierwohl und der Biomarkt gewinnen für die österreichische Produktion immer mehr an Bedeutung. Gerade im Biobereich liegt Österreich jetzt schon an der europäischen Spitze. Wir müssen daher eine nachhaltige Entwicklung dieses Marktsegments sicherstellen. Tatsache ist jedoch, dass Bio-Umstellungsgetreide derzeit nur zu den geringeren konventionellen Preisen vermarktet werden kann. Daher brauchen wir die Konsumenten als Partner. Diese können mit ihrem Griff ins Regal den Markterfolg mitbestimmen. Mindestens ebenso wichtig bei Lebensmitteln sind Regionalität und Innovation. Konsumenten greifen bevorzugt zu regionalen Produkten, unabhängig davon, ob diese konventionell oder biologisch erzeugt worden sind. Gleichzeitig bieten die Bäuerinnen und Bauern mit innovativen Spezialitäten eine immer breiter werdende Vielfalt an und stoßen dabei bei den Kunden auf breite Zustimmung", so Berlakovich

 

 

 

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