Dialog der Religionen

 

erstellt am
25. 06. 19
13:00 MEZ

Sobotka sieht Kampf gegen Antisemitismus als demokratischen Grundkonsens – Nationalratspräsident und Professor Armin Lange rufen Religionsgemeinschaften zu gemeinsamem Auftreten gegen Judenhass auf
Wien (pk) - "Der Kampf gegen den Antisemitismus muss demokratischer Grundkonsens werden", betonte Wolfgang Sobotka am 24. Juni beim Dialog der Religionen vor VertreterInnen der in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften im Parlament. Der Nationalratspräsident appellierte dabei an alle Religionsgemeinschaften, gemeinsam gegen Judenhass aufzutreten und für Toleranz und Öffnung einzustehen. Religionen sollten ihre Gläubigen gegen Judenhass immunisieren, bekräftigte auch Professor Armin Lange, der in seinem Impulsreferat die Religionsgemeinschaften aufrief, antisemitische Stereotypen und Symbole aus dem kulturellen und religiösen Gedächtnis zu verbannen.

Sobotka ruft Religionsgemeinschaften zum Dialog auf
"In einer modernen und demokratischen Gesellschaft ist der Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften von entscheidender Bedeutung, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu erhalten und zu stärken", steht für Sobotka fest. In einem demokratischen Staat müsse es unterschiedliche Ansichten zu verschiedenen Themen geben. Wichtig sei es deshalb, die Bereitschaft zum Dialog zu erhalten und dadurch ein friedliches Zusammenleben zu sichern. Der Nationalratspräsident zeigte sich in seinen Begrüßungsworten besorgt über nach wie vor bestehenden Antisemitismus in der Gesellschaft und meinte, der Kampf gegen den Antisemitismus sei ein europäisches Thema, wobei Österreich aufgrund seiner Geschichte eine besondere Verantwortung trage. Der Kampf gegen den Antisemitismus müsse auch dem Parlament ein großes Anliegen sein, unterstrich er und stellte klar, jeder Angriff gegen jüdische MitbürgerInnen sei auch ein Angriff auf ÖsterreicherInnen.

Lange fordert Religionen zum Kampf gegen antisemitische Stereotypen und Symbole auf
Antisemitismus sei in seiner Irrationalität ein quasi-religiöses Phänomen, gab Armin Lange zu bedenken. Der Professor für Judaistik an der Universität Wien erinnerte in diesem Zusammenhang an antisemitische Symbole und Stereotypen, aber auch an die Ritualmordverleumdungen, die zu Hass und Gewalt führen. Als symptomatisch nannte er dabei den Fall Robert Bowers, der sein an jüdischen Gläubigen in einer US-Synagoge begangenes Massaker mit dem Hinweis auf jüdische Ritualmorde legitimierte.

Antisemitische religiöse Symbole seien Bestandteile der kulturellen und religiösen Gedächtnisse der westlich-christlichen und islamischen Welten und würden von Antisemiten abgerufen werden, um die Wirklichkeit hassgeleitet zu interpretieren, betonte Lange. Den Religionsgemeinschaften komme daher eine zentrale Rolle in der Bekämpfung des Antisemitismus zu, haben sie doch über einen sehr langen Zeitraum zur Tradierung antisemitischer Stereotypen beigetragen. Religionen sollten nach Meinung Langes ihre Gläubigen gegen Judenhass immunisieren und ihnen gemeinsame positive Erfahrungen mit Juden ermöglichen. An die Stelle antisemitischer Stereotypen sollten Traditionen treten, die den Respekt vor den Andersgläubigen lehren und das Judentum als die Mutter der abrahamitischen Religionen ernst nehmen, plädiert Lange überdies. Sowohl das Christentum als auch der Islam seien Religionen der Liebe, erinnerte Lange und schloss mit dem Aufruf: "Bemühen Sie sich, dass diese Liebe auch gegenüber den Andersgläubigen den Hass verdrängt!"

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at

 

 

 

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