Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzt nach der Verschnaufpause im Juni mit einem
Rückgang auf 1,6 Punkte seine Talfahrt fort
Wien (bank austria) - Nach einer kurzen Pause im Vormonat setzt sich die Eintrübung der Konjunkturstimmung
in Österreich zur Jahresmitte 2019 sogar wieder mit beschleunigtem Tempo fort. „Der UniCredit Bank Austria
Konjunkturindikator ist im Juni auf 1,6 Punkte gesunken, den niedrigsten Wert seit März 2016 und unter dem
langjährigen Durchschnitt“, erläutert UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt:
„Nach dem aktuellen Rückgang steht die Konjunkturampel in Österreich erstmals seit drei Jahren nicht
mehr uneingeschränkt auf Grün. Politische Unsicherheiten und schwelende Handelskonflikte erhöhten
zur Jahresmitte 2019 die Herausforderungen im Exportgeschäft. Die gestiegenen Konjunktursorgen weltweit belasten
die Stimmung in der heimischen Wirtschaft immer stärker.“
Optimismus der Konsumenten nimmt ab
Der aktuelle Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators ist vordringlich einer erneuten Verschlechterung
des globalen Wirtschaftsumfelds zur Jahresmitte geschuldet. Der auf Basis der österreichischen Außenhandelsanteile
ermittelte Exportstimmungsindikator ist im Juni auf den niedrigsten Wert seit dem Herbst 2012 zurückgegangen.
Während sich im Handelsstreit zwischen den USA und China mit der etwas verbesserten Aussicht auf ein Abkommen
eine leichte Entspannung andeutet, haben die globalen Konjunktursorgen durch steigende politische Unsicherheiten
im Nahen Osten zugenommen. Zudem ist auch die Verhängung von zusätzlichen US-Importzöllen für
Autos aus der Europäischen Union nicht vom Tisch.
Die exportorientierte heimische Industrie ist unter diesen Bedingungen unter Druck geraten und das Neugeschäft
nimmt ab. Das zweijährige Stimmungshoch in der österreichischen Industrie ist vorüber und der langjährige
Durchschnitt wird mittlerweile unterschritten. „Je länger die heimische Industrie unter den globalen Unsicherheiten
leidet, umso höher ist das Risiko, dass die Schwäche auch auf andere Bereiche der Wirtschaft übergreift.
Noch zeigt sich der Bau- sowie der Dienstleistungssektor gestützt auf die gute Stimmung der Konsumenten aber
widerstandsfähig“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Am Bau ist die Stimmung aufgrund
voller Auftragsbücher weiterhin gut, allerdings ist der Höhepunkt auch hier mittlerweile klar überschritten.
Auch die österreichischen Konsumenten sind Mitte 2019 weiter sehr optimistisch. Aber die aktuellen Umfrageergebnisse
zeigen eine zukünftige Eintrübung der Stimmung, weil unter anderem die Sorgen um den Arbeitsplatz wieder
zunehmen.
Das Wirtschaftswachstum verlor im Vergleich zum Jahresbeginn etwas an Schwung
Die bisher vorliegenden realen Wirtschaftsdaten und der Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators
auf durchschnittlich 1,9 Punkte von April bis Juni lassen für das zweite Quartal auf eine leichte Verlangsamung
der Wachstumsdynamik gegenüber dem Jahresbeginn schließen. „Nach einem Anstieg des BIP um 0,4 Prozent
zum Vorquartal in den ersten drei Monaten des Jahres gehen wir von einer etwas geringeren Dynamik von 0,3 Prozent
für das zweite Quartal aus. Im Jahresvergleich wird der BIP-Anstieg mit 1,4 Prozent damit etwa gleich hoch
wie zu Jahresbeginn ausfallen. Damit hat sich das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2019 jedoch gegenüber
2018 halbiert“, meint Pudschedl.
Wachstum stabilisiert sich auf Höhe der ersten Jahreshälfte 2019
Der geringere Schwung der Weltwirtschaft ist auch in der zweiten Jahreshälfte 2019 sowie im Jahr 2020 verantwortlich
für die im Vergleich zu 2018 moderateren Wachstumsaussichten der österreichischen Wirtschaft. Die Exportdynamik
wird trotz erster Anzeichen einer Stabilisierung im globalen Handel in der zweiten Jahreshälfte 2019 verhalten
bleiben. Das geringere Wachstum in einigen wichtigen Handelspartnerländern wird den Wachstumsbeitrag des Außenhandels,
der 2018 noch rund ein Drittel betragen hat, spürbar senken. Dazu trägt auch der nur wenig verringerte
Importbedarf bei, der von der soliden Inlandsnachfrage gestützt wird.
„Die österreichische Wirtschaft kann die besonders hohe Dynamik der vergangenen Jahre aufgrund der schwächeren
globalen Konjunktur nicht mehr halten. Die Inlandsnachfrage, angetrieben vom privaten Konsum, wird jedoch für
ein anhaltendes Wachstum von 1,4 Prozent im Jahr 2019 und 1,3 Prozent 2020 sorgen. Damit wird die österreichische
Wirtschaft weiterhin etwas besser in Schwung sein als der Euroraum, für den wir einen Anstieg des BIP um jeweils
1 Prozent erwarten“, meint Pudschedl. Der private Konsum wird in den kommenden Jahren voraussichtlich die wichtigste
Stütze der heimischen Wirtschaft sein, befeuert von einer höheren Lohndynamik, dem hohen Beschäftigungswachstum
und fiskalischen Impulsen, wie dem Familienbonus Plus oder der Verringerung der Sozialversicherungsbeiträge
für Geringverdiener. Dagegen ist aufgrund der hohen Unsicherheiten von einer Abschwächung der Investitionen,
insbesondere für Ausrüstungen auszugehen. Aufgrund des demographisch bedingten weiterhin wachsenden Wohnbedarfs
werden die Bauinvestitionen vorläufig kaum an Kraft verlieren.
Inflation sinkt 2019 auf durchschnittlich 1,7 Prozent
Nach durchschnittlich 2 Prozent im Jahr 2018 hat die geringere Preisdynamik von Erdöl die Inflation seit Jahresbeginn
gedämpft. Im ersten Halbjahr 2019 betrug die durchschnittliche Inflation in Österreich nur noch 1,7 Prozent.
Der Auftrieb durch den Ölpreis wird in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter abnehmen. Gleichzeitig
wird als Folge des hohen Beschäftigungswachstums und der gestiegenen Lohndynamik der nach oben gerichtete,
nachfrageseitige Druck auf die Preise in den kommenden Monaten tendenziell etwas zunehmen. Diese beiden Einflussfaktoren
werden sich weitgehend kompensieren, so dass die Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2019 unverändert
moderat ausfallen wird.
„Nach dem Rückgang der Inflation im ersten Halbjahr erwarten wir aufgrund des ruhigeren Energiepreisanstiegs
in den kommenden Monaten weiterhin nur eine moderate Teuerung. Im Jahresdurchschnitt 2019 wird die Inflation mit
1,7 Prozent den Vorjahreswert unterschreiten“, so Bruckbauer. Damit wird die Inflation in Österreich bereits
das elfte Jahr in Folge höher sein, als in der Eurozone, für die ein Wert von durchschnittlich 1,4 Prozent
zu erwarten ist. Sie liegt damit aber ebenso unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von knapp
unter zwei Prozent.
Vor neuer Runde geldpolitischer Lockerung in den USA und im Euroraum
Die niedrigen Inflationserwartungen und die gestiegenen konjunkturellen Unsicherheiten in den vergangenen Wochen
haben den geldpolitischen Ausblick für das zweite Halbjahr 2019 sowie 2020 verändert. In den USA steht
der Beginn eines geldpolitischen Lockerungszyklus nunmehr unmittelbar bevor. Noch in der zweiten Jahreshälfte
2019 könnte eine Senkung der Fed Funds Target Rate in sogar drei Schritten von jeweils 25 Basispunkten auf
1,75 Prozent erfolgen. Für 2020 sind weitere Zinsschritte der US-Notenbank im Gesamtausmaß von 50 Basispunkten
wahrscheinlich.
Die Konjunktursorgen und das Risiko, dass die Lockerung in den USA zu einer ungewollten Stärkung des Euros
gegenüber dem US-Dollar beitragen könnte, hat die EZB einen gemäßigteren Ton anschlagen lassen,
der eine Lockerung der Geldpolitik auch im Euroraum erwarten lässt. „In der Zinspolitik sehen wir für
die EZB wenig Handlungsspielraum und gehen deshalb auch weiterhin von keiner Änderung des Reposatzes bis Ende
2020 aus. Allerdings erwarten wir eine Senkung des Einlagenzinssatzes der EZB, eine Verbesserung der Konditionen
der angekündigten TLTROs und ein Wiederaufleben des Wertpapierkaufprogramms“, meint Bruckbauer und präzisiert:
„Wir gehen davon aus, dass die EZB in den kommenden Monaten den Einlagenzinssatz um 10 Basispunkte auf minus 0,5
Prozent senken dürfte. Zur Förderung der Ausnutzung könnte eine Verbesserung der Konditionen der
für September angekündigten gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte erfolgen. Falls
das Wirtschaftswachstum im Euroraum weiter unter Potenzial bleibt, ist darüber hinaus im Rahmen des Wertpapierkaufprogramms
mit Beginn 2020 wieder mit der Aufnahme von Nettokäufen zu rechnen.“ Um den Handlungsspielraum zu erweitern,
wäre dazu wohl eine Anhebung des zulässigen Maximalanteils der EZB an den Schulden eines Staates von
derzeit 33 Prozent nötig.
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