Das Europäische Parlament veröffentlicht erste Ergebnisse seiner Eurobarometer-Umfrage
nach der Wahl
Brüssel (euoparl) - Deutlich mehr junge Menschen mit einer pro-europäischen Einstellung haben
bei der Europawahl 2019 ihre Stimme abgegeben. Das zeigt eine detaillierte Eurobarometer-Umfrage, die in den Wochen
nach der Wahl in allen 28 EU-Staaten durchgeführt wurde. Rund 28.000 Bürgerinnen und Bürger in der
ganzen EU haben Fragen zu ihrer Teilnahme an der Europawahl und zu den Themen beantwortet, die sie zur Stimmabgabe
motiviert haben.
Die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger für die Europäische Union bleibt auf dem
höchsten Niveau seit 1983. Das zeigen die ersten Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage, die das Europäische
Parlament am 12. Juli veröffentlicht hat. 68 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Land von der Mitgliedschaft
in der EU profitiert hat (+1 Prozentpunkt gegenüber Februar/März 2019).
Meine Stimme zählt
Noch bedeutsamer für die demokratische Legitimität der EU ist der starke Zuwachs an Bürgerinnen
und Bürgern, die sagen, dass "ihre Stimme in der EU zählt": 56 Prozent der Befragten teilen
diese Ansicht, ein Anstieg von 7 Prozentunkten seit März 2019 und der höchste Wert seit der ersten Befragung
im Jahr 2002.
“Bei dieser Europawahl haben die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme auf Grundlage einer starken Unterstützung
für die EU abgegeben, und mit einer viel stärkeren Überzeugung, dass ihre Stimme in der EU zählt“,
sagte David Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments.
Die Beteiligung an der Europawahl 2019 stieg insgesamt um 8 Prozentpunkte auf 50,6 Prozent EU-weit. Das ist die
höchste Beteiligung seit 1994 und EU-weit der erste Anstieg der Beteiligung an einer Europawahl seit 1979.
Die stärksten Zuwächse gab es in Polen (+22 PP), Rumänien (+19 PP), Spanien (+17 PP), Österreich
(+15 PP) und Ungarn (+14 PP).
Wahlbeteiligung junger Menschen um 50 Prozent gestiegen
Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass es die Jung- und Erstwählerinnen und -wähler waren,
die die Wahlbeteiligung nach oben getrieben haben: 42 Prozent der 16/18- bis 24-Jährigen geben an, an der
Europawahl teilgenommen zu haben. Damit ist die Jugendbeteiligung um 50 Prozent gestiegen, verglichen mit 28 Prozent
im Jahr 2014. Ebenso stark war die Wahlbeteiligung in der Altersgruppe der 25- bis 39-Jährigen, die um 12
Punkte von 35 auf 47 Prozent gestiegen ist. Die Wahlbeteiligung der Jung- und Erstwählerinnen und -wähler
übertrifft alle für andere Altersgruppen registrierten Anstiege.
Wählen: Bürgerpflicht, pro-europäisches Zeichen und Mittel zur Veränderung
Auf die Frage, warum die Menschen bei der Europawahl 2019 abgestimmt haben, wird die Bürgerpflicht am häufigsten
genannt. Für 52 Prozent war dies der Hauptgrund, das entspricht einem Anstieg von 11 Punkten gegenüber
2014. Im Vergleich zur letzten Europawahl 2014 haben deutlich mehr Menschen gewählt, weil sie die EU unterstützen
(25 Prozent, +11 PP) oder weil sie der Meinung sind, dass sie die Dinge mit ihrer Stimme verändern können
(18 Prozent, +6 PP).
"Das Europäische Parlament und seine Wahlen sind Teil des normalen demokratischen Lebens der Bürgerinnen
und Bürger geworden. Doch diese Wahl war mehr als nur Ausdruck der Bürgerpflicht. Die Bürgerinnen
und Bürger haben gewählt, weil sie für die EU sind, weil sie glauben, dass sie die Dinge mit ihrer
Stimme verändern können. Das Europäische Parlament muss nun diesen Erwartungen gerecht werden",
betonte Parlamentspräsident David Sassoli.
In 27 Mitgliedstaaten haben die Menschen vor allem deshalb abgestimmt, weil sie es als ihre Pflicht als Bürgerinnen
und Bürger gesehen haben. In allen 28 Mitgliedstaaten gingen mehr Befragte als 2014 aufgrund ihrer pro-europäischen
Einstellung zur Wahl und erklärten diese zu ihrer wichtigsten Motivation. Die größten Anstiege
gab es hierbei in Deutschland (39 Prozent, +14 PP), Irland (27 Prozent, +15 PP), Italien (23 Prozent, +14 PP) und
Spanien (23 Prozent, +15 PP).
Die Bürgerinnen und Bürger wurden auch nach den Themen gefragt, die sie zur Teilnahme an der Wahl bewegten.
Die wichtigsten Themen waren Wirtschaft und Wachstum (44 Prozent), Klimawandel (37 Prozent) sowie Menschenrechte
und Demokratie (37 Prozent). Mit 36 Prozent der Erwähnungen war auch "die Art und Weise, wie die EU in
Zukunft funktionieren sollte" ein bedeutender Beweggrund. In 16 Ländern nannten die Befragten Wirtschaft
und Wachstum als wichtigste Angelegenheit, während der Klimawandel in acht Ländern das Top-Thema war.
"Wirtschaftsreformen, Klimawandel, die Zukunft der EU und die Verteidigung der Menschenrechte: All das sind
Schlüsselfragen für das Europäische Parlament. Hier haben wir in den vergangenen Jahren unsere Spuren
hinterlassen, und hier werden wir auch weiterhin die Anliegen unserer Bürgerinnen und Bürger stark vertreten",
sagte David Sassoli.
Hintergrund
Die Nachwahlbefragung des Europäischen Parlaments wurde als Eurobarometer-Umfrage 91.5 durchgeführt.
27.464 Menschen aus der allgemeinen Bevölkerung ab 15 Jahren wurden von Kantar für das Europäische
Parlament in allen 28 EU-Mitgliedstaaten persönlich befragt. Wahlbezogene Fragen wurden nur Teilnehmerinnen
und Teilnehmern im wahlfähigen Alter von 18 Jahren und älter gestellt (außer 16+ in Österreich
und Malta, 17+ in Griechenland). Die Feldarbeit fand vom 7. bis 26. Juni 2019 statt. Ein vollständiger Bericht
sowie alle Ergebnisse und Daten werden vom Europäischen Parlament im September 2019 veröffentlicht.
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