1. Halbjahr 2019: 22 Insolvenzen pro Werktag – Firmeninsolvenzen stagnieren dank weiterhin
guter Konjunktur
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das
1. Halbjahr 2019 zeigen, dass die heimischen Firmeninsolvenzen weiter leicht um rund 1% zurückgegangen sind.
Die eröffneten Verfahren sind dabei um 0,8% auf 1.565, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen
um 1,4% auf 1.091 gesunken. Bei allen Insolvenzverfahren in Österreich waren in Summe rund 7.000 Arbeitsplätze
und 27.800 Gläubiger betroffen. Die Insolvenzverbindlichkeiten werden auf ca. 700 Mio. Euro geschätzt.
Bei einer Creditreform-Befragung der Gläubiger im Frühjahr 2019 haben 78% der Unternehmen Managementfehler
bzw. 57% Kapitalmangel (i.e. zu wenig Eigenkapital) als Hauptursachen von Insolvenzen genannt. 44% der befragten
Betriebe waren in den letzten 12 Monaten von einer Kundeninsolvenz betroffen, fast 22% sogar von mehr als zwei
Insolvenzen. Lediglich 23% hatten keine Forderungsverluste zu beklagen.
Dazu Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband
Creditreform: „Trotz mancher Unkenrufe erweist sich die österreichische Wirtschaft als stabil. Auch wenn der
Optimismus angesichts so mancher globaler Herausforderung einer realistischeren Einschätzung gewichen ist,
sind die heimischen Betriebe dank starker Eigenkapitalausstattung gewappnet. Das schlägt sich auch auf die
positive Insolvenzentwicklung nieder.“
Bundesländervergleich
Die größten Rückgänge meldeten Kärnten (-18,3%), die Steiermark (-16,4%) und Wien
(-5,4%). Dagegen verzeichneten die Bundesländer Tirol (+31,5%), Salzburg (+21,3%) und Burgenland (+9,5%) einen
Zuwachs an Insolvenzen.
Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit knapp 11 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen.
Jede 3. Insolvenz hat in der Bundeshauptstadt stattgefunden. Österreichweit wurden im Durchschnitt etwas mehr
als 7 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Absolut betrachtet gab es mit 490 Insolvenzen die meisten Verfahren bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen
gefolgt vom Handel (464) und dem Bauwesen (436). Den größten Anstieg verzeichnete die Verkehr- und Nachrichtenübermittlung
(Transportwesen) mit einem Plus von 20,8%. Stark rückläufig waren die Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen
mit einem Minus von 41,4%.
Conclusio 1. Halbjahr 2019
Creditreform hat im Rahmen seiner im Frühjahr 2019 durchgeführten Befragung unter 1.700 österreichischen
Unternehmen die aktuelle wie zukünftige Geschäftslage untersucht. Den heimischen Unternehmen geht es
nach wie vor gut. Alle Parameter weisen auf eine nach wie vor gute und stabile Wirtschaftslage der österreichischen
KMU hin. Exporte und die Kauflaune der österreichischen Konsumenten geben ebenfalls Grund zur Freude. Die
heimischen Betriebe haben die gute Konjunktur auch genutzt, um ihre Kapitalreserven aufzustocken, sodass 39% der
Unternehmen schon über eine Eigenkapitalquote von mehr als 30% verfügen. Aber einige Unsicherheiten trüben
den Blick in die Zukunft: der nahende BREXIT, die heranziehenden Handelskriege der USA mit China und der EU und
die damit einhergehende Gefährdung des weltweiten Wachstums sowie die wirtschaftspolitischen Unsicherheiten
in Italien mit einer Ansteckungsgefahr für die Eurozone. Hingegen wäre ein Ende der Nullzinspolitik der
EZB nicht automatisch mit mehr Unternehmensschließungen und Insolvenzen verbunden wie die Entwicklung in
den USA zeigt. Denn dort sind die Firmeninsolvenzen trotz steigender Zinsen sogar zurückgegangen.
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