Creditreform Privatinsolvenzstatistik

 

erstellt am
11. 07. 19
13:00 MEZ

1. Halbjahr 2019: 46 Insolvenzen pro Werktag – Trendumkehr bei Privatinsolvenzen: Wieder weniger Insolvenzen
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Privatinsolvenzstatistik für das 1. Halbjahr 2019 in Österreich zeigen, dass sich der im 1. Quartal begonnene Trend fortsetzt und die Insolvenzen von Privatpersonen weiter zurückgehen. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist um 5,8% auf rund 5.200 Verfahren gesunken.

Dazu Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform: „Nach Inkrafttreten der Gesetzesnovelle zum Privatinsolvenzrecht gab es im vergangenen Jahr eine Flut an Insolvenzanträgen. Diese ebbt nun stark ab. Die Zahl an neuen Schuldenregulierungsverfahren wird sich auf das Niveau von 2016/2017 einpendeln. Damit ist die Wirkung der „schnellen und billigen Entschuldung“ rasch wieder abgeflaut.“

Hauptursache für die Privatinsolvenz ist bei den davon Betroffenen laut Schuldnerberatern Einkommensverschlechterung infolge von Arbeitsplatzverlust oder Krankheit. 88% der von Creditreform zuletzt im Frühjahr 2019 befragten Gläubiger-Unternehmen sagen, dass das Konsumverhalten und generell Schwierigkeiten im Umgang mit Geld die Insolvenz verursacht haben. 20% sehen sogar eine missbräuchliche Verwendung des Insolvenzverfahrens zur Entschuldung als gegeben.

Bundesländervergleich: 9 von 10.000 Erwachsenen sind zahlungsunfähig/überschuldet
Ein Blick auf die Bundesländer zeigt ein fast einheitliches Bild: Die stärksten Rückgänge verzeichnen Vorarlberg (-32,4%), Tirol (-18,3%) und Niederösterreich (-13,3%). Ausreißer in dieser Entwicklung sind Salzburg (+1,6%) und Wien (+1,4%).

Mit fast 16 von 10.000 erwachsenen Personen sind die Wiener am stärksten von einer Insolvenz betroffen. 37% aller Insolvenzen finden in der Bundeshauptstadt statt. Im österreichischen Durchschnitt sind rund 9 von 10.000 Erwachsene zahlungsunfähig.
Conclusio 1. Halbjahr 2019

Die Ende 2017 in Kraft getretene Novelle der Insolvenzordnung mit einer Restschuldbefreiung Privater ohne einer verpflichtenden Mindestquote führte 2018 erwartungsgemäß zu einer Welle an Insolvenzanträgen. Besonders Schuldner, die aufgrund ihrer gescheiterten Selbständigkeit hohe Verbindlichkeiten haben, und Privatpersonen, die über kein regelmäßiges Einkommen verfügen, sollten so die Möglichkeit zu einem Neustart bekommen. Das haben im vergangenen Jahr erstmals über 10.000 Personen genutzt. Nun zeigt sich aber, dass dieser Trend wieder vorbei ist und die Privatinsolvenzen sinken. Die von manchen Experten geschätzte Zahl von 300.000 überschuldeten Personen in Österreich mag doch etwas zu hoch gegriffen sein. Auch haben die gute Arbeitsmarktlage und die steuer- und abgabensenkenden Maßnahmen für Geringverdiener sowie die Niedrigzinsen für Konsumkredite bewirkt, dass viele nicht den Weg zum Konkursgericht gehen mussten, um ihre finanziellen Dinge zu ordnen. Aber die ersten Wolken am Konjunkturhimmel und die sinkende Zuversicht der Unternehmen sind ernstzunehmende Hinweise auf einen möglichen Umschwung auch auf dem Arbeitsmarkt. Und ein Jobverlust ist eine der Hauptursachen für die Privatinsolvenz. Auf Rechnung liefernde Unternehmen sollten daher nach wie vor vorsichtig sein und ihr Kreditrisikomanagement im Auge behalten.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.creditreform.at

 

 

 

 

 

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