1. Halbjahr 2019: 46 Insolvenzen pro Werktag – Trendumkehr bei Privatinsolvenzen: Wieder weniger
Insolvenzen
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Privatinsolvenzstatistik für das
1. Halbjahr 2019 in Österreich zeigen, dass sich der im 1. Quartal begonnene Trend fortsetzt und die Insolvenzen
von Privatpersonen weiter zurückgehen. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist um 5,8%
auf rund 5.200 Verfahren gesunken.
Dazu Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband
Creditreform: „Nach Inkrafttreten der Gesetzesnovelle zum Privatinsolvenzrecht gab es im vergangenen Jahr eine
Flut an Insolvenzanträgen. Diese ebbt nun stark ab. Die Zahl an neuen Schuldenregulierungsverfahren wird sich
auf das Niveau von 2016/2017 einpendeln. Damit ist die Wirkung der „schnellen und billigen Entschuldung“ rasch
wieder abgeflaut.“
Hauptursache für die Privatinsolvenz ist bei den davon Betroffenen laut Schuldnerberatern Einkommensverschlechterung
infolge von Arbeitsplatzverlust oder Krankheit. 88% der von Creditreform zuletzt im Frühjahr 2019 befragten
Gläubiger-Unternehmen sagen, dass das Konsumverhalten und generell Schwierigkeiten im Umgang mit Geld die
Insolvenz verursacht haben. 20% sehen sogar eine missbräuchliche Verwendung des Insolvenzverfahrens zur Entschuldung
als gegeben.
Bundesländervergleich: 9 von 10.000 Erwachsenen sind zahlungsunfähig/überschuldet
Ein Blick auf die Bundesländer zeigt ein fast einheitliches Bild: Die stärksten Rückgänge
verzeichnen Vorarlberg (-32,4%), Tirol (-18,3%) und Niederösterreich (-13,3%). Ausreißer in dieser Entwicklung
sind Salzburg (+1,6%) und Wien (+1,4%).
Mit fast 16 von 10.000 erwachsenen Personen sind die Wiener am stärksten von einer Insolvenz betroffen. 37%
aller Insolvenzen finden in der Bundeshauptstadt statt. Im österreichischen Durchschnitt sind rund 9 von 10.000
Erwachsene zahlungsunfähig.
Conclusio 1. Halbjahr 2019
Die Ende 2017 in Kraft getretene Novelle der Insolvenzordnung mit einer Restschuldbefreiung Privater ohne einer
verpflichtenden Mindestquote führte 2018 erwartungsgemäß zu einer Welle an Insolvenzanträgen.
Besonders Schuldner, die aufgrund ihrer gescheiterten Selbständigkeit hohe Verbindlichkeiten haben, und Privatpersonen,
die über kein regelmäßiges Einkommen verfügen, sollten so die Möglichkeit zu einem Neustart
bekommen. Das haben im vergangenen Jahr erstmals über 10.000 Personen genutzt. Nun zeigt sich aber, dass dieser
Trend wieder vorbei ist und die Privatinsolvenzen sinken. Die von manchen Experten geschätzte Zahl von 300.000
überschuldeten Personen in Österreich mag doch etwas zu hoch gegriffen sein. Auch haben die gute Arbeitsmarktlage
und die steuer- und abgabensenkenden Maßnahmen für Geringverdiener sowie die Niedrigzinsen für
Konsumkredite bewirkt, dass viele nicht den Weg zum Konkursgericht gehen mussten, um ihre finanziellen Dinge zu
ordnen. Aber die ersten Wolken am Konjunkturhimmel und die sinkende Zuversicht der Unternehmen sind ernstzunehmende
Hinweise auf einen möglichen Umschwung auch auf dem Arbeitsmarkt. Und ein Jobverlust ist eine der Hauptursachen
für die Privatinsolvenz. Auf Rechnung liefernde Unternehmen sollten daher nach wie vor vorsichtig sein und
ihr Kreditrisikomanagement im Auge behalten.
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