Wien (fma) - Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat am 10. Juli eine umfassende Studie
zur Digitalisierung am österreichischen Finanzmarkt veröffentlicht. Demnach haben die österreichischen
Finanzunternehmen eine grundsätzlich positive Einstellung zum digitalen Wandel: sie sehen darin mehrheitlich
eine Chance zur Weiterentwicklung ihres Geschäfts. Beim Stand der Digitalisierung zeigt sich ein gemischteres
Bild. Ein Großteil der Unternehmen hat sich organisatorisch und strategisch bereits auf das geänderte
Umfeld eingestellt. Etwa jedes fünfte Unternehmen hinkt hier aber hinterher und hat die Digitalisierung kaum
oder noch gar nicht in seiner Unternehmensstrategie berücksichtigt. Diese Studie gibt erstmals einen wirklich
umfassenden Blick auf die Digitalisierung am österreichischen Finanzmarkt, wie die FMA Vorstände Helmut
Ettl und Klaus Kumpfmüller betonen: “Insgesamt sehen wir, dass die Unternehmen sich bereits sehr intensiv
mit digitaler Innovation befassen. Der Wettbewerb wird stärker und zunehmend global und die heimischen Unternehmen
dürfen den Anschluss nicht verlieren.“
Umfassendste Studie zu Digitalisierung am österreichischen Finanzmarkt
Für den Bericht hat die FMA unter Banken, Versicherungen und anderen Finanzdienstleistern sowohl den derzeitigen
Status als auch die mittelfristigen Erwartungen und Planungen in Bezug auf die Digitalisierung abgefragt. Mit der
damit erreichten hohen Marktabdeckung ist der Bericht die bislang umfassendste Analyse zum digitalen Wandel am
österreichischen Finanzmarkt. Die Erkenntnisse des Berichts werden auch in die Aufsichtsstrategie der FMA
einfließen.
Effizienzsteigerung steht im Vordergrund
Die Unternehmen am österreichischen Finanzmarkt sehen die Digitalisierung eher als evolutionären Prozess
und erwarten mittelfristig keine disruptiven Veränderungen am Markt. Im Einsatz digitaler Technologien sieht
ein Großteil der Unternehmen die Möglichkeit, Unternehmensprozesse effizienter zu machen. Insbesondere
im Bankensektor wird das Potenzial gesehen, durch digitale Lösungen besser auf Kundenwünsche eingehen
zu können.
Konkurrenz durch globale Player und FinTech
Das künftige Marktumfeld wird je nach Sektoren sehr unterschiedlich eingeschätzt. Banken und Versicherungen
stellen sich vor allem auf Konkurrenz globaler Technologiekonzerne ein. Im Wertpapierdienstleistungssektor werden
dagegen FinTechs als Hauptkonkurrenten um neue Kunden wahrgenommen.
Welche Technologien sind am weitesten verbreitet?
Die Verbreitung einzelner Technologien variiert je nach Sektor und Anwendungsbereich. Am weitesten verbreitet sind
digitale Technologien in den Bereichen Vertrieb und Marketing. Etwa die Hälfte der Unternehmen bietet ihre
Dienstleistungen über spezielle Online-Portale für Kunden an, 39% haben dazu Apps für mobile Geräte
entwickelt. Die Verwendung von E-Mails wird aus Gründen der Datensicherheit und des Datenschutzes in Zukunft
wohl zurückgehen. Kundenkontakt über soziale Medien halten derzeit vor allem Versicherungen (70%). Auffällig
ist, dass automatische Beratungssysteme – sogenannte Robo-Advisers – kaum von den etablierten Unternehmen entwickelt
werden, sondern überwiegend von FinTech Unternehmen.
Bereits die Hälfte der Institute (48%) setzt auf Cloud-Services für die Bereitstellung von IT-Infrastruktur
und IT-Leistungen. Bis 2021 werden es zwei Drittel sein. Komplexere Technologien zur Datenanalyse sind derzeit
vor allem bei Banken und Versicherungen ein Thema. In den kommenden zwei Jahren will etwa die Hälfte der Versicherer
(46%) und Banken (55%) Machine Learning in ihren Produktivsystemen einsetzen. Die Anwendung von künstlicher
Intelligenz und Blockchain-Technologie beschränkt sich gegenwärtig noch auf vereinzelte Anwendungsfälle.
Call for Input bis 10. Oktober
Für die FMA ist diese Studie ein Zwischenstand. „Wir sehen diese Studie als Grundlage für eine intensive
Diskussion zum digitalen Wandel am österreichischen Finanzmarkt. Wir laden alle Interessierten ein, sich aktiv
daran zu beteiligen und ihre Stellungnahme zu der Studie abzugeben“, so die FMA-Vorstände Helmut Ettl und
Klaus Kumpfmüller.
Bis 10. Oktober 2019 kann die interessierte Öffentlichkeit im Rahmen eines Calls for Input Anmerkungen und
Anregungen an die FMA übermitteln. Diese können formlos an die Adresse digitalisierung@fma.gv.at
gesendet werden.
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