Pernkopf und Schmuckenschlager zur Sicherung des Waldes
St. Pölten (nlk) - „Die Lage in Niederösterreichs Wäldern war bereits im Vorjahr dramatisch
und ist heuer nach wie vor angespannt. Vom Holzeinschlag, der über 5 Millionen Festmester ausmacht, waren
60 Prozent Schadholz. Diese 3 Millionen Festmester entsprechen 10.000 Fußballfeldern. Dieses Holz muss niederpreisig
verkauft werden“, sagte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf am 9. Juli im Schulwald der LFS Pyhra, wo er gemeinsam
mit LKNÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager über Maßnahmen zur Sicherung des Waldes informierte.
Zwei Drittel des Schadens habe man dem Borkenkäfer zu verdanken, das restliche Drittel entfalle auf Sturmschäden
und Schneebruch; in Tschechien habe es sogar über 18 Millionen Festmester Schadholz gegeben. Grund für
diese dramatische Situation sei der Klimawandel, betonte Pernkopf: „Lange Dürreperioden und hohe Temperaturen
sorgen dafür, dass sich der Borkenkäfer dramatisch ausbreitet, teilweise kommt es sogar zu bis zu vier
Generationen im Jahr. Gerade die Fichtenwälder, die mit 37 Prozent den Großteil ausmachen, sind für
den Borkenkäfer ‚leichte Beute‘, sorgen doch Hitze und fehlender Regen für Trockenstress“.
„Derzeit gibt es aufgrund der Borkenkäfersituation mehr Holz, das abholfertig an den Straßen lagert,
als der Markt aufnehmen kann. Auch wenn die Abnahme von heimischem Holz einen Höchststand erreicht hat, ist
es für mich und ganz besonders für alle betroffenen Waldbauern daher völlig unverständlich,
dass im letzten Jahr auch der Holzimport um rund 20 Prozent gesteigert wurde. Wenn diese Menge, rund 1 Millionen
Erntefestmeter heimisches Holz, das auch verfügbar war, aus unseren Wäldern abgefrachtet worden wäre,
hätte dies wesentlich zu einer Entlastung der ohnehin schon schwierigen Situation für die Waldbesitzer
beigetragen", betonte Schmuckenschlager.
„Die Schäden sind eine Tragödie für die Forstwirte, aber auch für das ganze Land“, so der LH-Stellvertreter
weiter. Der Wald bedecke über 41 Prozent unserer Landesfläche. Diese 790.000 Hektar seien die Grüne
Lunge Niederösterreichs, dienten als Rückzugsort und Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Wasserspeicher,
Naherholungsgebiet und nicht zuletzt als CO2-Speicher.
Vor diesem Hintergrund arbeiteten die 31.000 heimischen Forst-Betriebe seit Jahrhunderten nachhaltig, die Rahmenbedingungen
dafür gebe seit 160 Jahren eines der weltweit strengsten Forstgesetze vor, führte Pernkopf aus: „Unser
oberstes Prinzip lautet: Es wird nicht mehr geerntet als nachwächst. Trotz der Entnahmen wächst daher
der Holzvorrat in unseren Wäldern auch um 500.000 Festmeter. Im Gegensatz zu einem nicht bewirtschafteten
Wald werden im Wirtschaftswald alte Bäume entfernt, bevor sie zu verrotten beginnen, das schafft Raum und
Licht für neue Bäume“.
„Die Forstwirte schauen auf unsere Grüne Lunge, genau sie werden aber zum Opfer des Klimawandels. Dabei handelt
es sich um einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor, stellt die Forstwirtschaft doch rund 3.000 Vollzeitarbeitskräfte
bzw. in der gesamten Wertschöpfungskette sogar 22.600 Vollzeit-Arbeitsplätze in Niederösterreich,
die jährlich eine Wertschöpfung von rund 220 Millionen Euro erwirtschaften“, unterstrich der LH-Stellvertreter.
Zur Sicherung des Waldes wurden die Forstwirte im Rahmen eines Waldschutzprogrammes von 2018 bis Juni 2019 vom
Land Niederösterreich, dem Bund und der EU mit rund 5,3 Millionen Euro unterstützt: „In den Forstschutz
flossen dabei 1,7 Millionen Euro. Damit konnten über 640 Hektar gemulcht und 55.000 Festmeter in Zwischenlager
gebracht werden. Zusätzlich wurden 11.000 Fangbäume für Borkenkäfer bereitgestellt. Überdies
wurden 3,6 Millionen Euro für die Wiederaufforstung bereitgestellt, wodurch auf einer Fläche von 1.700
Hektar neuer Wald entstehen konnte“, erläuterte Pernkopf.
„Diesen Weg werden wir weiter forcieren und stellen heuer zusätzlich 2 Millionen Euro für den Forstschutz
und die Wiederaufforstung zur Verfügung“, kündigte der LH-Stellvertreter an und erinnerte überdies
an 750 mit Holz betriebene Nahwärmeanlagen, 27 Biomasse-KWK-Anlagen, die Wohnbaustrategie von Landesrat Martin
Eichtinger mit ihrer Holzbauoffensive sowie die Maßnahmen zum Ausstieg aus Öl-Heizungen und damit zum
Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme:
„Niederösterreich war das erste Bundesland, das den Einbau von Ölkesseln im Neubau verboten hat. Und
wir waren es auch, die auf die Weiterführung des ‚Raus aus dem Öl-Bonus‘ des Bundes gedrängt haben,
die jetzt mit 20 Millionen Euro zusätzlich dotiert wurde. Mit diesen zusätzlichen Mitteln können
4.000 alte Öl-Kessel zusätzlich auf umweltfreundliche Wärmesysteme getauscht werden“.
Niederösterreich setze also auf vielen Ebenen und an vielen Punkten an, um die heimische Forstwirtschaft zu
unterstützen und die heimischen Wälder zu schützen, meinte Pernkopf und appellierte abschließend
an die Konsumenten, beim Holz-Kauf auf heimische Herkunft zu achten, und an die Sägeindustrie: „Die Holzimporte
sind 2018 um 20 Prozent gestiegen, diese Steigerung entspricht zusätzlichen 35.000 vollbeladenen Lkws. Meine
Bitte daher:
Unterstützen wir gemeinsam die heimischen Waldbauern und kaufen das Holz vor der Haustüre“.
Schmuckenschlager sagte: „Durch die Borkenkäferkalamitäten ist der Wald im Fichtenbereich in Niederösterreich
dramatisch im Niedergehen. Konnte ein 30 Hektar großer Betrieb bisher rund 200 Festmeter gewinnen und damit
7.300 Euro pro Jahr einnehmen, so kann das Schadholz jetzt nur noch um 1.000 Euro verkauft werden. Das ergibt ein
Minus von 6.300 Euro pro Jahr“. Angesichts der trotz erhöhten eigenen Holzaufkommens gestiegenen Importe kündigte
er an, die Landwirtschaftskammer NÖ werde, wenn nicht eingelenkt werde, „ein Notwehr-Fahrverbot wie in Tirol
beim Transit“ fordern.
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