Wien (oenb) - Laut der aktuellen Inflationsprognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wird die am Harmonisierten
Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate in den Jahren 2019 bis 2021 konstant bei 1,7 % erwartet.
Zum einen dämpft die Annahme leicht sinkender Rohölpreise, wie sie von den Finanzmärkten erwartet
werden, die Inflationsrate bis 2021. Zum anderen wird dies aber durch die nach wie vor robuste Konsumnachfrage
sowie das starke Wachstum der Arbeitskosten, das vor allem in lohnintensiven Sektoren (etwa bei den Dienstleistungen)
zu Preisdruck führt, kompensiert. Somit bleibt die Inflationsrate insgesamt konstant.
Inflationsrate in den letzten drei Monaten stabil bei 1,7 %
Die österreichische HVPI-Inflationsrate lag in den Monaten März bis Mai 2019 stabil bei 1,7 %. Zwar beschleunigte
sich in dieser Zeit der Preisauftrieb bei Industriegütern ohne Energie sowie bei Dienstleistungen etwas, dies
wurde aber durch rückläufige Teuerungsraten von Energie und Nahrungsmitteln ausgeglichen. Die Kerninflationsrate
(HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg daher von 1,4 % im März auf 1,7 % im Mai 2019 und befindet sich
nun auf demselben Niveau wie die Gesamtinflationsrate.
Inflation in Österreich nur kurzfristig höher als in Deutschland und im Euroraum
Im Euroraum und in Deutschland sind die Inflationsraten im Mai 2019 markant auf 1,2 % bzw. 1,3 % zurückgegangen,
nachdem sie im Vormonat noch auf einem sehr ähnlichen Niveau wie in Österreich gelegen waren. Dadurch
vergrößerte sich der Inflationsabstand Österreichs zum Euroraum und zu Deutschland wieder auf rund
einen halben Prozentpunkt. Der jüngste Inflationsrückgang in Deutschland und im Euroraum ist laut dem
Deutschen Statistischen Bundesamt hauptsächlich auf Preisrückgänge bei Reisedienstleistungen aufgrund
des späten Pfingsttermins zurückzuführen.
OeNB erwartet stabile Inflationsrate von 1,7 % bis 2021
Die OeNB erwartet in ihrer jüngsten Inflationsprognose vom Juni 2019 für das Jahr 2019 eine HVPI-Inflationsrate
von 1,7 %, womit sie um 0,4 Prozentpunkte niedriger sein wird als im Vorjahr. In den Jahren 2020 und 2021 wird
die Teuerungsrate stabil bei 1,7 % bleiben. Die im Vergleich zu 2018 niedrigere HVPI-Inflationsrate im Prognosezeitraum
ist hauptsächlich auf die angesichts rückläufiger Ölpreisannahmen geringere Teuerung von Energie
zurückzuführen. Die Kerninflationsrate wird 2019 bei 1,8 % und 2020 sowie 2021 bei 1,9 % und damit etwas
über der HVPI-Inflationsrate liegen. Dafür sind der bis Ende 2019 steigende Lohndruck sowie die kräftige
Konsumnachfrage ausschlaggebend, die sich in den Jahren 2020 und 2021 zwar abschwächen werden, aber weiterhin
kräftig bleiben. Zudem sollte in den kommenden Jahren die Inflationsrate von Dienstleistungen zulegen.
Inlandskonjunktur übt weiterhin – wenngleich abgeschwächten – Aufwärtsdruck auf Preise aus
Aufgrund der robusten Inlandskonjunktur und der positiven Lage am Arbeitsmarkt wuchsen die nominellen Lohnstückkosten
seit Anfang 2018 kräftig, während sich die Gewinnquote der nichtfinanziellen Unternehmen seit 2017 kaum
veränderte. Die gesamtwirtschaftliche Produktionslücke hat laut OeNB-Schätzung im ersten Quartal
2019 ihren Höchstwert im aktuellen Konjunkturzyklus erreicht und sollte in den kommenden Quartalen parallel
mit der Konjunkturabschwächung wieder leicht zurückgehen. Ebenso sank die Kapazitätsauslastung in
der Konsumgüterproduktion zuletzt etwas.
Kerninflationsmaße bilden den zugrunde liegenden Inflationstrend ab
Im Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe von „Inflation aktuell. Die Inflationsanalyse der OeNB“ werden verschiedene
Kerninflationsmaße für Österreich dargestellt. Kerninflationsmaße sind Indikatoren, die den
zugrunde liegenden Inflationstrend abbilden, indem sie vorübergehende Effekte sowie Schocks, die nur manche
Untergruppen des HVPI betreffen (wie z. B. Erdölpreisschocks oder saisonale Preisentwicklungen), aus der Gesamtinflationsrate
herausfiltern. Hierfür werden Maße, die bestimmte Untergruppen des HVPI dauerhaft ausschließen,
sowie Maße, aus denen die Untergruppen mit den jeweils größten und kleinsten Inflationsraten vorübergehend
ausgeschlossen werden, berechnet. Die dargestellten Kerninflationsmaße liefern insbesondere in Phasen, in
denen die Gesamtinflationsrate aufgrund vorübergehender Schocks deutlich von ihrem Trend abweicht, nützliche
Informationen zur Beurteilung der zugrunde liegenden Inflationstendenz. Damit sind sie – neben der Analyse der
Gesamtinflationsrate – relevante Indikatoren für geldpolitische Entscheidungen.
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