Stadt Wien legt Sozial-Konzept
 für Verkehrsknotenpunkte fest

 

erstellt am
09. 07. 19
13:00 MEZ

Wien (rk) - Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien (SDW), hat am 8. Juli in einem Mediengespräch eine Wien-weite Gesamtstrategie für Verkehrsknotenpunkte in Wien präsentiert. Dieses Konzept soll mit sozialen und medizinischen Angeboten verhindern, dass unterschiedliche Bedürfnisse verschiedener Gruppen im öffentlichen Raum Überhand nehmen und zu Konflikten führen.

Ein in der Vorwoche von Bürgermeister Michael Ludwig, Öffi-Stadträtin Ulli Sima und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker vorgelegtes Maßnahmenpaket für den Praterstern wird in angepasster Form auch auf andere Öffi-Verkehrsflächen angewandt. So sind etwa für die drei Knotenpunkte Gumpendorfer Straße, Josefstädter Straße und Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf Maßnahmenpakete geschnürt worden, die sich bereits in Umsetzung befinden. „Es sind in ganz Wien etwa 40 Verkehrsknotenpunkte unter permanenter Beobachtung und werden alle drei bis sechs Monate neu bewertet“, so SDW-Koordinator Lochner. Ein solcher Verkehrsknotenpunkt definiert sich dadurch, dass sich mindestens zwei Öffi-Linien kreuzen und dort eine öffentliche Fläche von den Fahrgästen oder AnrainerInnen stark genutzt wird. Diese Bewertung wird durch Expertinnen und Experten der Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien und der Suchthilfe Wien erstellt und inhaltlich mit der Magistratsdirektion – Organisation und Sicherheit, den Wiener Linien, dem Fonds Soziales Wien, den Österreichischen Bundesbahnen und der Landespolizeidirektion Wien abgestimmt. „Diese Organisationen arbeiten in Wien bereits seit Jahrzehnten erfolgreich zusammen. Wir erstellen aus dieser bewährten Zusammenarbeit jetzt ein allgemeingültiges Schema für ganz Wien, das für alle Organisationen einfach nachvollziehbar und anwendbar ist“, so Lochner.

Die Analyse eines Verkehrsknotenpunktes erfolgt nach vier Kriterien: der Größe der Fläche, der Diversität der Nutzung, der BesucherInnen-Frequenz am Knotenpunkt und der Beschwerdelage. „Je größer die unterschiedlichen Bedürfnisse der BenützerInnen sind, desto höher ist auch die von uns bewertete Diversität“, beschrieb Koordinator Lochner die Situation und ergänzte: „Je kleiner die Fläche ist, auf der die Menschen aufeinandertreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier Konflikte entstehen.“ Nach einem Punktesystem wird die gemeinsame Bewertung aller beteiligten Organisationen erstellt, daraus werden dann bei Bedarf konkrete Maßnahmen vor Ort gesetzt und von allen Organisationen mitgetragen. „So ist es beispielsweise jetzt schon gelungen, dass am Franz-Jonas-Platz die bekannt gewordenen Gewaltdelikte in den letzten sechs Monaten um rund 60 Prozent zurückgegangen sind. Wir werden hier aber mit verstärkter Sozialarbeit weiterhin die Lage beobachten und beurteilen. Dazu wird das Personal – auch an anderen Standorten – um rund ein Drittel aufgestockt“, so Lochner. Es sei die Situation in Floridsdorf eine andere als etwa am Praterstern und könne deshalb auch nicht mit denselben Maßnahmen („Alkoholkonsumverbot“) behandelt werden. Essentiell für eine erfolgreiche Intervention sei laut Lochner vor allem „die verstärkte regionale Vernetzung aller relevanten Organisationen“. Zudem enthalte das Konzept auch eine Liste von Voraussetzungen, die an jedem Verkehrsknotenpunkt erforderlich seien: ausreichend Ausweichmöglichkeiten am Platz, genügend Sitzgelegenheiten und Mistkübel, eine regelmäßige Reinigung sowie stadtweit ein ausreichendes Angebot an Schlafplätzen für obdachlose Menschen, Tageszentren für unterschiedliche Zielgruppen, medizinische Betreuungseinrichtungen sowie Sozialarbeit vor Ort.

 

 

 

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