Wien (rk) - Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien (SDW), hat
am 8. Juli in einem Mediengespräch eine Wien-weite Gesamtstrategie für Verkehrsknotenpunkte in Wien
präsentiert. Dieses Konzept soll mit sozialen und medizinischen Angeboten verhindern, dass unterschiedliche
Bedürfnisse verschiedener Gruppen im öffentlichen Raum Überhand nehmen und zu Konflikten führen.
Ein in der Vorwoche von Bürgermeister Michael Ludwig, Öffi-Stadträtin Ulli Sima und Gesundheitsstadtrat
Peter Hacker vorgelegtes Maßnahmenpaket für den Praterstern wird in angepasster Form auch auf andere
Öffi-Verkehrsflächen angewandt. So sind etwa für die drei Knotenpunkte Gumpendorfer Straße,
Josefstädter Straße und Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf Maßnahmenpakete geschnürt worden,
die sich bereits in Umsetzung befinden. „Es sind in ganz Wien etwa 40 Verkehrsknotenpunkte unter permanenter Beobachtung
und werden alle drei bis sechs Monate neu bewertet“, so SDW-Koordinator Lochner. Ein solcher Verkehrsknotenpunkt
definiert sich dadurch, dass sich mindestens zwei Öffi-Linien kreuzen und dort eine öffentliche Fläche
von den Fahrgästen oder AnrainerInnen stark genutzt wird. Diese Bewertung wird durch Expertinnen und Experten
der Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien und der Suchthilfe Wien erstellt und inhaltlich mit der Magistratsdirektion
– Organisation und Sicherheit, den Wiener Linien, dem Fonds Soziales Wien, den Österreichischen Bundesbahnen
und der Landespolizeidirektion Wien abgestimmt. „Diese Organisationen arbeiten in Wien bereits seit Jahrzehnten
erfolgreich zusammen. Wir erstellen aus dieser bewährten Zusammenarbeit jetzt ein allgemeingültiges Schema
für ganz Wien, das für alle Organisationen einfach nachvollziehbar und anwendbar ist“, so Lochner.
Die Analyse eines Verkehrsknotenpunktes erfolgt nach vier Kriterien: der Größe der Fläche, der
Diversität der Nutzung, der BesucherInnen-Frequenz am Knotenpunkt und der Beschwerdelage. „Je größer
die unterschiedlichen Bedürfnisse der BenützerInnen sind, desto höher ist auch die von uns bewertete
Diversität“, beschrieb Koordinator Lochner die Situation und ergänzte: „Je kleiner die Fläche ist,
auf der die Menschen aufeinandertreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier Konflikte entstehen.“
Nach einem Punktesystem wird die gemeinsame Bewertung aller beteiligten Organisationen erstellt, daraus werden
dann bei Bedarf konkrete Maßnahmen vor Ort gesetzt und von allen Organisationen mitgetragen. „So ist es beispielsweise
jetzt schon gelungen, dass am Franz-Jonas-Platz die bekannt gewordenen Gewaltdelikte in den letzten sechs Monaten
um rund 60 Prozent zurückgegangen sind. Wir werden hier aber mit verstärkter Sozialarbeit weiterhin die
Lage beobachten und beurteilen. Dazu wird das Personal – auch an anderen Standorten – um rund ein Drittel aufgestockt“,
so Lochner. Es sei die Situation in Floridsdorf eine andere als etwa am Praterstern und könne deshalb auch
nicht mit denselben Maßnahmen („Alkoholkonsumverbot“) behandelt werden. Essentiell für eine erfolgreiche
Intervention sei laut Lochner vor allem „die verstärkte regionale Vernetzung aller relevanten Organisationen“.
Zudem enthalte das Konzept auch eine Liste von Voraussetzungen, die an jedem Verkehrsknotenpunkt erforderlich seien:
ausreichend Ausweichmöglichkeiten am Platz, genügend Sitzgelegenheiten und Mistkübel, eine regelmäßige
Reinigung sowie stadtweit ein ausreichendes Angebot an Schlafplätzen für obdachlose Menschen, Tageszentren
für unterschiedliche Zielgruppen, medizinische Betreuungseinrichtungen sowie Sozialarbeit vor Ort.
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