Leopold Museum: Umfassende Wien 1900-Ausstellung um Kokoschka-Beitrag erweitert
Wien (leopold museum) - Eine Woche nach dem Ende der großen Kokoschka-Retrospektive präsentiert
das Leopold Museum den Künstler Oskar Kokoschka (1886—1980) nun dauerhaft im Rahmen der erfolgreichen Neupräsentation
Wien 1900. Aufbruch in die Moderne.
Mit 17. Juli zeigt das Museum eine von Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger konzipierte Auswahl an Werken
Kokoschkas als essentiellen Teil der von ihm kuratierten neuen Dauerpräsentation Wien 1900. Insgesamt 16 Gemälde
Kokoschkas sowie Arbeiten auf Papier (Zeichnungen, Radierungen, Lithographien), Plakate, Fotografien, Bücher
und Dokumente geben Einblick in das Leben und Schaffen des Ausnahmekünstlers. Darüber hinaus wird ein
Blick auf seinen Studien- und Künstlerkollegen Rudolf Kalvach (1883—1932) geworfen, der wie Kokoschka ein
Plakat zur Kunstschau 1908 schuf.
Die neue Kokoschka-Präsentation umfasst rund 50 Objekte und stellt damit die weltweit größte permanente
museale Kokoschka-Ausstellung dar. Sie beinhaltet neben Werken der Sammlung Leopold auch zahlreiche Dauerleihgaben.
Die Exponate aus den Beständen des Leopold Museum wurden um Leihgaben aus der Leopold Privatsammlung, dem
Wien Museum, der OeNB, der Sammlung der Wiener Städtischen Versicherung VIG und um Objekte aus Privatbesitz
ergänzt.
Die repräsentative Zusammenstellung befindet sich im dritten Geschoß des Leopold Museum, prominent eingebettet
zwischen der Präsentation der Inneneinrichtungen des Wiener Werkstätte-Gründers Josef Hoffmann und
des Wegbereiters der modernen Architektur und Kokoschka-Förderers Adolf Loos sowie der Präsentation des
malerischen Schaffens des Komponisten Arnold Schönberg.
"Mit der neuen permanenten Kokoschka-Präsentation würdigen wir einen Künstler, dessen wechselvolle
Biographie uns Licht und Schatten der Geschichte unseres Landes im 20. Jahrhundert vor Augen führt. Oskar
Kokoschka polarisierte und faszinierte gleichermaßen. Der „Homo Politicus“, den autoritäre Bestrebungen
seines Heimatlandes in die Emigration nach Tschechien und Frankreich trieben und den die totalitäre Gewalt
der Nazis, die ihn als „Entarteten Künstler“ diffamierten, zur Flucht nach England zwangen, war stets der
Freiheit, dem Frieden und der Idee eines geeinten Europas verpflichtet. Seine unbeirrbare künstlerische Überzeugung
und sein humanistisches Wirken machen ihn zu einer der großen Einzelgestalten der europäischen Kunst-
und Kulturgeschichte."
Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum
Der von Kunstkritiker Ludwig Hevesi als „Oberwildling“ bezeichnete Hauptvertreter des Österreichischen Expressionismus
war ein zentraler Exponent der Kunst in Wien um 1900. Der radikale Neuerer galt seinen Zeitgenossen als „Enfant
terrible“. Die Präsentation zeigt Werke aus allen Schaffensphasen Kokoschkas, darunter etliche Schlüsselwerke
des Künstlers. Den Übergang vom Jugendstil zum Expressionismus kennzeichnet das von Kokoschka verfasste
und illustrierte Künstlerbuch Die träumenden Knaben (1907), welches er im Auftrag der Wiener Werkstätte
schuf. Aus der frühen expressionistischen Phase sind Die Baumwollpflückerin, das Plakat zur Kunstschau
1908, das Plakat für Kokoschkas Drama Mörder, Hoffnung der Frauen (1909) mit dem berühmten „Pietà“-Motiv,
das Selbstbildnis als Schmerzensmann in der Version als Werbeplakat für die Berliner Zeitschrift Der Sturm
(1910) und als Ankündigungsplakat für seinen Vortrag Von der Natur der Gesichte beim Akademischen Verband
für Literatur und Musik (1911), zu sehen.
Die 1913 während seiner Liaison mit Alma Mahler geschaffene Dolomitenlandschaft Tre Croci und das nach dem
Ende des Ersten Weltkrieges entstandene Selbstbildnis, eine Hand ans Gesicht gelegt (1918/19) werden ebenso gezeigt,
wie die Porträts des Juristen Hermann Schwarzwald (1916) und des Komponisten Arnold Schönberg (1924).
Eine außergewöhnliche Leihgabe ist das mehr als 4 Meter breite Wandbild für Alma Mahlers Villa
am Semmering, ein Hauptwerk der farbkräftigen Malerei der Dresdner Zeit ist das Selbstbildnis an der Staffelei
(1922). Städtebilder, wie eine Vedute von Amsterdam (1925) oder die Ansicht der städtischen Kinderherberge
in Schloss Wilhelminenberg (1931) sind ebenso zu sehen, wie die allegorische Darstellung Anschluss – Alice im Wunderland
(1942), entstanden in England in den Jahren der Emigration.
Rund 120.000 Kunstinteressierte besuchten im Zeitraum der Ausstellung Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant,
Europäer (6. April – 8. Juli 2019) das Leopold Museum. Unter den Protagonisten der Wiener Secession werden
– meist als Trias „Klimt — Schiele – Kokoschka“ – Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka als herausragende
Maler der Wiener Moderne genannt. Auch der Vorreiter des Österreichischen Expressionismus Richard Gerstl zählt
zu den Neueren der Kunst der Wiener Moderne. In den seit Eröffnung der Wien 1900-Schau am 15. März dem
Œuvre Gerstls gewidmeten Räumen hält nun das Werk Kokoschkas Einzug. Die Gemälde Richard Gerstls
sind schon bald, ab 27. September, in der Sonderausstellung Richard Gerstl. Inspiration. Vermächtnis zu sehen,
der ersten Schau zum Werk des Künstlers seit rund 30 Jahren in Österreich und eine der umfassendsten
bisher gezeigten Gerstl-Retrospektiven, die im Dialog mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern gezeigt
wird.
Wien 1900. Aufbruch in die Moderne
Meisterwerke von Klimt bis Schiele, seit 16.03.2019
Meisterwerke von Kokoschka, ab 17.07.2019
Richard Gerstl. Inspiration – Vermächtnis
27.09.2019 – 20.01.2020
Eröffnung: 26.09.2019, 19 Uhr
|