350 Jahre Bergputzer: Outdoor-
 Arbeitsplatz für nervenstarke Naturen

 

erstellt am
16. 07. 19
13:00 MEZ

Bgm. Preuner und StR Berthold danken dem Team für ihren engagierten Einsatz
Salzburg (stadt) - Sie sind einzigartig und weit über die Landesgrenzen bekannt: die Salzburger Bergputzer. Ob Regen, Eis, Schnee oder Hitzewelle, sind sie als Abfahrer, Seilhalter und Bodenmänner das ganze Jahr über im Einsatz. Aktuell ist das Team in luftiger Höhe über dem Sigmundstor, im Volksmund Neutor genannt, aktiv. Die Zeit drängt, denn bis zur Festspiel-Eröffnung muss der Einsatz der Hämmer und Motorsägen beendet sein.

Am 16. Juli feiern die Bergputzer ihr 350-Jahr-Jubiläum. Und auch ein zweites Jubiläum kann da mitgefeiert werden: Nach unterschiedlichen Auftraggebern (u.a. die Kirche) ist der Magistrat seit genau 100 Jahren alleine für die Aufgabe des Bergputzens auf Stadtgrund zuständig. Bürgermeister Harry Preuner und Umwelt- und Baustadträtin Martina Berthold, als Ressortchefin des Kanal- und Gewässeramtes, sagen dem Team im Namen der Stadt Danke für das große Engagement zum Schutz der Bevölkerung.

Erste Erwähnungen von Bergputz-Einsätzen gab es bereits 1574. Dass Salzburg dann aber Bergputzer erhielt, geht auf einen riesigen Felssturz am 16. Juli 1669 oberhalb der Markuskirche (in der Nähe des heutigen Rot-Kreuz-Parkplatzes) zurück. Dabei kamen 230 Menschen ums Leben. Mehr als 100 Jahre lang wurde damals nach den Ursachen geforscht. Bis schließlich 1778 die großen, mit Regenwasser gefüllten Klüfte im Konglomeratgestein als Verursacher entdeckt wurden, die bei Frost gewaltige Sprengkraft in sich bergen.

„Die Bergputzer setzen mit Kraft, Wissen und Umsicht dagegen und schützen uns so vor möglichen Steinschlägen. Sie sind für uns alle längst eine liebgewordene und hoch geschätzte Institution geworden. Ich danke Jörg Benesch und seinen zwölf Mitarbeitern für ihren engagierten, mutigen Einsatz hoch über unseren Köpfen und wünsche allen Kollegen auch weiterhin ein gutes, sicheres und unfallfreies Arbeitsleben“, gratuliert Bürgermeister Preuner zum Jubiläum.

Auch Ressortchefin Berthold, selbst gerne im Fels unterwegs, findet nur wertschätzende Worte für ihr junges Team. „Die Männer arbeiten in den bis zu 120 Metern hohen Felswänden hochkonzentriert und gleichzeitig behutsam. Jeder einzelne trägt enorm viel Verantwortung – für sich, die Kollegen und vor allem für die Menschen am Fuße der Stadtberge. 350 Jahre haben die Salzburger Bergputzer die Stadt vor Steinschlag geschützt. Und wir werden sie auch die nächsten 350 Jahre dringend brauchen!“, ist die Umwelt- und Baustadträtin überzeugt, die ihrem Team persönlich einen Jubiläumskuchen in der Mönchsbergwand hoch über dem Neutor überreichte.

Rund 300.000 m² umfasst der Outdoor-Arbeitsplatz der Bergputzer, der großteils aus steil abfallenden Felswänden besteht. Nach oben geht’s zu Fuß, das Abseilen wird durch die neue Zweiseil-Technik erleichtert. Als Arbeitgeber sorgt die Stadt dafür, dass die komplette Ausrüstung technisch auf dem neuesten Stand ist.

Die Felskontrollen auf Mönchsberg, Kapuzinerberg, Nonnberg, Festungsberg, Rain- und Hellbrunnerberg starten jedes Jahr im Frühling. Mit Hammer und Brechstange wird dann loses, abgesprengtes Gestein abgeklopft – eine schwere, Kräfte raubende Arbeit. Rund 80 m³ Abräummaterial wird pro Jahr in Kübeln abtransportiert. Monatlich werden mehrere Messstellen am Mönchsberg (oberhalb der Pferdeschwemme) und am Hellbrunnerberg (Steintheater) kontrolliert und die Steinfänge regelmäßig von Schutt und Geröll befreit.

„An Felskanten und –wänden schneiden wir Sträucher und Stauden zurück, um Wachstum und damit Sprengkraft der Wurzeln einzubremsen. Im Jahr schneiden wir Sträucher auf einer Fläche von 32.400 m², das sind etwa zwölf Fußballfelder“, erklärt Jörg Benesch, der Bergputzer-Chef, seinen Job. Auch Eiszapfen – etwa im Bereich des Sigmundstors – seien regelmäßig zu entfernen.

Die Bergputzer achten bei ihrer Arbeit auch darauf, die Greifvögel der Stadt in ihrer Bruttätigkeit nicht zu stören. Über dem Zoo Hellbrunn wurden von den Bergputzern zweimal junge Uhus, die zu früh aus dem Nest gesprungen waren, in die Felswand zurückgebracht. Glück für den Uhu-Nachwuchs: Aufgrund des Bergputz-Einsatzes war der am Fuße der Felswand lebende Jaguar zu dieser Zeit weggesperrt.

Andere „schräge Vögel“ behindern leider immer öfter die Arbeit der Bergputzer: Menschen, die ihre Autos trotz Halte- und Parkverbot im Gefahrenbereich abstellen. 13 Bergputzer warteten vor kurzem auf vier Fahrzeughalter, die erst nach Ausforschung durch die Polizei mit einiger Verspätung ihre Autos aus dem Gefahrenbereich entfernten. „Die Meisten zeigen jedoch Verständnis für die notwendigen Felsarbeiten. Wir arbeiten ja für die Menschen und sorgen dafür, dass die Stadtberge sicher bleiben“, so Stadträtin Martina Berthold und weiter: „Die Männer machen eine tollen Job! Ihnen gebührt mein großer Dank. Ich würde mich freuen, beim nächsten Jubiläum auch Bergputzerinnen gratulieren zu können.“

 

 

 

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