… sinkende Nachfrage führt zu Beschäftigungsabbau in der österreichischen Industrie
– UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Juli auf 47,0 Punkte
Wien (bank austria) - Der Abschwung der österreichischen Industriekonjunktur seit dem Höhepunkt
zum Jahreswechsel 2016/17 mündete im Frühjahr 2019 in einer leichten Rezession. Auch ins dritte Quartal
startete die heimische Industrie mit ungünstigen Vorgaben. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex
ist im Juli 2019 erneut gesunken und liegt mit nur noch 47,0 Punkten mittlerweile den vierten Monat in Folge unter
der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Damit weist der Indikator auf die derzeit ungünstigste Entwicklung der
österreichischen Industrie seit beinahe fünf Jahren hin“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Das Tempo der Talfahrt der Industrie hat sich aktuell noch nicht verringert.
Wir erwarten aber in den nächsten Monaten eine Bodenbildung, wenn es auch dafür vorerst nur wenig Anzeichen
gibt.“
Produktion nimmt seit drei Monaten ab
Bereits seit Beginn des laufenden Jahres entwickelt sich das Neugeschäft der heimischen Industrie rückläufig,
ausgelöst von der Abschwächung im Welthandel, die zu starken Einbrüchen bei den Auslandsaufträgen
geführt hat. Die aktuelle Industriekonjunktur in Österreich ist weiterhin von einer Schwäche der
Nachfrage nach „Made in Austria“ gekennzeichnet. Der Anstieg des entsprechenden Index für die Exportaufträge
im Juli auf 46,5 Punkte, den höchsten Wert des laufenden Jahres, signalisiert zumindest eine gewisse Konsolidierung
im Exportgeschäft. „Aufgrund der anhaltenden Einbußen im Neugeschäft haben die heimischen Industriebetriebe
im Juli die Produktionsleistung erneut zurückgefahren. Der Produktionsindex lag mit 49,5 Punkten jedoch nur
knapp unter der Wachstumsschwelle, weil Auftragsrückstände massiv abgearbeitet wurden“, meint UniCredit
Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Auftragspolster sind so stark gesunken wie zuletzt vor sieben Jahren
und die Lieferzeiten in der österreichischen Industrie verringerten sich in Folge mit der stärksten Rate
seit der Finanzkrise im Jahr 2009.
Beschäftigungsabbau hat eingesetzt
Mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten folgt der Verringerung der Produktionsleistung nun ein Abbau der
Beschäftigung. Der Beschäftigtenindex sank im Juli auf 47,6 Punkte und lag damit erstmals seit März
2016 unter der Wachstumsgrenze. Trotz der schwächelnden Nachfrage war die Beschäftigung im ersten Halbjahr
2019 im Jahresabstand noch um fast 13.000 Personen bzw. 2,1 Prozent auf durchschnittlich fast 630.000 Mitarbeiter
gestiegen. „Durch die ausgezeichnete Industriekonjunktur in den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitslosenquote
in der Sachgütererzeugung auf durchschnittlich 3,7 Prozent bis zum ersten Halbjahr 2019 verringert, nach 3,8
Prozent 2018. Mit der nun eingesetzten Trendumkehr erwarten wir für das Gesamtjahr 2019 bestenfalls auch eine
Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent. Damit wird die Lage am sektoralen Arbeitsmarkt jedoch weiterhin deutlich günstiger
als in der Gesamtwirtschaft mit einer Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2019 sein“, so Pudschedl.
Ausgeprägte Nachfrageschwäche dämpft Preisentwicklung
Der Rückgang des Neugeschäfts schlägt sich auch in den aktuellen Preistrends nieder. Die Kosten
für Rohstoffe und Vormaterialien sanken im Juli so stark wie zuletzt vor mehr als drei Jahren. Die heimischen
Industriebetriebe haben aufgrund des scharfen Wettbewerbs in einem schwachen Nachfrageumfeld sogar erstmals seit
34 Monaten leicht die Verkaufspreise reduziert, um Umsatzeinbußen entgegenzuwirken. „Unterstützt durch
die stark sinkenden Einkaufspreise gelang es den heimischen Industriebetrieben, trotz der geringen Preissetzungsmacht
im Verkauf, in einem schwachen Nachfrageumfeld die Gewinnmargen zu sichern. Die Ertragssituation hat sich im Durchschnitt
im Juli gegenüber dem Vormonat sogar tendenziell verbessert“, meint Pudschedl.
Infolge der anhaltend schwachen Nachfrage wird in den heimischen Betrieben wieder verstärkt Wert auf ein vorsichtiges
und kostenbewußtes Lagermanagement gelegt. Eine deutliche Reduktion der Einkaufsmenge führte den dritten
Monat in Folge zum Abbau der Bestände in den Einkaufslagern. Die Bestände in den Verkaufslagern blieben
dagegen weitgehend konstant, was eine angemessene Anpassung in den Betrieben an die geringeren Produktionserfordernisse
infolge des schwachen Neugeschäfts unterstreicht.
Rückläufige Produktionserwartungen
Seit mittlerweile vier Monaten in Folge unterschreitet der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex die Wachstumsgrenze
von 50 Punkten. Die im Frühjahr eingesetzte leichte Rezession in der heimischen Industrie setzte sich zu Beginn
des dritten Quartals fort. „Die österreichische Industrie zeigt sich zumindest gegenüber Deutschland
aktuell in etwas besserer Verfassung. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex der Eurozone liegt mit 46,4 Punkte
ähnlich wie Österreich, in Deutschland fiel er jedoch auf nur noch 43,1 Punkte“, meint Bruckbauer. Die
österreichische Industrie hat sich von dieser besonders ungünstigen Entwicklung etwas abkoppeln können,
da sie von branchenspezifischen Problemen der deutschen Industrie, unter anderem durch die Übergewichtung
der osteuropäischen Märkte, nicht im gleichen Ausmaß betroffen ist.
Schwelende Handelskonflikte und politische Spannungen setzten dem globalen Handel und damit der österreichischen
Exportwirtschaft weiter stark zu. „Die deutliche Verringerung der Einkaufsmenge, der Abbau der Vormateriallager
und der erstmalige Rückgang der Beschäftigung im Juli zeigen eine anhaltende Verunsicherung. Auch auf
Jahresfrist haben sich die Aussichten für die österreichische Industrie eher verschlechtert“, meint Bruckbauer
und ergänzt abschließend: „Der Index für die Produktionserwartungen in 12 Monaten ist auf 49,3
Punkte gesunken, den niedrigsten Wert seit Februar 2015.“
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