St. Pölten (nöwpd) - Trotz der sich abschwächenden Konjunktur sehen Niederösterreichs rund
106.000 Unternehmerinnen und Unternehmer mit Optimismus in die Zukunft. Sie schätzen ihre Geschäftsaussichten
für die kommenden zwölf Monate positiv ein. Als Grund führt Sonja Zwazl, Präsidentin der NÖ
Wirtschaftskammer (WKNÖ), an, „wir haben eine Wirtschaftsstruktur mit einem gesunden Branchenmix und einen
Export - speziell in die Nachbarländer -, der als „wesentlicher Stabilitätsfaktor in konjunkturschwächeren
Zeiten“ wirkt.
Freilich lassen die WIFO-Konjunkturprognosen für Niederösterreich heuer immer noch ein Wachstum mit 1,8
Prozent deutlich über dem Österreich-Durchschnitt erwarten, aber „die Investitionsbereitschaft ist eher
zurückhaltend“, merkte WKNÖ-Direktor Johannes Schedlbauer an. „Wir sehen, dass jetzt eher Ersatzinvestitionen
getätigt werden, während es bisher überwiegend Erweiterungsinvestitionen waren, die Wachstum signalisieren.“
Die Stimmung in der NÖ Wirtschaftslandschaft wurde im Zuge einer österreichweiten WK-Umfrage im Mai erhoben.
Dazu sind 3.600 Wirtschaftstreibende aus allen Branchen und Betriebsgrößen befragt worden. „Nach dem
Konjunkturhoch von 2018 pendeln sich jetzt Auftragslage und Investitionsvolumen auf den üblichen Wachstumspfad
ein“, so Schedlbauer.
Niederösterreichs Betriebe konnten zuletzt beim Export kräftig zulegen. Das Exportvolumen übersprang
2018 die Messlatte von 23 Milliarden Euro. „Das entspricht einem Plus von 6,1 Prozent“, vermerkte Zwazl mit Stolz
auf die exportierenden Mitgliedsbetriebe. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Exporteure von 6.000 auf
8.000 Betriebe angewachsen. Waren es vor zehn Jahren erst 300 Ein-Personen-Unternehmen (EPU), die auch im Export
tätig gewesen sind, sind es mittlerweile 1.093.
„Natürlich haben wir auch den Vorteil, dass wir durch die EU-Osterweiterung wieder einen größeren
Heimmarkt haben“, sagt Zwazl. „Denn mit Tschechien, Ungarn, Polen, der Slowakei und Slowenien rangieren fünf
osteuropäische Nachbarländer unter den Top 10 unserer Export-Destinationen. Mit ihrem Importvolumen von
rund 5,2 Milliarden Euro kommen sie schon nahe an unseren Nummer-Eins-Exportmarkt Deutschland mit seinen knapp
6,7 Milliarden Euro heran.
Bemerkenswert am Umfrageergebnis ist auch, dass kleinere Exportbetriebe - mit bis zu 50 Mitarbeitern - ihre Exportchancen
deutlich positiver sehen als die größeren Mittelständler. „Wer erst am Anfang seiner Export-Tätigkeit
steht, kann natürlich größere Zuwachsraten erwarten als ein Betrieb, der schon eine entsprechende
Größenordnung erreicht hat“, erklärt Schedlbauer.
Für Sonja Zwazl ist es wichtig, dass Export-Fördermaßnahmen, wie etwa die Neuauflage der Initiative
„go international“, von den heimischen Betrieben auch wirklich genutzt werden. Für alle Bundesländer
stehen wieder 25,6 Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung. Davon sind zuletzt 17 Prozent nach
Niederösterreich geflossen.
Zu den traditionellen Export-Schlagern aus Niederösterreich gehören Maschinen, Metall und Chemie. Aber
auch heimische Umwelt-Technologie sowie die Qualitätsarbeit blau-gelber Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind
gefragt.
Das alles hat zur Folge, dass 87 Prozent der Betriebe die Beschäftigungslage in den nächsten Monaten
besser bzw. zumindest stabil einschätzen. Nur 13 Prozent erwarten eine Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt.
„Das bedeutet für uns, dass der Fachkräftemangel ein zentrales Thema bleibt“, sagt Zwazl und fordert
mehr Bildungsmaßnahmen. „Das Streichen von AMS-Mitteln für Weiterbildungsmaßnahmen ist jedenfalls
das falsche Signal“, richtet sie schon jetzt der neuen Regierung nach dem 29. September aus.
|