Sommersaison startete mit Zuwächsen im Tourismus
Wien (wifo) - Nach einem leichten Nachfragewachstum im Winter 2018/19 (Übernachtungen +1,4 %) startete
die Sommervorsaison 2019 (Mai bis Juni) mit kräftigeren Zugewinnen bei der Anzahl der Gäste und der Nächtigungen
(Gästeankünfte +4,6 %, Nächtigungen +3,5 %). Damit kann von einem positiven Start in die heurige
Sommersaison gesprochen werden, nachdem im Jahr 2018 die Nächtigungen in der Vorsaison rückläufig
waren (-0,8 %).
Da auf die Vorsaison mit rund einem Viertel der Sommernächtigungen nur die Hälfte des Gewichtes der Hauptsaison
(Juli bis August) entfällt, wird die Entwicklung in den nächsten beiden Monaten für das Gesamtergebnis
des Sommers 2019 maßgeblich sein. Die historische Erfahrung zeigt jedoch auch, dass die Bilanz der Vorsaison
ein schlechter Indikator für den weiteren Verlauf des Sommertourismus ist.
Auf Basis erster Schätzungen des WIFO erreichten die nominellen Einnahmen von Mai bis Juni 2019 3,97 Mrd.
€ und stiegen damit gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 um 3,7 %. Preisbereinigt betrug der Zuwachs 2,0
%.
Auf regionaler Ebene entwickelten sich die nominellen Tourismusumsätze im Analysezeitraum in Wien (+7,8 %),
Oberösterreich (+6,9 %), Salzburg (+4,6 %) und Niederösterreich (+4,4 %) dynamischer als in Österreich
insgesamt. Das Wachstum im Burgenland bewegte sich mit +3,6 % nahe dem bundesweiten Trend. Ein relativ zum nationalen
Trend schwächeres Wachstum zeigte sich hingegen in der Steiermark (+2,5 %), Kärnten (+2,3 %) und Tirol
(+1,8 %). Als einziges Bundesland verzeichnete Vorarlberg mit -3,0 % ein deutliches Minus bei den touristischen
Einnahmen.
Neben der zum Vorjahr hin verschobenen Lage von Feiertagen beeinflussten weitere Faktoren die Entwicklung in den
einzelnen Monaten der Sommervorsaison: So kann die gedämpfte Nachfrage im Mai 2019 nicht nur auf die späten
Termine von Pfingsten und Fronleichnam (2018 im Mai, 2019 im Juni) zurückgeführt werden, auch die viel
zu kühlen Temperaturen und die starken Niederschläge beeinträchtigten die Bilanz der österreichischen
Tourismuswirtschaft (Gästeankünfte -7,0 %, Übernachtungen -12,2 %). Der zweite Monat der touristischen
Sommersaison 2019 zeigte sich dann hochsommerlich (als einer der zehn wärmsten Juni-Monate in der 252-jährigen
Messgeschichte) und war zudem relativ zu trocken (besonders im Süden Österreichs). Zusätzlich konnte
der Tourismus im Juni 2019 von der Feiertagsverschiebung profitieren, sodass Ankünfte (+14,5 %) und Nächtigungen
(+15,9 %) kräftige Zuwächse verzeichneten. Die gemeinsame Betrachtung der beiden Vorsaisonmonate glich
die divergierende Entwicklung in den Einzelmonaten wieder aus: Von Mai bis Juni 2019 war somit ein deutlicher Anstieg
von 4,6 % bei den Ankünften und 3,5 % bei den Übernachtungen zu beobachten, sodass neue Höchststände
von 7,35 Mio. Ankünften bzw. 19,95 Mio. Nächtigungen erzielt wurden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
pro Gast und Unterkunft lag im Analysezeitraum bei 2,71 Nächten, was einem Rückgang von -1,0 % im Vergleich
zum Vorjahr entspricht. Die aktuelle Entwicklung bestätigt somit den langjährigen Trend zu kürzeren
Aufenthalten - noch in der Vergleichsperiode 1993 verblieben die Gäste im Durchschnitt gut 4 Nächte an
einem einzigen Urlaubsort.
Die Nachfrage nach Nächtigungen in Österreich wird überwiegend von internationalen Gästen bestimmt:
Ihr Marktanteil lag in der Sommervorsaison (Mai bis Juni) 2019 mit 13,2 Mio. bei 66,2 %. Mit einem Zuwachs von
3,8 % entwickelte sich das Gästesegment zudem wesentlich dynamischer als die Binnennachfrage (+2,8 %). Von
den Nächtigungen ausländischer Gäste gingen von Mai bis Juni 2019 83,4 % auf das Konto von nur 15
ausgewählten Quellmärkten, deren Gesamtentwicklung von +2,9 % vor allem vom bedeutendsten Markt, Deutschland
(+1,8 %; 53,2 % der internationalen Nächtigungsnachfrage), bestimmt wurde. Auch aus den beiden, in ihrer Bedeutung
sehr wichtigen, Herkunftsländern Niederlande (+3,7 %) sowie Schweiz und Liechtenstein (+0,5 %; beide zusammen
erreichen einen Auslandsmarktanteil von 10 %) stieg die Nächtigungsnachfrage, blieb allerdings unter der durchschnittlichen
Entwicklung bei Nächtigungen ausländischer Gäste. Bis auf Frankreich (-2,4 %) und das Vereinigte
Königreich (-7,0 %) wurden in Hinblick auf die restlichen zehn Märkte dieses Ländersegments (mit
einem Gewicht von 15,5 % der internationalen Nächtigungen) durchwegs sehr starke Anstiege bei den Übernachtungen
verzeichnet, inbesondere aus Rumänien (+20,8 %), Russland (+16,1 %), Dänemark (+15,5 %), Tschechien (+13,0
%), Italien (+12,2 %), Schweden (+10,8 %) und Polen (+10,6 %). Auch Belgien (+7,9 %), Ungarn (+6,5 %) und die USA
(+5,4 %) trugen zum deutlichen Wachstum an Nächtigungen ausländischer Gäste bei.
Bei der Entwicklung der einzelnen Unterkunftsarten stechen in der Sommervorsaison 2019 die gewerblichen Ferienwohnungen
mit einem Plus von 14,7 % hervor, auch die privaten Ferienwohnungen profitierten überdurchschnittlich vom
Anstieg des Nächtigungsvolumens (+6,8 %). Die Hotellerie blieb dagegen in allen Kategorien unter dem Durchschnitt
aller Beherbergungsbetriebe (5/4-Stern +2,9 %, 3-Stern +1,9 %, 2/1-Stern +2,2 %), ebenso Campingplätze, Unterkünfte
für Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten und sonstige Unterkünfte (zusammen
+2,6 %). In den Privatquartieren fiel der Zuwachs mit +1,4 % am geringsten aus.
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