Wien (impiulstanz) - Die dritte ImPulsTanz-Woche und somit die Halbzeit hält neben drei Zusatzvorstellungen
Blicke in die Vergangenheit und Zukunft, Forschungsreisen, „göttliche“ Performances, literarische Erzählungen,
Suchen nach Identitäten und Biografien, Stücke, die an die Grenzen gehen, aber auch jede Menge Optimismus
bereit. Mit u. a. Akemi Takeya, Peter Stamer, Frank Willens, Frédéric Gies, Lisi Estaras, Ido Batash,
Philipp Gehmacher, Amanda Piña sowie Mira Kandathil, Annina Machaz, Samuel Feldhandler, Teresa Vittucci
und Maria Metsalu in der [8:tension] Young Choreographers’ Series.
Weitere Male sind in der kommenden Festivalwoche die Alltagsforscherin Lenio Kaklea (25. und 26. Juli im mumok
– Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien), die Research-Project-Leiter_innen Vladimir Miller, Claudia Hill,
Julian Weber, Roberto Martinez sowie ihre Gäste Otto Krause und Milan Loviska (25. und 26. Juli in der mumok
Hofstallung), Ismael Ivos Balé da Cidade de São Paulo (25. und in einer zweiten Zusatzvorstellung
am 26. Juli im Burgtheater) sowie der Choreograf Ian Kaler und die Musiker_in Planningtorock (26. Juli im Leopold
Museum) zu sehen.
Neues und zugleich Bewährtes ist von Akemi Takeya zu erwarten: Am 25. und 27. Juli zeigt sie im Odeon die
Neuinszenierung ihres Stückes ZZ aus dem Jahr 2003. 2019 wird das Stück nun geremixt und erweitert, u.
a. durch die Soundarchitektur von Peter Kutin (Gewinner des Prix Arts Electronica 2019) sowie Moritz Nahold und
mit Gesichtsprothesen von Markus Schinwald. Einen Blick in die Zukunft wagen in Ask the oracle -the future is now-
Mira Kandatahil und Annina Machaz im Rahmen der [8:tension] Young Choreographers’ Series ebenfalls am 25. und 27.
Juli im Kasino am Schwarzenbergplatz. Dabei werfen die beiden zynischen „Seherinnen“ dem Publikum obskure Wahrsagereien
entgegen.
Der Freitag, 26. Juli, steht im Zeichen der Literatur: So präsentieren Peter Stamer und Frank Willens – erneut
am 29. Juli – die Ergebnisse ihres Rechercheprozesses zu Franz Kafkas In der Strafkolonie im mumok und der [8:tension]-Künstler
Samuel Feldhandler bezieht sich auf Jean-Pierre Brisset und dessen Behauptung, dass Sprachen nicht aus älteren
Sprachen hervorgehen, sondern durch Faltungen und Verwandlungen in sich selbst gebildet werden. In diesem Sinne
entfaltet er in ’d he meant vary a shin’s Thrisha Browns Theme and Variation aus 1972 zu den Goldberg-Variationen
Johann Sebastian Bachs. Die zweite Vorstellung findet am 28. Juli im Schauspielhaus statt.
Über guten und schlechten Geschmack lässt sich trefflich streiten – und genau damit hat sich Steven Cohen
in Taste beschäftigt, am 27. und 29. Juli im Leopold Museum. Die 15-minütige Show besteht aus zwei Filmen
und einem Live-Auftritt, zu sehen ist unter anderem seine Performance, wofür er wegen Erregung öffentlichen
Ärgernisses vor dem Eiffelturm verhaftet wurde.
Der Sonntag, 28. Juli, beginnt mit dem zweiten von drei Musikvideoprogrammen in Kooperation mit VIS Vienna Shorts
im Leopold Museum. Dieses legt den Fokus auf Tanz und Choreografie und projiziert eine geballte Vielfalt an unterschiedlichen
Tanzstilen, Körpern, Inhalten und Produktionstechniken. Erneut zu sehen am 6. August. Indes emanzipiert Teresa
Vittucci in HATE ME, TENDER am 28., 30. und in einer Zusatzvorstellung am 31. Juli im Volx/Margareten im Rahmen
der [8:tension] Young Choreographers’ Series die biblische Gottesmutter und Jungfrau Maria. Ebenfalls am 28. und
30. Juli sowie in einer zusätzlichen Show am 29. Juli erweckt die Jungchoreografin Maria Metsalu ihre Mademoiselle
x in der mumok Hofstallung zum Leben – oder zumindest fast, denn ihre Performance ist aus dem Material von Zombiefilmen
geformt. Im mumok zeigt und erklärt Frédéric Gies einmalig am 28. Juli seinen Weg vom Ballettstudio
bis in den Club, dafür nutzt er das Format walk + talk von Philipp Gehmacher. Ausgerechnet zu Kompositionen
von Richard Wagner suchen die Alain-Platel-Tänzer_innen Lisi Estaras und Ido Batash in The Jewish Connection
Project am 28. Juli im Volkstheater nach einer „jüdischen Identität“ von Heute.
Den Wochenbeginn am 29. Juli und erneut am 31. Juli macht Lisbeth Gruwez mit The Sea Within. Dabei wirbelt ein
Kollektiv aus zehn Tänzerinnen über die Bühne des Akademietheaters und zeigt, dass Vielfalt und
Einigkeit keine Gegensätze darstellen. Im Anschluss an die österreichische Erstaufführung von Lisbeth
Gruwez, am 29. Juli um 22:30 Uhr, präsentiert der Herausgeber Mårten Spångberg das Buch MOVEMENT
RESEARCH zusammen mit Choreografin, Tänzerin und Autorin Anne Juren in der Roten Bar des Volkstheaters – Eintritt
frei.
Nach seinem Soloauftritt bei In the Penal Colony gemeinsam mit Peter Stamer im mumok ist Frank Willens auch erstmals
mit einem eigenen Stück bei ImPulsTanz zu Gast. Er, der mehrfach als Tänzer des Jahres ausgezeichnet
wurde, und weitere vier Tänzer_innen feiern in Radiant Optimism den Glauben an eine Verbesserung der Verhältnisse
– am 30. Juli und 1. August im Kasino am Schwarzenbergplatz. Ebenfalls am 30. Juli und ein weiteres Mal am 1. August
folgt Philipp Gehmachers It is a balancing act to live without your attention im Odeon. Der Wiener Choreograf,
die New Yorker-Berliner Performerin Jen Rosenblit und der Pariser Musiker Gérald Kurdian fragen, was eine
Biografie zu sein hat, schildern Gedanken und Erlebnisse und hüllen sich in bunte Decken vom Wiener Designer
Johannes Schweiger. Am 4. und 6. August werden sie die eigens entwickelte Museumsversion im mumok als Uraufführung
präsentieren.
Ein bereits bestehendes Stück adaptiert auch Amanda Piña für den Kontext der mumok-Ausstellung
Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen: Danza y Frontera am 31. Juli und am 2. August sowie in einer
Zusatzvorstellung am 1. August nimmt Bezug auf die extreme Gewalt, den Drogenhandel, die Militarisierung und die
Billiglohnindustrie an der Grenze Mexikos als Echo jener künstlerischer Formen, die vom westlichen Kanon ignoriert
werden.
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