Büchereien Wien vereinen Grätzlarbeit mit Nachhaltigkeit und kooperieren mit anderen
Magistratsabteilungen – Kinder entwickeln in der Grätzlwerkstatt Ideen für ihr Grätzl
Wien (rk) - Akkuschrauber-Set, Bluetooth-Lautsprecher oder Skateboard in der Bücherei ausborgen? Was
in einer Bibliothek nicht alltäglich scheint, ist in der Bücherei Schwendermarkt im 15. Wiener Gemeindebezirk
ganz normal. Dort eröffneten die Büchereien Wien im Frühjahr ihre erste „Bücherei der Dinge“
mit dem Namen „wien dings“. Ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Nachbarschaftshilfe können in der „Bücherei
der Dinge“ neben den Medien auch Gegenstände ausgeborgt werden, die die Büchereien und andere Magistratsabteilungen
der Stadt Wien zur Verfügung stellen. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Bezirksvorsteher Gerhard
Zatlokal probierten das Angebot bei einem Besuch am 23. Juli aus.
„Die Büchereien sind beliebte Treffpunkte im Grätzl. Und was liegt im Grätzl näher als sich
in der Nachbarschaft auszuhelfen, mit einer Bohrmaschine oder mit Spielzeug für die Geburtstagsfeier?“, sagte
Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky. „Die Idee der „Bücherei der Dinge“ stärkt das Grätzlbewusstsein
und vereint Nachbarschaftshilfe mit Nachhaltigkeit und Konsumbewusstsein. Leihen statt kaufen ist im Sinne der
„Sharing Economy“ immer verbreiteter, es ist günstiger und ressourcenschonend. Es freut mich, dass die Büchereien
diese Idee in der Zweigstelle am Schwendermarkt verwirklicht haben und gemeinsam mit vielen Magistratsabteilungen
der Stadt den Wienerinnen und Wiener Alltags- und Freizeitgegenstände zur Verfügung stellen“, betonte
Czernohorszky.
Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal: „Es müssen nicht immer alle Dinge neu gekauft werden. Leihen spart Geld,
schafft zuhause mehr Platz und schont gleichzeitig die Umwelt. Auf Nachhaltigkeit und Schonung der Ressourcen wollen
wir in Rudolfsheim-Fünfhaus mit einem eigenen Klimaschutzbeauftragen und auch mit dem im November 2018 erstmals
vergebenen Klimaschutzpreis aufmerksam machen und prämieren Projekte, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
Kooperation der Büchereien Wien mit anderen Magistratsabteilungen der Stadt Wien
Das Konzept der „Library of Things“ wird im angloamerikanischen Raum und zuletzt auch in Deutschland bereits
umgesetzt. Die Büchereien Wien gehen einen eigenen Weg und kooperieren mit den anderen Magistratsstellen der
Stadt Wien. Diese stellen Leihgegenstände zur Verfügung, welche die Tätigkeiten der jeweiligen Abteilungen
repräsentieren: Das ist vom Akkuschrauber-Set der Bauabteilungen bis hin zur VR-Brille der Wiener Volkshochschule
eine breite Palette. So finden die vielfältigen Aufgabengebiete der Wiener Stadtverwaltung ganz selbstverständlich
Einzug in den Alltag der Menschen.
„Natürlich haben wir dadurch auch einige außergewöhnliche Sachen im Verleih, die uns ganz neue
Zielgruppen eröffnen“, berichtet Christian Schneider, Leiter der Bücherei am Schwendermarkt. Als Beispiel
nennt er das Infrarot-Thermometer der Magistratsabteilung 59 (Marktservice und Lebensmittelsicherheit), mit dem
man die Temperatur von Lebensmitteln von außen messen kann; ein Gerät, dessen Anschaffung den Lebensmittel-KleinunternehmerInnen
empfohlen wird und das diese nun bei den Büchereien Wien ausborgen und ausprobieren können.
Gegenstände mit Bezug zu Medien
Die Büchereien Wien selbst haben Gegenstände mit eher klassischem Bezug zu Medien für die Bibliothek
der Dinge zur Verfügung gestellt: zum Beispiel Tiptoi-, Ting- und Bookii-Stifte für die entsprechenden
Medien, Bluetooth-Lautsprecher und Smartphone-Stative. Zusätzlich empfehlen die KollegInnen vor Ort Begleitmedien
aus dem Büchereibestand zu den Objekten.
„Der erste entlehnte Gegenstand waren Bongo-Trommeln, die ein Stammkunde von uns mitnahm. Er erzählte uns
dabei, dass er immer schon mal Bongo spielen lernen wollte, sich aber nie welche gekauft hätte“, erzählt
Schneider.
Die Büchereien Wien ziehen nach den ersten Monaten eine positive Bilanz und berichten von oft erstaunten,
aber immer wohlwollenden Rückmeldungen. „Es mag gewöhnungsbedürftig scheinen, in einer Bibliothek
anderes als Medien zu entlehnen, entspricht aber dem Wandel im Selbstbild von Bibliotheken“, sagt Magdalena Schneider,
Leiterin der Bibliothekspädagogik der Büchereien Wien und Projektleitern der „Bücherei der Dinge“.
Mit einer gültigen Büchereikarte können sämtliche Gegenstände aus der Bibliothek der Dinge
kostenfrei entlehnt werden. Die Palette der angebotenen Dinge ist breit und wächst ständig: Werkzeug,
Spielzeug, technische Geräte, Musikinstrumente, Sportgeräte. Alle Gegenstände sind im Online-Katalog
der Büchereien Wien unter katalog.buechereien.wien.at abrufbar: Durch die Auswahl der Mediengruppe ‚Objekt‘
und der Zweigstelle Schwendermarkt erscheinen die katalogisierten Verleihobjekte.
wienXtra-ferienspiel veranstaltet Grätzlwerkstatt am Schwendermarkt
Während in der Bücherei Dinge ausgeliehen wurden, konnten Kinder bei der Grätzlwerkstatt des
wienXtra-ferienspiels vor der Bücherei am Schwendermarkt spielerisch und kreativ ihr Wunschgrätzl entwickeln.
Dabei waren den kreativen Ausdrucksmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt: Kinder konnten sich für ihren
Wunschberuf verkleiden und schminken, an ihren Wunschhäusern basteln und Kunststücke ausprobieren.
Auch bei der Grätzlwerkstatt stand das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum: Bei der Umwelt-Station wurde an einer
Riesen-Collage zum Thema „Wunsch-Stadt“ gearbeitet. Mit verschiedensten Recycling-Materialien (Magazine, Farbpapier,
Dekorblumen, Kleinzeug aus der Material-Koje) sowie Farben und Stiften setzten die Kinder ihre Vorstellungen, Wünsche
und Ideen zu unserer Stadt kreativ um und ließen dabei ihrer Fantasie freien Lauf.
„Die Grätzlwerkstatt und die Bücherei der Dinge stehen für ein Wien, das zusammenhält. Die
Wienerinnen und Wiener identifizieren sich stark mit ihrem Grätzl, daher ist es uns wichtig, den Bezug zur
direkten Lebensumgebung am Wohnort zu stärken“, so Stadtrat Czernohorszky.
|