Großes Konvolut an Werken des Künstlers Walter Gramatté (1897-1929) geht
als Schenkung ans mumok
Winnipeg/Wien (mumok) - Das mumok erhält von der Eckhardt-Gramatté Foundation in Winnipeg/Canada
eine großzügige Schenkung von Arbeiten des 1929 mit nur 32 Jahren verstorbenen deutschen Künstlers
Walter Gramatté. Gramattés Werk ist geprägt von dessen traumatischen Kriegserfahrungen und umfasst
vielfach Arbeiten, die Flucht, Tod und Schmerz verhandeln.
Das aus 52 Werken bestehende Konvolut beinhaltet großformatige Porträts aus den Jahren 1917 bis 1928
sowie zahlreiche Entwürfe zu Porträts. Darüber hinaus finden sich Landschaften und szenische Darstellungen
in den Techniken Aquarell, Pastell, Zeichnung und Radierung.
Gramattés Arbeiten in Aquarell stellen auch einen Höhepunkt im Schaffen des Künstlers dar. Sie
zeigen eine Narration der 1920er-Jahre, die vom Expressionismus ausgeht, sich dann aber eigene Wege sucht. Wie
überhaupt das Werk Gramattés einen Stilpluralismus vertritt, der vom deutschen Expressionismus beeinflusst,
zwischen Neuer Sachlichkeit und Phantastischem Realismus mit spannungsvollen Formen experimentiert.
Karola Kraus, Direktorin des mumok, über diesen gewichtigen Neuzugang: "Unsere Sammlung der Klassischen
Moderne wurde durch diese hochkarätige Schenkung um eine wichtige Facette erweitert. Wir sehen uns nun in
der Verantwortung, das beachtliche Oeuvre des so jung verstorbenen Künstlers weiter zu erforschen und einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen."
Einen Schwerpunkt innerhalb der Schenkung an das mumok bilden Arbeiten, die Gramattés Beschäftigung
mit literarischen Werken, allen voran mit Georg Büchners Dramenfragment "Woyzeck", dokumentieren.
Walter Gramatté hatte sich in vielen Vorzeichnungen mit dem Drama beschäftigt, um diese schließlich
in der Radierungsfolge "Wozzeck" 1925 in einer finalen Mappe zu edieren. Zum Entstehungsprozess der Wozzeck-Serie
schrieb Gramatté am 12. Februar 1925 in einem Brief an den Sammler Paul Rauert: "Es ist wieder alles
in sehr starken energischen Linien gearbeitet. Sehr einfach, aber sehr ausgewogen. Wie immer habe ich versucht,
das mir Möglichste an innerlicher Spannung zu geben, verhüllt durch fast brutal scheinende Formen und
Linien."
Als Walter Gramattè 1929 starb, war er einem breiten Publikum kaum bekannt. Das änderte sich erst in
den letzten Jahren durch das Wirken der Eckhardt-Gramatté Foundation sowie durch eine Ausstellung im Ernst-Barlach-Haus
in Hamburg.
The Eckhardt- Gramatté Foundation
Walter Gramatté war mit der Musikerin und Komponistin Sonia Fridman verheiratet, die in zweiter Ehe
den Wiener Kunsthistoriker und späteren Direktor der Winnipeg Art Gallery (Winnipeg/Canada) Ferdinand Eckhardt
heiratete. Eckhardt wurde zu Gramattés Biograph und Nachlassverwalter.
Im Raum die Zeit lesen. Moderne im Mumok 1910 - 1955
16. November 2019 - 13. April 2020
Ein Teil der Schenkung - die Wozzeck-Serie von 1925 sowie Bühnenbildentwürfe von 1927 - wird in der Ausstellung
Im Raum die Zeit lesen (Eröffnung am 15. November 2019) erstmals im mumok zu sehen sein.
|