Erfolgreiche Übergaben sichern Arbeitsplätze
Wien (pwk) - Erfolgreiche Betriebsübergaben können in den kommenden 10 Jahren rund 404.000 Arbeitsplätze
sichern. Die Vorteile: Für die jüngere Generation fallen die Hürden der Firmengründung weg,
während Unternehmer ihr jahrelang aufgebautes Geschäft nicht fremdbestimmt aufgeben müssen.
Beim Erreichen des Pensionsalters stellt sich für Unternehmerinnen und Unternehmer die Frage, was mit ihrem
Geschäft passieren soll. Ein emotionaler Vorgang - immerhin wurde sehr viel Herzblut in den Aufbau des eigenen
Unternehmens gesteckt. Die Betriebsübergabe ist eine oft gewählte Möglichkeit, wobei heute nur noch
jeder zweite Betrieb innerhalb der Familie übernommen wird. “Vor 15 Jahren war das anders, immerhin 75 Prozent
vertrauten bei Betriebsübergaben nur auf die eigene Familie”, erläutert Elisabeth Zehetner, Chefin des
Gründerservice der WKÖ.
WKÖ fordert zeitgemäße Rahmenbedingungen
Betriebsübergaben sind längst ein wichtiger Faktor der österreichischen Wirtschaft. Wie eine Studie
der KMU-Forschung Austria errechnete, sind etwa 41.700 kleine und mittelständische Unternehmen zwischen 2018
bis 2027 auf der Suche nach Nachfolgern. Das entspricht immerhin 26% aller heute angemeldet KMU in Österreich.
In den kommenden 10 Jahren können dadurch rund 404.000 Arbeitsplätze gesichert werden.
Übergaben bedeuten für ein Unternehmen auch immer einen Neustart in eine Phase der Investitionsbereitschaft.
In diesem Sinne fordert die WKÖ die Einführung eines Investitionsfreibetrags in Höhe von 20 Prozent,
um diesen Unternehmen Anreize für neue Investitionen zu bieten. Damit einhergehend sollte die Abschreibungsdauer
bei Gebäuden auf mindestens 33 Jahre und bei PKW auf sechs Jahre herabgesetzt werden. ”Die momentane Abschreibungsdauer
für Gebäude ist nicht zeitgemäß und entspricht nicht der tatsächlichen Nutzungsdauer”,
sagt Zehetner.
Besonders in den in Österreich besonders wichtigen Bereichen Tourismus und Gastronomie ist eine verkürzte
Abschreibungsdauer bei Gebäuden besonders bedeutend. Knapp ein Viertel aller Betriebsübergaben findet
hier statt. Neue Eigentümer profitieren hier vor allem von der vorhandenen Infrastruktur, dem Kundenstock
sowie bereits eingeholten Anlagengenehmigungen. Auch andere Betriebe mit eigener Betriebsstätte profitieren
davon, z.B. aus dem Gewerbe und Handwerk (27 Prozent an Übergaben) und dem Handel (21 Prozent).
Unterstützung für Eigentümer und Jungunternehmer
Wenn eine Übergabe innerhalb des eigenen Netzwerkes nicht möglich ist, unterstützen die Wirtschaftskammern
bei der Suche nach geeigneten Nachfolgern. Über die Internet-Plattform www.nachfolgeboerse.at finden sich
Einträge von aktuell 1.200 Firmen, die insbesondere Gründer - mit der Alternative Übernahme - ansprechen
sollen. Zehetner verweist auch auf weitere Informationsmöglichkeiten: “Auch die Gründerservices der WKO
richten regelmäßig regionale Veranstaltungen aus, bei denen Übergeber und potentielle Übernehmer
zusammengebracht werden. Wir begleiten die Übernahme durch Counseling unserer Steuer- und Rechtsformexperten.”
Je nach Komplexität dauert der Übernahmeprozess bis zu drei Jahre, weshalb sich Unternehmer frühzeitig
über die Zukunft ihrer Geschäfte Gedanken machen sollten. Es ist nur verständlich, dass es bei den
Verhandlungen um das eigene Lebenswerk emotional werden kann - trotzdem müssen sich übergabebereite Firmenchefs
und Jungunternehmer auf einer sachlichen Basis treffen, um zu einem für beide Seiten befriedigenden Ergebnis
zu kommen.
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