Salzburg (sf) - In den verschiedensten Farbtönen erhebt sich Achim Freyers sechs Meter hohe Skulptur Ödipus-Komplex
seit heute neben dem Brunnenfoyer in der Hofstallgasse. Schaut man genau hin, erkennt man eine Holzschere – etwa
8 Meter lang. Alte Stühle, ein Boxsack, durchbrochen mit Spiegeln und Köpfen und Torsi. Ein rotes Band
umschlingt das Kunstwerk und spannt sich bis hin zu den Masken von Jakob Adlhart, deren Augen dadurch verdeckt
sind. Im Werk von Achim Freyer kann der Betrachter viele Gleichnisse und Zeichen entdecken, die alle von seiner
Regie-Arbeit an George Enescus Œdipe inspiriert sind. Am 11. August war ist die Premiere seiner Inszenierung bei
den Salzburger Festspielen.
Es war ihm ein Anliegen, diese Skulptur in den öffentlich zugänglichen Raum zu hängen, um allen
zu vermitteln: Hier ist ein Ort der Energie, ein Ort des Denkens und der Auseinandersetzung mit den wichtigen Fragen
des Lebens. Wo gehen wir hin? Was ist der Sinn des Lebens? – „Wir können diese Fragen nicht beantworten oder
gar auflösen, wir können sie aber ständig auf neue Weise stellen“, sagt Achim Freyer bei der Enthüllung
seiner Skulptur, die während der Festspielzeit zu sehen sein wird.
Monatelang habe er daran gearbeitet, die Umsetzung und Herstellung habe nun zwei Wochen gedauert. Achim Freyer
verarbeitet in dieser Skulptur alle Requisiten und Teile des Bühnenbildes, die am Ende nicht für die
Bühne gebraucht wurden. „Ich hasse diese heutige Wegwerfgesellschaft“, sagt der Künstler und Regisseur.
Schließlich würde in all diesen Stücken viel Arbeit stecken. Die Schere stehe für das Kastrieren
und Zerschneiden der Menschen in Theben. Das rote Band lasse eine Assoziation zum blinden Seher Theresias zu, der
durch ein inneres Sehen sein Wissen innehabe. „Die Menschen sollten mehr mit Distanz auf die Welt schauen, um das
innere Sehen zu entwickeln“, sagt Achim Freyer. Das rote Band führt er quer über den roten Teppich –
„wie eine Pforte zum inneren Sehen. So sagt Ödipus schließlich nach seiner Blendung ‚Öffnet die
Pforten‘“.
Die Farbigkeit der Skulptur erklärt Achim Freyer als Mittel zwischen Weiß als die Summe aller Farben
und der Bewegung und Schwarz als der Stillstand. So können sich auf seiner Skulptur alle Farben entfalten,
als Mittel zwischen Bewegung und Stillstand.
George Enescu (1881 – 1955)
Œdipe
Tragédie lyrique in vier Akten und sechs Bildern op. 23 (1910–31)
Libretto von Edmond Fleg,
teilweise nach den Tragödien König Ödipus und Ödipus auf Kolonos von Sophokles
Neuinszenierung
Vorstellungen: 14., 17. und 24. August 2019 in der Felsenreitschule
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