Die „unheilige“ Familie auf der Poppenmühle – Land unterstützt 32 Kulturelles-Erbe-Projekte
im Lungau
St. Andrä/Salzburg (lk) - St. Andrä im Lungau als Pilgerstätte für Wagnerianer? So weit
ist es noch nicht, aber dennoch findet sich dort eine Kuriosität, die in direktem Zusammenhang mit dem großen
deutschen Komponisten steht: Auf der Fassade der Poppenmühle im Ortsteil Wölting gibt es ein Bild, das
scheinbar die Heilige Familie zeigt. Nur scheinbar, denn bei näherer Betrachtung sind darauf eindeutig Richard
Wagner, seine Frau Cosima und deren Sohn Siegfried zu erkennen. Mit Unterstützung des Landes wurde die Fassade
des Gebäudes nun saniert.
Die Arbeiten an der Poppenmühle wurden im Juli abgeschlossen und vom Referat zur Erhaltung des kulturellen
Erbes gefördert. „Dies ist eines von 32 Projekten, die wir heuer im Lungau unterstützen“, so Kulturreferent
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn, der weiter betont: „Mit den Förderungen im Bereich kulturelles
Erbe wollen wir Salzburgs Schätze bewahren und engagierten Privatpersonen bei der Restaurierung ihrer historischen
Bauten und Kleindenkmäler helfen.“
Originalmotiv freigelegt
Richard, Cosima und Klein-Siegfried Wagner als Josef, Maria und Jesuskind – wie kam es dazu? Das Anwesen um die
Poppenmühle existiert bereits seit dem 16. Jahrhundert. Irgendwann zu Beginn des 20. Jahrhunderts muss es
dort einen glühenden Verehrer des Musikgenies gegeben haben. Denn der Maler Anton Bachmayr (geboren 1904 in
Vöcklabruck, gestorben 1993 in Salzburg) hat bei den Renovierungsarbeiten des Mühlenhaues in den 1970er
Jahren bereits eine frühere Darstellung dieses Motivs über- beziehungsweise nachgemalt. Dieses war auf
der untersten und ältesten Putzschicht, die bei einem Gebäudeumbau freigelegt wurde, und somit das Originalmotiv.
Musikgenie ganz ohne Heiligenattribute
Man erkennt Richard Wagner mit seinem typischen breiten Gesicht, Seitenbart und lockigen Haaren. Er hält mit
beiden Händen ein Heft oder eine Partitur. Cosima erinnert mit ihrer Kleidung und mit dem wallenden Haar stark
an klassische Mariendarstellungen. Diese Nachahmung der Heiligen Familie ist so gelungen, dass die profane Darstellung
ohne Heiligenattribute kaum auffällt.
235.000 Euro für 32 Projekte im Lungau
Vom Wegkreuz bis zur Pfarrkirche und vom Getreidekasten bis zum Bürgerhaus – lang ist die Liste der 32 Projekte,
die im Lungau heuer mit insgesamt 235.000 Euro aus dem Topf zur Erhaltung des kulturellen Erbes gefördert
werden und somit die Wirtschaft im Bezirk ankurbeln. Einige Beispiele dafür sind: der Karnerhof in Lesach,
mehrere Getreidekästen (Schlick in Zankwarn/Mariapfarr, Draxl in Göriach, Macheiner in Mörtelsdorf/Tamsweg),
die Mühle Wasserfaller in Zederhaus oder die Brechelhütte Prodinger in Zankwarn. Dazu kommen noch kirchliche
Großvorhaben wie Maria Hollenstein in Ramingstein, die Pfarrkriche St. Michael oder die Filialkirche St.
Wolfgang in Mauterndorf, Ortsbildschutzprojekte in Tamsweg (u.a. Pension Kandolf, Schloss Kuenburg) sowie die Sanierung
des Scharfetterhauses in St. Michael, von Schloss Moosham in Unternberg (Dachschindeldeckung) und eben der Poppenmühle
in Wölting/St.Andrä.
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