Von 21. bis 24. August 2019 werden Spielfilme zum Thema „Rechtsprechung mit ‚Unschuldsvermutung‘
– Stigmatisierung und Traumatisierung der NS-Opfer durch Nachkriegsprozesse“ gezeigt.
Mauthausen/Wien (mauthausen-memorial) - Einige der Fragen, die noch Jahrzehnte nach der Befreiung vom Nazi-Regime
immer wieder gestellt werden, sind: Warum gab es keine umfassenden Gerichtsverfahren gegen all diejenigen ÖsterreicherInnen,
die sich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatten? Warum gab es
nur eine dürftige juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen, warum zögerten Justiz- und Innenministerien,
Staatsanwälte und Gerichte, rechtlich Bilanz über die geschehenen Untaten zu ziehen und solche Urteile
zu fällen, die zumindest ansatzweise als Gerechtigkeit für die Opfer gewertet werden können? Stattdessen
gab es Freunderlwirtschaft, wechselseitige „Persilscheine“, die von jeglicher Schuld reinwuschen, und eine himmelschreiende
rücksichtslose Behandlung der Opfer vor Gericht, wenn sie als ZeugInnen auftraten, von ihrem Leid in den Konzentrations-
und Vernichtungslagern sowie in den Ghettos erzählten und mit dem Finger auf die TäterInnen auf der Anklagebank
wiesen, die sie erkannten und deren Misshandlungen nur wenige überlebt hatten.
Durch die Nicht- oder nur milde Verurteilung der NS-VerbrecherInnen und die Diskriminierung der Opfer entstand
eine Kontinuität der Ungerechtigkeit, der Selbstgefälligkeit und der schweigenden Übereinkunft,
sich nicht mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Heute wissen wir, dass in einer Gesellschaft, die sich nicht
den eigenen Verbrechen der Vergangenheit stellt und nicht aus den individuellen Erfahrungen lernt, Diskriminierungen,
Rassismus und Antisemitismus erneut alltäglich werden.
Freier Eintritt.
Programm:
Mittwoch, 21.8.2019, 20:00 Uhr
DER PROZESS WIRD VERTAGT, DDR 1958
Regie: Herbert Ballmann
Ein jüdischer Emigrant kehrt nach Deutschland zurück, um den Nazi, der seine Schwester zum Tod verurteilt
hat, vor Gericht stellen zu lassen. Doch dieser ist nun selbst ein hoher Justizbeamter. Was kann ein Überlebender
gegen einen reuelosen Mörder im Talar ausrichten? Wem kann er vertrauen? Kann sich bei dem Täter schlechtes
Gewissen regen? Und welche Aufgabe kommt der Presse zu?
Donnerstag, 22.8.2019, 20:00 Uhr
ABSCHIED VON GESTERN, BRD 1966
Regie: Alexander Kluge
Eine 1937 in Leipzig geborene Jüdin verlässt in den 1960er-Jahren die DDR und geht nach Westdeutschland.
Doch sie kommt mit dem gesellschaftlichen Einverständnis, dass man endlich über alles Gras wachsen lassen
müsse, nicht zurecht. Sie wird straffällig, gerät in die Mühlen der Justiz und in die Hände
von Männern, die sie und ihre Geschichte nicht verstehen. Der Film ähnelt in vielem der Neuen Welle des
französischen Films.
Freitag, 23.8.2019, 20:00 Uhr
DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER, D 2015
Regie: Lars Kraume
Basierend auf dem Leben und dem Kampf des Frankfurter Staatsanwalts Fritz Bauer zeigt der Film dessen Versuche
im Jahr 1957, den Aufenthaltsort des NS-Massenmörders Adolf Eichmann herauszufinden. Hierbei hat er immer
wieder mit den Machenschaften der Justizbehörden und den Seilschaften ehemaliger Nazis zu kämpfen. Auch
die deutschen Geheimdienste wollen nicht helfen und blockieren die unermüdlichen Ermittlungen.
Samstag, 24.8.2019, 20:00 Uhr
DAS ZEUGENHAUS, D 2014
Regie: Matti Geschonneck
Von 1945 bis 1947 richteten die amerikanischen Behörden in Nürnberg ein Wohnhaus ein, in dem ehemalige
Nazis, MitläuferInnen, Kriegsverbrecher und deren Angehörige sowie KZ-Überlebende untergebracht
wurden, die beim Nürnberger Prozess aussagen sollten. Der Film beruht auf diesem historischen Vorbild und
versucht Spannungen, Ängste, Opportunismus und den Willen zur Zeugenschaft darzustellen.
Kuratierung durch Univ.-Prof. Dr. Frank Stern, Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte, Institut für Zeitgeschichte
der Universität Wien, und Mag. Stephan Matyus, KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Information und Anmeldung
Gratis Shuttlebus-Service von Wien und Linz an die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und retour. Info und Anmeldung
unter: Tel: +43 1 376 3000-121, E-Mail: info@mauthausen-memorial.org
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