Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen appelliert, das einmalige Potenzial
an wissenschaftlichen Talenten nicht zu verschenken
Wien (fwf) - In einem gemeinsamen Pressegespräch stellten Thomas Henzinger vom Institute of Science
and Technology Austria, Antonio Loprieno vom Österreichischen Wissenschaftsrat, Sabine Seidler von der Österreichischen
Universitätenkonferenz sowie Klement Tockner vom Wissenschaftsfonds FWF am 19. August fünf forschungspolitische
Empfehlungen an die künftige Bundesregierung vor. Sie sollen den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort im
Hinblick auf Innovationskraft und Wohlstand langfristig sichern sowie sicherstellen, das einmalige Potenzial an
wissenschaftlichen Talenten nicht zu verschenken.
„Wir Forscherinnen und Forscher sprechen mit einer Stimme und appellieren an die künftige Bundesregierung,
längst fällige Schritte umzusetzen, um das Forschungsland Österreich weiter nach vorne zu bringen“,
so FWF-Präsident Klement Tockner in seiner Funktion als Sprecher der Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen.
Die Rezepte liegen auf dem Tisch, verweist Tockner auf den OECD-Bericht, die EU-Ratsempfehlungen oder den RFTE-Bericht.
„Was wir nun brauchen, ist der politische Mut zur raschen Umsetzung“, fordert Tockner.
„Unbestritten ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Fortschritt und Innovation vorantreiben“, so TU-Rektorin
Sabine Seidler als Vertreterin der Österreichischen Universitätenkonferenz. „Doch Forschen auf Weltniveau
ist heute aufwendiger und wettbewerbsorientierter als je zuvor. Um herausragende Grundlagenforschung in Österreich
betreiben zu können, sind Forschende, Universitäten und Forschungsstätten auf zukunftsweisende Rahmenbedingungen
angewiesen“, so Seidler weiter. In diesem Zusammenhang betont die Allianz, dass in den letzten Jahren dazu bereits
wichtige Impulse gesetzt wurden.
Die fünf Empfehlungen im Detail
1) Forschung stärker über den Wettbewerb fördern
Wettbewerb erzielt – wenn er fair und transparent erfolgt – die größtmögliche
Wirkung, erhöht die wissenschaftliche Qualität und fördert Kooperationen. Hier spricht der OECD-Bericht
eine klare Sprache: Will Österreich seinen Forschungs- und Innovationsstandort nachhaltig stärken, muss
der Anteil der im Wettbewerb vergebenen Förderungsmittel überproportional erhöht werden. Dabei ist
der Aufholbedarf in der durch Neugierde getriebenen Grundlagenforschung am größten. Je höher der
Anteil der im Wettbewerb vergebenen Mittel, desto besser die Ausgangsposition der Forscherinnen und Forscher, um
auf europäischer und globaler Ebene erfolgreich zu sein.
2) Gesetzliche Grundlagen verbessern
Die Unabhängigkeit der öffentlich finanzierten Forschung muss in einem neuen Forschungsfinanzierungsgesetz
fest verankert bleiben. Dazu zählen der Fortbestand der thematischen Unabhängigkeit von Universitäten
und Forschungsinstitutionen sowie deren unabhängige Richtlinienkompetenz. Grundlagenforschung ist nur langfristig
zu betreiben. Ein jährliches Wachstum von zumindest sieben Prozent der Förderungsbudgets aller im Forschungsfinanzierungsgesetz
erfassten Einrichtungen würde die notwendige Planbarkeit bringen, die Effizienz der Investitionen steigern
und national wie international großes Vertrauen in den Forschungsstandort Österreich schaffen. Darüber
hinaus sollte das Vertragsverhältnis zwischen dem Bund und einzelnen betroffenen Einrichtungen (analog zu
den Universitäten) in Form von öffentlich-rechtlichen Verträgen gestaltet werden. Der im neuen Forschungsfinanzierungsgesetz
festgelegte Vertragsstatus darf keinesfalls den Charakter der öffentlich-rechtlichen Aufgabenerfüllung
oder die Unabhängigkeit der öffentlich finanzierten Forschung gefährden.
3) Die Exzellenzinitiative ins Rollen bringen
Die nach internationalen Standards entwickelte Exzellenzinitiative soll die Spitzenforschung sowie die Zusammenarbeit
zwischen Disziplinen und Institutionen weiter ankurbeln. Einmal umgesetzt soll sie dem heimischen Wissenschafts-
und Innovationsstandort jenen nachhaltigen Energieschub bringen, der Österreich deutlich näher an die
besten Wissenschafts- und Innovationsnationen der Welt heranführt. Die Exzellenzinitiative soll die Wettbewerbskultur
beleben, Kooperationen fördern und für alle Disziplinen – einschließlich der künstlerischen
und künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung – ein dynamisches Forschungsumfeld aufbereiten, das herausragende
Forscherinnen und Forscher anzieht und dem wissenschaftlichen Nachwuchs langfristige Karriereperspektiven bietet.
4) Overheads österreichweit einführen
Eine einheitliche und verbindliche Overhead-Finanzierung als Element der Forschungsförderung, wie im europäischen
Forschungsrahmenprogramm schon lange üblich, ist für alle Förderungsorganisationen und Forschungseinrichtungen
dringend notwendig. Die Einführung von 25 % Overheads für alle FWF-Programme würde die Forschungsstätten
deutlich stärken, zu mehr Projekteinreichungen führen und damit den im OECD-Bericht zum heimischen FTI-System
geforderten Wettbewerb zusätzlich befeuern.
5) Nationalstiftung nachhaltig dotieren
Die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung (NFTE) finanziert wesentliche Bestandteile
der Förderungsportfolios der antragsberechtigen Organisationen. In den letzten Jahren konnten sich neue Formate
über alle Förderungsorganisationen hinweg etablieren, die intensive Forschungstätigkeiten auslösten.
Ob „aws first“ der aws, das „Bridge“-Programm der FFG, das „Research Center for Open Innovation in Science“ der
LBG, die „GO!DIGITAL“-Initiative der ÖAW oder die Stärkung der Doktoratsausbildung über die „doc.funds“
des FWF – alle diese Aktivitäten, finanziert mit Mitteln der NFTE, erzielten hohe Resonanz bei den Forschenden
und lösten effiziente Impulse für das Forschungs- und Innovationsland Österreich aus. Aus diesem
Grund braucht es eine langfristige Dotierung für die Nationalstiftung, die derzeit per Gesetz nur bis 2020
sichergestellt ist.
Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen
Die Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen ist eine Plattform für den regelmäßigen
Dialog zu Fragen der Wissenschaftspolitik. Mitglieder der Allianz sind Oliver Vitouch (Österreichische Universitätenkonferenz),
Thomas Henzinger (Institute of Science and Technology Austria), Antonio Loprieno (Österreichischer Wissenschaftsrat),
Helga Nowotny (ad personam), Klement Tockner (FWF Der Wissenschaftsfonds; Sprecher der Allianz) und Anton Zeilinger
(Österreichische Akademie der Wissenschaften).
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