Arnoldstein/Wien (öbb) - Im Zuge der Elektrifizierung der Gailtalbahn wird die gesamte Infrastruktur erneuert
und auf den modernsten Stand gebracht. Das bedeutet auch, dass die 124 Jahre alte Gailbrücke bei Arnoldstein
gegen eine neue Konstruktion ausgewechselt wird.
Bis zum 15.12.2019 erneuert die ÖBB-Infrastruktur AG die gesamte Infrastruktur der Gailtalbahn. Zusätzlich
zur Elektrifizierung verfügt künftig die Strecke von Arnoldstein über moderne Bahnhöfe und
Haltestellen im S-Bahn-Standard, Park&Ride Anlagen und vieles mehr. Ein weiteres Bauwerk ist gerade im Entstehen:
die neue Gailbrücke bei Arnoldstein. Rund 60 Mio. Euro investieren die ÖBB in das infrastrukturelle Upgrading,
das im Vorjahr begonnen und heuer im Dezember abgeschlossen wird.
„151 Tonnen ist sie schwer, die alte Stahlfachwerkbrücke über die Gail, deren Träger und Knotenbleche
noch mit geschmiedeten Nieten aus dem Jahre 1895 verbunden sind“, schwärmt Regionalleiter Siegfried Moser
von der ÖBB-Infrastruktur AG über die Baukunst längst vergangener Tage. „Auf Grund des hohen Alters
der Brückenkonstruktion und von verschiedenen technischen Notwendigkeiten heraus, haben wir uns entschlossen,
das alte Tragwerk gegen ein neues, dem Stand der Technik entsprechendes, zu tauschen.“ Was so einfach klingt, ist
es in der Realität aber nicht. Moser: „Für uns entscheidend ist die Hydrologie von Kärntens zweitlängstem
Fluss, der Gail, die keine Hilfskonstruktionen im Flussbett erlaubt.“
750 Tonnen Raupenkran Ende August im Einsatz
Die alte Brücke hat eine Spannweite von 61,60 m Länge und weist eine Breite von 5 m auf. Weder für
die Oberleitung noch für einen notwendigen Randweg ist genügend Platz. Die neue Brücke ist 50 m
lang, 7 m breit und rund 235 Tonnen schwer. Sie soll nicht nur einen modernen Bahnbetrieb ermöglichen, sondern
bietet mit dem Begleitweg optimale Voraussetzungen für die Erhaltungsarbeiten. Um einen ungestörten Wasserabfluss
zu erlauben, wurde eine ganz spezielle Baumethode gewählt:
Auf einer Fläche von 110 x 23,5 m, die teilweise in das bestehende Flussbett geschüttet und mit Steinschlichtungen
vor Hochwasserereignissen gesichert wurde, erfolgte die Vormontage des neuen Brückentragwerks. Hier wird auch
ein Raupenkran positioniert, der die alte Tragwerkskonstruktion Ende August in einem Stück aus- und die neue
einheben kann. Hubkraft: 750 Tonnen!
Moser: „Nicht nur der Einsatz des Raupenkrans ist spektakulär, sondern auch der Auf- und Abbau desselben.
Die einzelnen Krankomponenten werden mit einem Konvoi von Sondertransporten angeliefert. Allein für den Auf-
und Abbau des Krans ist ein weiterer 110 Tonnen Autokran erforderlich.“ Besonders günstig erweist sich dabei
auch die unmittelbare Nähe der Baustelle zur Autobahnabfahrt. Auf Grund des knappen Zeitfensters bleiben für
den eigentlichen Brückentausch nur 3 Wochen Zeit. „Jeder Arbeitsschritt, jeder Kranhubvorgang sind minutiös
geplant. Das bedeutet, dass jeder Handsgriff punktgenau passen muss“, schwärmt Moser abschließend. Ein
kleines Detail am Rande: Während alle vorbereitenden Maßnahmen und die Herstellung der Brückenwiderlager
von diversen Baufirmen erfolgen, stammt die neue Stahlfachwerkskonstruktion komplett von den Brückenbauexperten
der ÖBB.
Die ÖBB investieren heuer in Kärnten rund 250 Mio. Euro in die Erneuerung und in den Neu-bau der Infrastrukturanlagen
und sind damit einer der größten Investoren im Land. Bis 2023 fließen im Auftrag des Bundes rund
1,67 Mrd. Euro nach Kärnten um moderne Schieneninfrastrukturen zu errichten und bestehende weiter zu verbessern.
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