Linz (lk) - Gesundheitsförderung und Prävention verfolgen das Ziel, Krankheiten zu vermeiden und damit
auch die Anzahl der gesunden und selbstbestimmten Lebensjahre für alle Menschen zu erhöhen. Die Stärkung
der Gesundheits- sowie Lebenskompetenz soll wesentlich dazu beitragen. Das Gesundheitsressort des Landes Oberösterreich
will dazu in den kommenden Jahren verstärkt breit abgestimmte, qualitätsgesicherte, wirksame und effiziente
Maßnahmen setzen.
Dazu wurde in den vergangenen Monaten die Vielfalt der bestehenden Angebote und Programme kritisch überprüft
und unter Einbindung von Expert/innen neue strategische Ansätze entwickelt. Die Gesundheitsförderung
und Prävention in Oberösterreich wird sich in Zukunft stärker an den Lebensphasen der Menschen orientieren.
"Mir geht es in der Gesundheitsförderung und Prävention vor allem um eine Stärkung der Kompetenzen
jeder und jedes Einzelnen zum gesunden Leben und Handeln. Wichtig ist, dass über die gesamte Lebensspanne
ab der frühen Kindheit geeignete Maßnahmen umgesetzt werden, die im Einklang mit größeren
Zielsetzungen wie den Gesundheitszielen stehen und gut aufeinander abgestimmt sind", betont Gesundheitsreferentin
Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Bezug auf WHO-Grundsätze zur Gesundheitsförderung
Die wesentlichen Grundsätze zur Gesundheitsförderung finden sich in den Konzepten der Weltgesundheitsorganisation
WHO, wie der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung - Rahmenkonzept "Gesundheit 2020" und in der
Erklärung von Shanghai über Gesundheitsförderung 2016. Die WHO definiert Gesundheit als den Zustand
vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein als das Fehlen von Krankheit und
Gebrechen. Gesundheit gilt dabei nicht als vorrangiges Lebensziel, sondern ist als wesentlicher Bestandteil des
täglichen Lebens zu verstehen.
Gesundheitsförderung in allen Politikbereichen
Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur im Gesundheitssektor, sondern
in allen Bereichen der Politik ("Health in all Policies") und zielt über die Entwicklung gesünderer
Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden.
Im Sinne einer permanenten Verbesserung eines gesundheitsfördernden Lebensumfeldes der Menschen in Oberösterreich
(Wohnen, Arbeit und Freizeit) soll auch auf dauerhaft gesundheitsfördernde Verhältnisse hingewirkt werden.
Dazu gehört es, krankmachende Faktoren frühzeitig aufzuzeigen, um deren Auswirkungen minimieren zu können,
und die allgemeinen Lebensbedingungen in eine vorteilhafte Richtung zu entwickeln.
"Wichtig ist mir daher eine ressortübergreifende Zusammenarbeit in der Gesundheitsförderung, nicht
nur zwischen meinen Ressorts Gesundheit, Bildung und Frauen, sondern auch darüber hinaus. Denn das Schaffen
von gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen betrifft alle Lebensbereiche", so Haberlander.
Konzept der Salutogenese - was erhält Menschen gesund?
Gesundheit wird als dynamischer Prozess und als ein immer wieder herzustellendes Gleichgewicht verstanden,
nicht als Zustand. Grundlegende Orientierung ist das Konzept der Salutogenese. Das praktische Verständnis
der Salutogenese stellt die Professionist/innen im Gesundheitsbereich vor die Aufgabe, in der Beratung und Begleitung
gesunde Anteile des Menschen zu erkennen - sei es bei der Problemlösung im Alltag, bei individuellen Gesundheitsförderungsmaßnahmen,
in der Anamnese- Erhebung oder beim Erarbeiten von Therapiekonzepten - und diese in einem ganzheitlichen individuellen
Gesundheits- und Lebenskonzept zu integrieren. (vgl. Dr. Erwin Rebhandl: "Salutogenese. Was erhält Menschen
gesund?")
Neu: Lebensphasenorientierung mit drei Programm-Säulen
Die Grundlage der langfristigen Gesundheitsförderungsstrategie sollen künftig drei
"Programm-Säulen" mit klarem Fokus auf relevante Lebensphasen bilden: "Gesund aufwachsen in
OÖ", Gesund leben in OÖ" und "Gesund altern in OÖ".
Die drei Programm-Säulen:
Gesund aufwachsen in OÖ
Aufbauend auf in Österreich bewährte Strategien wie den Mutter-Kind-Pass oder dem Nationalen Impfplan
steht die Stärkung von gesundheitsförderlichen Lebenswelten für Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt.
Gesund leben in OÖ
Ein Schwerpunkt liegt auf der kommunalen Gesundheitsförderung. Zentrales Ziel ist darüber hinaus
die Stärkung der Gesundheitskompetenz der oberösterreichischen Bevölkerung.
Gesund altern in OÖ
Mit den Programmen und Maßnahmen soll ein Beitrag zum Österreichweiten Ziel geleistet werden, die
Anzahl der in Gesundheit verbrachten Lebensjahre deutlich zu steigern, Krankheitsprozesse zu verlangsamen und ein
selbstbestimmtes Altern zu fördern.
In diese drei Säulen können unter der Dachmarke "Gesundes Oberösterreich" bereits bestehende
Projekte und Angebote - wie die bewährten Netzwerke "Gesunder Kindergarten", "Gesunde Küche"
oder "Gesunde Gemeinde" - aber auch noch zu entwickelnde Maßnahmen integriert werden.
Quelle: Abteilung Gesundheit
Grundprinzipien, an der sich die Gesundheitsförderung und Prävention orientieren wird:
- Gesundheitliche Chancengerechtigkeit
- Die Projekte und Angebote leisten einen wesentlichen Beitrag
zur Erhöhung der Gesundheits- und Lebenskompetenz und damit zur Erhöhung der Anzahl an beschwerdefreien
(gesunden) und selbstbestimmten Lebensjahren.
- In der Umsetzung liegt ein Schwerpunkt auf dem Peer- sowie
Multiplikator/innenansatz.
- Eine zentrale Grundlage bilden die Gesundheitsziele auf
Bundes- und Landesebene sowie die Gesundheitsförderungsthemen in der Zielsteuerung Gesundheit. Die Umsetzungsschwerpunkte
sollen eine klare Verbindung und Zuordnung zu strategischen Zielsetzungen beinhalten.
- Die Lebenskompetenzorientierung sowie die Orientierung am
Modell der Salutogenese bildet in allen Bereichen die Grundlage für Neu- und Weiterentwicklungen.
- Ein innovatives Handlungsfeld ist der Bereich der Gesundheits-Bildung;
einerseits unter dem Aspekt der Erhöhung der Gesundheitskompetenz und des Gesundheitswissens, andererseits
auf Ebene der Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. Dadurch werden auch verstärkte Verbindungen zwischen
Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention und zwischen Gesundheitsförderung/Prävention
und Gesundheitsversorgung forciert, mit dem Ziel einer Stärkung und Weiterentwicklung der politikfeldübergreifenden
Zusammenarbeit im Sinne von Health in All Policies.
"Gesundheitskompetenz" als längerfristiger Schwerpunkt
Das Thema "Gesundheitskompetenz" als längerfristiger Schwerpunkt für die kommenden Jahre
soll einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des österreichischen Gesundheitsziels 3 "Die Gesundheitskompetenz
der Bevölkerung stärken" leisten. Damit Menschen möglichst selbstbestimmt gesundheitsbezogene
Entscheidungen treffen können, sind vor allem auch Beiträge des Bildungs- und das Gesundheitsversorgungssystems
gefordert, weil einerseits Bildung und Gesundheitskompetenz signifikant hoch korrelieren und andererseits die Qualität
von gesundheitsrelevanten Informationen und Kommunikationen unverzichtbar ist.
Verstärkte Vernetzung, Innovation, Kommunikation
In der Umsetzung der programmorientierten Aktivitäten soll weiterhin besonderer Wert auf Praxistauglichkeit,
Qualitätssicherung, Integration in den Alltag und die Bildung von Netzwerken gelegt werden. Zur fachlichen
Orientierung dienen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich Public Health, Medizin, Pflege, Ernährung,
Bewegung und psychosozialer Gesundheit.
"Im Sinne einer breit abgestimmten Vorgehensweise wird eine enge Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern
innerhalb und außerhalb der Landesverwaltung angestrebt. Die Vernetzung aller Angebote bzw. die Kooperation
mit weiteren Sektoren/Einrichtungen des Landes wie z.B. der Bildungsdirektion und der FH Gesundheitsberufe OÖ
oder anderen Institutionen z.B. Rotes Kreuz soll zukünftig noch verstärkt werden, auch im Hinblick auf
Ressourcenschonung und vor allem auf nachhaltige Verankerung", so Dr.in Bettina Blanka und Mag.a Monika Gebetsberger,
die die neue Ausrichtung mitgestaltet haben.
Neue Ansätze und Ausarbeitungen sollen künftig noch stärker aktuelle Technologien und etablierte
Methodik (Innovation, Best Practice) berücksichtigen. Bei der Ausarbeitung und Weiterentwicklung der Angebote
sollen öffentliche Kommunikationsmöglichkeiten mitgedacht werden.
Jahresschwerpunkte orientieren sich an Programmsäulen
Im Rahmen von Jahresschwerpunkten wird jeweils zusätzlich zum Schwerpunkt
"Gesundheitskompetenz" eine der Lebensphasen-Programmsäulen in den Mittelpunkt gestellt. 2019 widmet
sich neben der Herzgesundheit bereits verstärkt "Gesund aufwachsen in OÖ", 2020 folgt "Gesund
altern in OÖ", 2021 "Gesund leben in OÖ".
Medizinische Experten in die Entwicklung der neuen Strategischen Ansätze eingebunden
In die Entwicklung der neuen Strategischen Ansätze im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention
des oö. Gesundheitsressorts wurden von der Abteilung Gesundheit auch Experten aus dem Bereich Medizin eingebunden.
Mitglied war unter anderem Dr. Erwin Rebhandl, Arzt für Allgemeinmedizin (Geriatrie), Präsident der OBGAM
- OÖ. Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, Univ.-Lektor und Modulbeauftragter für Allgemeinmedizin
an der Medizinischen Fakultät der JKU Linz, Präsident von AM plus - Initiative für Allgemeinmedizin
und Gesundheit.
"Die Gesundheitsdefinition der WHO als Zustand vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens
ist wohl kaum erreichbar. In der Salutogenese hingegen betrachtet man Gesundheit als dynamischen Prozess und stellt
das Gesunde in jedem Menschen in den Mittelpunkt. Das kommt der Alltagsrealität deutlich näher.
Um ein ganzheitliches individuelles Gesundheits- und Lebenskonzept umsetzen zu können, benötigt jeder
Einzelne eine ausreichende Gesundheitskompetenz. Diese soll schon vom Kleinkindalter an entwickelt werden, kann
aber natürlich auch im späteren Leben erworben werden - sozusagen im zweiten Bildungsweg. Die Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher haben im Bereich der Gesundheitskompetenz und auch in der Anzahl der Lebensjahre in Gesundheit
noch etwas Luft nach oben.
Im neuen Konzept werden in den drei Säulen "Gesund aufwachsen - Gesund leben - Gesund altern" für
jede Altersgruppe mehrere Themenbereiche aufgegriffen, die zur Steigerung der Gesundheitskompetenz beitragen. Ärztinnen
und Ärzte, insbesondere aus dem Fach Allgemeinmedizin, können bei der Umsetzung einen wesentlichen Beitrag
leisten. Aber es braucht hier eine breite Zusammenarbeit und Vernetzung vieler Expertinnen und Experten und die
breite aktive Mitwirkung der Bevölkerung.
Das Land Oberösterreich schafft nun deutlich verbesserte Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Verbesserung
eines gesundheitsfördernden Lebensumfeldes für jede Altersgruppe. Ich bin überzeugt, dass es gelingt,
diese Neuausrichtung erfolgreich in die Tat umzusetzen", so Dr. Rebhandl.
Langfristige Strategie abgestimmt auf neue Oö. Gesundheitsziele
Die neuen strategischen Ansätze im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sollen nun zu
einer langfristigen Gesundheitsförderungsstrategie für Oberösterreich weiterentwickelt werden, abgestimmt
mit den Oberösterreichischen Gesundheitszielen, die bis Ende 2020 neu erarbeitet werden.
"Gesundheitsförderung und Prävention werden auch künftig zu den Grundsäulen der medizinischen
Versorgungssicherheit in Oberösterreich zählen. Jede und jeder Einzelne kann durch seine Lebensweise
und durch eine vernünftige Inanspruchnahme der Leistungen des Gesundheitssystems seine Gesundheit fördern.
Aber es braucht dazu auch Bedingungen und Strukturen, die es jedem einzelnen Menschen ermöglichen, gute Entscheidungen
für die eigene Gesundheit zu treffen. Daran werden wir weiter arbeiten", betont Haberlander.
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