Innovationsgetriebene Dynamik am Standort Tirol und 10 Mio. EUR für Spin-off AQT durch
FFG und Universität Innsbruck
Alpbach/Innsbruck (standort tirol) - Tirols Innovationsleistung kann sich sehen lassen. Im Regionalen Innovationsanzeiger
2019 der Europäischen Kommission liegt Tirol mit Westösterreich auf dem ausgezeichneten Platz 39 von
insgesamt 238 Regionen in 23 EU-Mitgliedsstaaten und führt die Gruppe der regionalen, starken Innovatoren
an. Mit 15 Prozent ist die Innovationsleistung seit 2011 stark und deutlich über dem europäischen Schnitt
gewachsen. Über 6.000 Beschäftigte in Forschung und Entwicklung, Forschungsausgaben in Höhe von
knapp 1 Milliarde Euro, ein Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent sowie ein erneutes Exportplus von über
vier Prozent im Vorjahr unterstreichen die durch Innovationen getriebene Dynamik. „Im Rahmen der Technologieoffensive
arbeiten wir wirkungsvoll daran, Leistungen der Wissenschaft verstärkt in wirtschaftlichen Vorteil zu verwandeln.
begründet Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf beim heutigen Technologiebrunch der
Standortagentur Tirol diesen Erfolg. Sie verweist auf Maßnahmen des Technologietransfers wie Landesmittel
in Höhe von 40 Millionen Euro für Wirtschafts-Wissenschafts-Kooperationen in 37 Kompetenzzentren der
Programme COMET und K-Regio sowie für die Unterstützung akademischer Ausgründungen in spezialisierten
Inkubatoren. Zoller-Frischauf gibt weiteren Ausblick: „Der erfolgreiche Transfer der führenden, heimischen
Quantenforschung auf die Märkte kann künftig wesentlich dazu beitragen, Wachstum und Beschäftigung
zu sichern. Umso wertvoller ist der kürzliche Abschluss einer achtstelligen Finanzierungsrunde für das
Spin-off-Unternehmen Alpine Quantum Technologies und seinen Quantencomputer „Made in Tirol“. Ich gratuliere den
Beteiligten herzlich zu diesem Erfolg.
Tiroler AQT: Pole-Position im Wettlauf um den kommerziellen Quantencomputer
Die vor knapp zwei Jahren gegründete Alpine Quantum Technologies GmbH (AQT), ein Spin-off der Universität
Innsbruck, hat sich der Entwicklung und dem Vertrieb eines kommerziellen Quantencomputers verschrieben und adressiert
mit diesem ein prognostiziertes Marktvolumen von einer Milliarde Euro bis 2020 mit Wachstumsraten zwischen 20 und
35 Prozent jährlich. Vor wenigen Tagen konnte die AQT angekündigte Beteiligungen in Höhe von 10
Millionen Euro durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG und die Universität
Innsbruck finalisieren. Dabei investiert die FFG fünf Millionen Euro aus Mitteln der Nationalstiftung für
Forschung und Technologieentwicklung (NFTE) und die Universität Innsbruck bringt fünf Millionen Euro
über die Leistungsvereinbarung mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung ein.
Die Finanzierungsrunde folgt einer bestehenden Beteiligung durch die IVT Privatstiftung der Industriellenvereinigung
Tirol für eine Anschubfinanzierung sowie einer PreSeed-Finanzierung durch die Austria Wirtschaftsservice GmbH.
Mit dem eingeworbenen Kapital will das Unternehmen einen kommerziellen Ionenfallen-Quantencomputer- Demonstrator
im nächsten Jahr präsentieren und diesen bis 2022 zur Produktreife führen. Der Marktvorsprung von
AQT entsteht aus der engen Zusammenarbeit mit der Innsbrucker Quantenphysik, welche die theoretischen und experimentellen
Grundlagen für den Quantencomputer geschaffen hat und bereits über einen programmierbaren Ionenfallen-Quantencomputer
mit 20 Quantenbits verfügt. Prof. Rainer Blatt, gemeinsam mit Prof. Peter Zoller und Dr. Thomas Monz einer
der drei Quantenphysiker, welche die AQT gegründet haben, berichtet: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Universität
Innsbruck, IQOQI Innsbruck und der AQT wird es uns erlauben, den wissenschaftlichen Vorsprung Europas bei den Quantentechnologien
auch in einen kommerziellen Vorsprung Europas umzumünzen.“ Technologien, um den Ionenfallen-Quantencomputer
zum Beispiel für Sensoranwendungen zu verwenden, entwickelt das AQT gemeinsam mit der Quantenphysik an der
Universität Innsbruck und am IQOQI Innsbruck im aktuellen Projekt AutomatiQ unter Förderung durch die
FFG. Einen weiteren, zentralen Schlüssel zum Erfolg sieht AQT-Geschäftsführer Dr. Thomas Monz in
laufenden Industriekooperationen: „Wir bieten unseren Kunden aus der Industrie die Möglichkeit, mit konzeptionellen
Testprogrammen zu arbeiten. So können sich deren Mitarbeiter bereits frühzeitig für die Arbeit mit
Quantencomputern qualifizieren und positionieren.
Uni-Holding beschleunigt kommerzielle Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse
Die Beteiligung der Universität Innsbruck an der AQT wird von der sogenannten Uni-Holding gemanagt. Diese
ist im Jahr 2008 als Universität Innsbruck Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH gegründet worden.
„Die wichtigste Aufgabe einer Universität ist es, vorhandenes Wissen zu bewahren, neues Wissen zu generieren
und dieses Wissen weiterzugeben. Hier geht es auch um die kommerzielle Umsetzung von wissenschaftlichen Entdeckungen.
Das haben wir durch die konkreten Maßnahmen an der Universität Innsbruck wesentlich beschleunigt. Insgesamt
sind wir derzeit über die Uni-Holding bereits an zirka 20 kommerziell ausgerichteten Spin-offs zur Entwicklung
und Vermarktung von Ergebnissen aus den Bereichen Physik, Chemie, Informatik und Betriebswirtschaft beteiligt“,
erklärt dazu der Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Tilmann Märk. Die betreffenden, kommerziell
ausgerichteten Spin-offs beschäftigen per 21 Dezember 2018 insgesamt 82 Personen, die Zahl der Beschäftigten
ist im Vergleich zum Jahr davor um 22 Prozent gestiegen. Die Betriebsleistung der Spin-offs liegt im Geschäftsjahr
2018 bei insgesamt 3,7 Millionen Euro und konnte im Vergleich zum Jahr 2017 bereits um 39 Prozent erhöht werden.
Quanten-Pionier Österreich: Stark beim europäischen Quantum Flagship und bei QuantERA
"Österreich zählt weltweit zu den Quanten-Pionieren. Das rot-weiß-rote Stärkefeld
wurde in den vergangenen Jahren gezielt ausgebaut und hat auch international entsprechende Sichtbarkeit und Anerkennung“,
so Dr. Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
FFG. „Wir sind dabei ein starker Partner, auf nationaler wie europäischer und internationaler Ebene und unterstützen
gezielt bei der Anwendung in der Wirtschaft“, verweist Egerth auf das FFG-Portfolio zu Quantentechnologien und
die FFG-Beteiligung an der AQT. Als Nationale Kontaktstelle bietet die FFG auch entsprechende Unterstützung
beim Einwerben von Mitteln aus dem EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“, zum Beispiel beim europäischen
Quantentechnologie-Flagship. Gesamt kamen zunächst 20 Projekte zum Zug, dabei sind sechs österreichische
Organisationen elf Mal beteiligt, zwei Projekte werden von heimischen Einrichtungen (Universität Innsbruck,
Austrian Institute of Technology) koordiniert. Weiters beteiligte sich die FFG ebenso wie der Wissenschaftsfonds
FWF an Calls des europäischen Netzwerks QuantERA, um internationale, kooperative F&E-Projekte auf dem
Gebiet der Quantenforschung und -technologien zu fördern. Im Call 2019 wurden vier Projekte mit österreichischer
Beteiligung bewilligt, eines davon wird an der Universität Innsbruck koordiniert. „Die erfolgreiche Teilnahme
beruht auch auf nationalen Programmen, die eine wichtige Voraussetzung für den Sprung auf die höchst
kompetitive europäische Ebene sind“, so die beiden FFG-Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus
Pseiner. Sie nennen als Beispiel das gemeinsam mit dem FWF durchgeführte und von der Nationalstiftung für
Forschung und technologische Entwicklung (NFTE) finanzierte Programm „Quantenforschung und -technologie“ (QFTE),
in welchem noch bis 24. September 2019 die zweite nationale Ausschreibung mit einem Volumen von 4,5 Millionen Euro
geöffnet ist
Mit frühen Investitionen in Schlüsseltechnologien und Spin-offs zu neuen Märkten
Technologieorientierte Ausgründungen aus Hochschulen gelten gemeinsam mit Wirtschafts-Wissenschaftskooperationen
als wichtige Innovationstreiber. Für deren fundierte Vorbereitung und effiziente Umsetzung kann Tirols Hochschulforschung
deshalb seit 2002 auf die Beratungsleistung eigener Gründungszentren zugreifen. Mit deren Hilfe sind in Tirol
bisher über 90 wissensbasierte Ausgründungen umgesetzt worden. Aktuell ist es die Gründungszentrum
Start Up Tirol GmbH, die universitäre Spin-offs wie das AQT mit Hilfe eines eigens entwickelten Scaleup-Programms
beim Erschließen ihrer Märkte unterstützt. Bund und Land fördern die Arbeit der Einrichtung
mit 3,8 Millionen Euro, die Standortagentur Tirol ist gemeinsam mit Tirols Universitäten und Fachhochschulen,
dem Verein Startup.Tirol und der WK Tirol einer der Gesellschafter des Inkubators. „Die beeindruckende Finanzierungsrunde
für AQT trägt dem besonderen Potenzial des Spin-offs Rechnung. Eng verknüpft mit den wissenschaftlichen
Vorreitern einer zentralen Zukunftstechnologie kann es mit Sprunginnovationen neue Märkte schaffen“, sagt
Dr. Marcus Hofer, der Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Für Hofer trägt mit der nunmehrigen
Zugkraft der Tiroler Quantenforschung für Investoren auch die vorausschauende Technologiepolitik am Standort
Früchte: Weil Regionen, in den Schlüsseltechnologien entwickelt werden, davon überproportional profitieren,
konnte die Standortagentur Tirol den Aufbau des IQOQI Innsbruck bereits vor mehr als zehn Jahren mit einer Förderung
in siebenstelliger Höhe aus Landesmitteln unterstützen.
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