Pernkopf: BirdLife Österreich zählt 29 Jungvögel von 22 Brutpaaren
St. Pölten (nlk) - Die Brutsaison war für den weltweit bedrohten Kaiseradler dieses Jahr besonders
erfolgreich: Sensationelle 22 Kaiseradler-Brutpaare brüteten dieses Frühjahr in Österreich. Ein
kleiner Wermutstropfen liegt in der geringen Produktivität der Paare, da lediglich 29 Jungvögel schlüpften.
Insgesamt vermeldet die Vogelschutzorganisation BirdLife eine positive Entwicklung, wenngleich der Brutbestand
der Kaiseradler in Österreich immer noch sehr fragil und die illegale Greifvogelverfolgung eine gravierende
Todesursache für Jungadler ist.
Dieser Tage verlassen 29 diesen Sommer geschlüpfte Kaiseradler endgültig die elterlichen Reviere und
sind von nun an auf sich allein gestellt. Eine Erfolgsgeschichte des Greifvogelschutzes, denn der majestätische
Vogel galt noch bis vor 20 Jahren in Österreich als ausgestorben. Nationale und internationale Schutzmaßnahmen
machen es möglich, dass sich die Brutbestände in Mitteleuropa langsam erholen und kontinuierlich steigen.
„Die Rückkehr des Kaiseradlers ist auf die langjährigen Bemühungen des Artenschutzes zurückzuführen.
Es freut mich, dass sich diese imposanten Tiere weiter ausbreiten und in unserem Naturland Niederösterreich
eine passende Heimat gefunden haben”, so LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Das heurige Jahr war allerdings durchwachsen. Während mit 22 Brutpaaren zwar so viele Kaiseradler wie noch
nie brüteten (drei mehr als im Vorjahr), war deren Schlupferfolg äußerst schlecht (etwa 1,5 Jungvögel
pro erfolgreichem Brutpaar zu 1,9 Jungvögel pro erfolgreichem Brutpaar im langjährigem Mittel). „Wahrscheinlich
ist die feucht-kalte Witterung im Mai dafür verantwortlich, dass nicht mehr Jungvögel schlüpften
und bis zum Ausfliegen überlebten”, erklärt Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich.
Im Zuge des vom Land Niederösterreich und der EU finanzierten Artenschutzprojektes für gefährdete
Vogelarten in NÖ wurde ein umfassendes Monitoring für den Kaiseradler durchgeführt. Sensationelle
Erkenntnis ist die weiter stattfinde Ausbreitung der stark gefährdeten Art Richtung Westen. „Während
im Burgenland die Anzahl der Brutpaare mit fünf stabil geblieben ist, beobachten wir in Niederösterreich
einen Anstieg auf 17 Brutpaare. Mittlerweile steht der Kaiseradler auch vor den Toren Oberösterreichs. Das
ist weltweit sein westlichstes Verbreitungsgebiet!”, freut sich Christina Nagl von BirdLife Österreich, fachliche
Koordinatorin des Artenschutzprojekts für gefährdete Vogelarten in NÖ.
Zudem wurden im Rahmen des internationalen pannonEagle LIFE Projekts (LIFE15/NAT/HU/OOO902) zwei Jungvögel
sowie ein immaturer Kaiseradler mit Sendern versehen. „Durch die Besenderung erlangen wir Erkenntnisse über
die Nutzung der Lebensräume, können wir Todesursachen feststellen und Überlebensraten berechnen“,
erklärt Matthias Schmidt. „Vor allem die illegale Greifvogelverfolgung, die nach wie vor die Haupttodesursache
für Jungadler ist, stellt uns vor große Herausforderungen.“
Im Rahmen des internationalen pannonEagle LIFE Projekts (LIFE15/NAT/HU/000902) setzen BirdLife Österreich
und der WWF einen Schwerpunkt zur Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung. Finanziell unterstützt
wird das EU-geförderte Projekt dabei vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. „Sollten
Sie tote oder verletzte Greifvögel finden, bitten wir Sie, diese uns über unsere Meldeplattform Kaiseradler.at,
die APP birdcrime oder die birdcrime Hotline +43 660 869 2327 zu melden!“, so Schmidt.
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