Österreich ist Vorreiter bei emissionsarmer Produktion. Werden mehr Güter hierzulande
erzeugt, verringern sich klimaschädliche Emissionen um die Hälfte
Wien (pwk) - „Treibhausgas-Emissionen machen vor nationalen Grenzen nicht Halt. Unser Ziel im Kampf gegen
den Klimawandel muss es daher sein, Beiträge zur globalen Treibhausgas-Reduktion zu liefern“, so Andreas Mörk,
Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Diese
Aussage wird durch die Studie „climApro“, die das Institut für Industrielle Ökologie im Auftrag der Industriesparte
und von mehreren Industrie-Fachverbänden durchführte, mit Zahlen und Fakten untermauert.
Konkret haben die Studienautoren des Instituts für industrielle Ökologie, Andreas und Bernhard Windsperger,
die Bedeutung einer klimaschonenden Produktion bzw. umgekehrt des CO2-Rucksacks, den importierte Güter mit
sich tragen, analysiert. Dabei wurden drei verschiedene Szenarien berechnet: Im sogenannten Re-Integrationsszenario
wird von einer Ausweitung der industriellen Produktion in Österreich ausgegangen. Im Vertiefungsszenario wurde
angenommen, dass vermehrt Zwischenprodukte zu Endprodukten verarbeitet werden (anstatt wie bisher einfach exportiert)
und im dritten Szenario, „Carbon Leakage“ genannt, wurde eine Verlagerung von Produktionsstätten aus Österreich
ins Ausland simuliert.
Technologie, Effizienz und Energiemix entscheiden
Dabei wurde errechnet, dass eine zusätzliche nationale Produktion zwar auch zu Mehremissionen in Österreich
führt, dem stehen aber – global gesehen - in der gesamten Wertschöpfungskette deutlich größere
Einsparungen gegenüber. Umgekehrt steigen als Folge einer Produktionsverlagerung ins Ausland inklusive Transportkosten
die Emissionen um 1,9 Tonnen, während in Österreich eine Tonne CO2 weniger emittiert wird. Das wäre
eindeutig kontraproduktiv.
„Die Ergebnisse zeigen also ganz klar, dass der Hebel zur CO2-Reduktion sehr groß ist, wenn dort produziert
wird, wo Technologie, Effizienz und Energiemix am besten sind, nämlich am Industriestandort Österreich.
Unterm Strich wirkt sich eine Reindustrialisierung Österreichs eindeutig positiv auf die Klimabilanz aus“,
fasst Mörk die Ergebnisse der Studie zusammen
Nicht weitere Industriezweige ziehen lassen
Einige Industriezweige sind freilich bereits abgewandert, etwa die Mineralwolle-Produktion. „Jetzt geht es
darum, nicht noch weitere Industriebranchen ziehen zu lassen“, sagt Robert Schmid, Umweltsprecher der Bundessparte
Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sowie Geschäftsführer der Baumit-Gruppe
(Schmid Industrie Holding). „Die sauberste Energie ist die nicht-verbrauchte Energie. Das würde allerdings
massive Konsumeinschränkungen bedeuten und ist Illusion. Daher wollen wir die zweitbeste Variante forcieren
und diese lautet Made in Austria“, illustriert es Schmid. Denn werde Produktion verlagert, dann verschärfe
sich das Treibhausgas-Problem um den Faktor 1,9
EU-Regeln für Emissionshandel verbessern
Richtig gemachter Klimaschutz, so betont Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik
in der WKÖ, bringt für die heimischen Unternehmen enorme Chancen. „Die Kosten für die Betrieben
haben sich in den letzten Jahren um den Faktor 10 – 15 erhöht. Daher reichen die Regelungen zum Schutz vor
Abwanderung von Produktionen nicht mehr aus. Die österreichische Industrie, die bei der CO2-Reduktion zu den
Besten zählt, muss derzeit horrende Summen (bis zu 100 Mio. € pro Jahr in Einzelfällen) für Zertifikatskäufe
aufbringen. Wir brauchen daher dringend eine Reform des Emissionshandels“, sagt Schwarzer. Zum einen müsse
es daher für die Industrie ein eigenes System geben. Zum zweiten sollten die Erlöse aus dem Emissionshandel
der Industrie für Low-Carbon-Projekte zur Verfügung stehen. „Im Sinne einer ehrlich gemeinten Klimapolitik
sollte Österreich die Einnahmen aus dem Emissionshandel rückführen und damit den Weg für Investitionen
in den Technologiewechsel bereiten“, so Schwarzer. Diese Rückführung ist in Deutschland und vielen anderen
westeuropäischen Ländern längst Realität. In Österreich liegen die Einnahmen aus dem Emissionshandel
für den Staat derzeit bei rund 120 Millionen Euro.
Weltweiter CO2-Preis notwendig
Darüber hinaus – und auch das ist ein Ergebnis der Studie – muss es zu einer weltweiten CO2-Bepreisung
kommen. „Nur so können wir das Übel an der Wurzel packen und verhindern, dass industrielle Produktion
dorthin abwandert, wo für klimaschädliche Emissionen keine Kosten anfallen“, sagt Schwarzer.
In Summe, so betont Mörk, zeigte die Studie auf, dass hinter der C02-Thematik große ökonomische
Effekte stehen. Wenn nur zwei Prozent der Zwischenprodukt-Menge ins Ausland abwandern, dann bedeutet das einen
Wertverlust von 830 Mio. Euro – den Verlust von Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen etc. noch gar nicht eingerechnet.
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