In ihrer Masterarbeit machte sich Absolventin Janine Hendler Gedanken über ein besonders
brisantes Thema: den Ärztemangel im Burgenland.
Pinkafeld/Eisenstadt (fh) - Den Grund für den Ärztemangel sieht die Gesundheitsmanagerin im bestehenden
Vertragssystem für niedergelassene Ärzte. Hendler weiß in mehrfacher Hinsicht, wovon sie spricht.
Sie hat den Bachelorstudiengang Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung und den Masterstudiengang Integriertes
Versorgungsmanagement an der FH Burgenland studiert. Den Praxisbezug zum Thema eignete sie sich durch berufliche
Erfahrung in der Patientenannahme eines Krankenhauses an. Den oft mühsamen Weg, den Patientinnen und Patienten
auf der Suche nach dem richtigen Arzt durchlaufen, erlebte sie kürzlich dank einem gebrochenen Bein auch am
eigenen Leib.
Veraltetes System als Hemmschuh
Für ihre Masterarbeit befragte Hendler neun Wahlärzte und wertete 207 Patienten-Fragebögen aus.
Ihre Ergebnisse liefern eine klare Antwort auf die Frage, warum sich immer weniger Jungärzte im Burgenland
niederlassen und einen Kassenvertrag unterschreiben. „Das System ist fast 50 Jahre alt“, so die Absolventin. „Im
aktuellen gesetzlichen Rahmen sind Kassenärzte gegenüber Wahlärzten klar benachteiligt.“ Neben der
heutzutage so wichtigen Work-Life Balance gehe es auch ums Honorar. „Um 3.000 Euro umzusetzen, braucht ein Wahlarzt
im Schnitt 24 Patienten, ein Kassenvertragsarzt 67, also mehr als das Doppelte“, hat Hendler ausgewertet. Dementsprechend
kann sich der Wahlarzt seinem Patienten 45 Minuten lang widmen, während dem Kassenarzt knappe 10 Minuten pro
Patient zur Verfügung stehen.
Eben diese Unterschiede im Rahmen der Behandlungsdauer sind es aber, die die Berufswahl wesentlich beeinflussen.
„Ärzte verweigern die Medizin am Fließband, wollen Verantwortung an Patienten abgeben, mit ihnen im
Team arbeiten und ausreichend zeitliche Ressourcen für ein Behandlungsgespräch aufbringen“, bemerkte
Hendler bei ihrer Recherche. „Der Patient soll im Mittelpunkt stehen und eine qualitativ hochwertige Behandlung
erhalten. Aufgrund des gesetzlichen Rahmens ist dies im Vertragsärztebereich nur schwer zu realisieren.“
Gesundheits- und Pflegebereich im Fokus
„Der Masterstudiengang Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung gibt Antworten auf offene Fragen, die
sich in der Gesundheits- und Sozialversorgung aktuell stellen“, bekräftigt Studiengangsleiter Peter J. Mayer.
Seine Absolventin Janine Hendler arbeitet mittlerweile im Qualitätsmanagement einer Sonderkrankenanstalt.
„Das Studium war sehr umfangreich und ich fühle mich für meine Aufgaben sehr gut qualifiziert“, sagt
sie. „Nicht nur der Ärztemangel stellt uns vor große Herausforderungen. Aufgrund demografischer Veränderungen
steuert der gesamte Pflegebereich auf einen Mangel an Fachkräften zu“, ergänzt Departmentleiter Erwin
Gollner. An der FH Burgenland legt das Department Gesundheit am Studienstandort Pinkafeld daher einen starken Fokus
auf diesen Bereich. In mehreren Studiengängen können sich Interessierte in den Bereichen Gesundheitsmanagement
aber auch Gesundheits- und Krankenpflege höher qualifizieren.
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