Studie zum Ärztemangel

 

erstellt am
20. 08. 19
13:00 MEZ

In ihrer Masterarbeit machte sich Absolventin Janine Hendler Gedanken über ein besonders brisantes Thema: den Ärztemangel im Burgenland.
Pinkafeld/Eisenstadt (fh) - Den Grund für den Ärztemangel sieht die Gesundheitsmanagerin im bestehenden Vertragssystem für niedergelassene Ärzte. Hendler weiß in mehrfacher Hinsicht, wovon sie spricht. Sie hat den Bachelorstudiengang Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung und den Masterstudiengang Integriertes Versorgungsmanagement an der FH Burgenland studiert. Den Praxisbezug zum Thema eignete sie sich durch berufliche Erfahrung in der Patientenannahme eines Krankenhauses an. Den oft mühsamen Weg, den Patientinnen und Patienten auf der Suche nach dem richtigen Arzt durchlaufen, erlebte sie kürzlich dank einem gebrochenen Bein auch am eigenen Leib.

Veraltetes System als Hemmschuh
Für ihre Masterarbeit befragte Hendler neun Wahlärzte und wertete 207 Patienten-Fragebögen aus. Ihre Ergebnisse liefern eine klare Antwort auf die Frage, warum sich immer weniger Jungärzte im Burgenland niederlassen und einen Kassenvertrag unterschreiben. „Das System ist fast 50 Jahre alt“, so die Absolventin. „Im aktuellen gesetzlichen Rahmen sind Kassenärzte gegenüber Wahlärzten klar benachteiligt.“ Neben der heutzutage so wichtigen Work-Life Balance gehe es auch ums Honorar. „Um 3.000 Euro umzusetzen, braucht ein Wahlarzt im Schnitt 24 Patienten, ein Kassenvertragsarzt 67, also mehr als das Doppelte“, hat Hendler ausgewertet. Dementsprechend kann sich der Wahlarzt seinem Patienten 45 Minuten lang widmen, während dem Kassenarzt knappe 10 Minuten pro Patient zur Verfügung stehen.

Eben diese Unterschiede im Rahmen der Behandlungsdauer sind es aber, die die Berufswahl wesentlich beeinflussen. „Ärzte verweigern die Medizin am Fließband, wollen Verantwortung an Patienten abgeben, mit ihnen im Team arbeiten und ausreichend zeitliche Ressourcen für ein Behandlungsgespräch aufbringen“, bemerkte Hendler bei ihrer Recherche. „Der Patient soll im Mittelpunkt stehen und eine qualitativ hochwertige Behandlung erhalten. Aufgrund des gesetzlichen Rahmens ist dies im Vertragsärztebereich nur schwer zu realisieren.“

Gesundheits- und Pflegebereich im Fokus
„Der Masterstudiengang Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung gibt Antworten auf offene Fragen, die sich in der Gesundheits- und Sozialversorgung aktuell stellen“, bekräftigt Studiengangsleiter Peter J. Mayer. Seine Absolventin Janine Hendler arbeitet mittlerweile im Qualitätsmanagement einer Sonderkrankenanstalt. „Das Studium war sehr umfangreich und ich fühle mich für meine Aufgaben sehr gut qualifiziert“, sagt sie. „Nicht nur der Ärztemangel stellt uns vor große Herausforderungen. Aufgrund demografischer Veränderungen steuert der gesamte Pflegebereich auf einen Mangel an Fachkräften zu“, ergänzt Departmentleiter Erwin Gollner. An der FH Burgenland legt das Department Gesundheit am Studienstandort Pinkafeld daher einen starken Fokus auf diesen Bereich. In mehreren Studiengängen können sich Interessierte in den Bereichen Gesundheitsmanagement aber auch Gesundheits- und Krankenpflege höher qualifizieren.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.fh-burgenland.at

 

 

 

 

 

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