Europäisches Konsortium unter österreichischer Leitung ebnet Weg zur europaweiten
Quantenkommunikation
Wien (ait) - Europa startet eine neue High-Tech-Initiative für das digitale Zeitalter. Aufbauend auf
Europas wissenschaftlicher Führungsrolle im Bereich Quantentechnologie wird nun die nächste Phase eingeläutet,
um dieser zukunftsträchtigen Technologie auf dem Markt zum Durchbruch zu verhelfen. Im Rahmen der neuen EU-Initiative
OPENQKD haben sich führende Organisationen aus Wissenschaft, Forschung und Industrie sowie Stakeholder aus
unterschiedlichen Anwendungsgebieten und Märkten zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist die Entwicklung von Demonstratoren
sowie nachhaltigen und sicheren Anwendungen für die Quantentechnologie, um so die strategische Autonomie Europas
auch im digitalen Zeitalter sicherzustellen. Das Konsortium wird vom AIT Austrian Institute of Technology geleitet.
Im nächsten Jahrzehnt werden disruptive digitale Technologien und Anwendungen unsere Infrastrukturen sowohl
im Privatbereich als auch im Geschäftsleben von Grund auf revolutionieren. Die Integrität, Authentizität
und der Schutz von Daten werden in unserer Gesellschaft in Zukunft eine große Rolle spielen. Verschlüsselungstechnologien
der neuen Generation sind daher gefragt, um unsere Daten künftig vor Cyberbedrohungen zu schützen. Mit
dem EU H2020 Projekt (857156) OPENQKD soll ein europaweites Quantum Key Distribution (QKD)-Netzwerk aufgebaut werden,
dessen Schwerpunkt auf Glasfaser- und Satellitenkommunikation liegt. Ziel ist es, die weltweit sicherste Verschlüsselungstechnologie
zum Schutz der europäischen Datennetze zu entwickeln, die auch von leistungsstarken Quantencomputern nicht
geknackt werden kann.
Demonstration von Use Cases im Bereich QKD
Die technologischen Forschungsergebnisse der dreijährigen Initiative OPENQKD werden als Use Cases in unterschiedlichen
Anwendungsbereichen umgesetzt, etwa in den Bereichen Telekommunikation, Stromversorgung, Gesundheitswesen, Finanzen,
Verkehr und öffentliche Verwaltung. An der Initiative arbeiten mehrere europäische Staaten zusammen,
um ein hohes Maß an Synergie zu generieren, eine kritische Masse an Know-how und Umsetzungskompetenz aufzubauen
und so eine weltweit führende Stellung auf dem Gebiet der Quantenkommunikation zu übernehmen.
Die QKD-Netzwerke und Sicherheitsanwendungen der nächsten Generation werden in mehreren europäischen
Ländern umgesetzt, etwa in Österreich, Spanien, Polen, Deutschland, Holland, der Schweiz, Frankreich,
Italien, Großbritannien, Griechenland und Tschechien. Die einzelnen Demonstratoren verfolgen unterschiedliche
Zielsetzungen und Ansätze und machen OPENQKD damit zu einem europaweiten Großprojekt.
Darüber hinaus wird im Rahmen von OPENQKD ein europäisches Ökosystem für Technologieanbieter
und Anwendungsentwickler geschaffen und neue Use Cases identifiziert. Erreicht werden soll dies, indem Start-ups
und KMUs unterstützt und Testeinrichtungen neuen Stakeholdern zur Verfügung gestellt werden.
Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, umfasst das OPENQKD Konsortium insgesamt 38 Partner aus 13 europäischen
Ländern und Israel. Es wird ein sehr breites Kompetenzfeld abgedeckt, von Herstellern, Netzwerkbetreibern,
Systemintegratoren, KMUs, Forschungseinrichtungen, Universitäten sowie Zertifizierungs- und Standardisierungsstellen
bis hin zu Endanwendern. Das Konsortium steht unter der Führung des AIT Austrian Institute of Technology,
das bereits das Vorgängerprojekt SECOQC (Secure Communication based on Quantum Cryptography, 2004–2008) koordiniert
hat. Im Rahmen dieser Initiative, an der insgesamt 40 Partner beteiligt waren, wurde in Wien ein QKD-Netzwerk mit
mehreren Knoten aufgebaut. Österreich spielt auch in OPENQKD wieder eine zentrale Rolle, denn eine der größten
Testregionen der neuen Initiative wird in Wien und Graz eingerichtet. Beteiligt sind das AIT, die Österreichische
Akademie der Wissenschaften, die Medizinische Universität Graz, fragmentiX Storage Solutions GmbH und Citycom
Telekommunikation GmbH.
„Durch die seit 15 Jahren konsequent verfolgte Förderung der Forschung im Bereich der Quantentechnologie konnte
Österreich auf dem Gebiet der Quantenverschlüsselung eine internationale Führungsposition erreichen,
um dadurch die Europäische High-Tech Entwicklung mitzugestalten. Der Einsatz von zukunftsweisenden Technologien
wie die Quantenkommunikation und die damit verbundene sehr hohe Datensicherheit ist ein wichtiger Baustein für
ein sicheres, vernetztes, digitales Europa von Morgen und zentrales Element für eine europäische Souveränität
in einem hochkritischen Technologiebereich. Der Industriestandort Österreich erhält dadurch die Möglichkeit
in einem High-Tech Bereich der Digitalisierung zum internationalen Technologielieferant zu werden, in der Entwicklung
einer entstehenden Quantenindustrie frühzeitig Marktpositionen zu besetzen und damit seine globale Wettbewerbsfähigkeit
zu stärken und auszubauen.“ so Dr. Gernot Grimm, Leiter der Sektion III – Innovation und Telekommunikation
im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.
Hannes Hübel, Scientist am AIT und Projektleiter von OPENQKD: “Nach der erfolgreichen Demonstration des Grundkonzepts
im Rahmen von SECOQC 2008 in Wien hat sich die quantenbasierte Kryptographie stark weiterentwickelt. Wir sind stolz,
die Quantentechnologie nun zur Marktreife zu führen, damit dem Einsatz im Alltag nichts mehr im Wege steht.”
Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security, AIT: “Mit der europäischen OPENQKD Initiative
baut Europa auf seiner wissenschaftlichen und technologischen Führungsrolle im Bereich Quantentechnologie
auf. Durch die enge Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und öffentlicher Verwaltung soll ein innovatives
Ökosystem geschaffen werden, um neue Perspektiven für ein sicheres digitales Europa zu eröffnen
und die Grundlagen für die Kommunikationstechnologien der nächsten Generation zu schaffen."
Forschung zum Thema Quantentechnologie am AIT
Das AIT Austrian Institute of Technology ist Österreichs größte außeruniversitäre
Forschungseinrichtung und der Spezialist für die zentralen Infrastrukturthemen der Zukunft. Im Center for
Digital Safety & Security werden modernste Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und Systeme entwickelt,
um kritische Infrastrukturen im Kontext der umfassenden und globalen Vernetzung und Digitalisierung sicher und
zuverlässig zu gestalten.
Die AIT-Expert*innen im Bereich optische Quantentechnologien widmen sich der Entwicklung und Integration von Systemen
zur Quantenverschlüsselung sowie der Produktentwicklung auf Basis von quantentechnologisch inspirierten Technologien.
Die Lösungen bieten eine wichtige Grundlage für Forschung und Entwicklung in der Quantenoptik und anderen
angewandten Forschungsfeldern wie etwa den Life Sciences. Mit diesem Kernthema will AIT die Quantentechnologie
aus dem Labor zum Kunden bringen.
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