Linz (lk) - Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander
präsentierten gemeinsam mit DDr. Paul Eiselsberg vom IMAS - Institut für Markt- und Sozialanalysen und
Schule am Bauernhof Bäuerin und Direktvermarkterin Edith Jungmair am 2. September die Ergebnisse der Studie
"Bedürfnisse und Selbstbild von Frauen im ländlichen Raum.
Starke Frauen. Starkes Land.
Mit der einstimmig beschlossenen Frauenstrategie hat sich das Land Oberösterreich im April 2018 selbst eine
klare Handlungsanleitung für eine erfolgreiche Frauenpolitik gegeben. Frauenpolitik ist darin klar als Querschnittsmaterie
definiert, die in alle anderen Politikbereiche hineinwirkt. Ganz besonders ist auch die Politik für die ländlichen
Räume betroffen, da engagierte und aktive Frauen einen lebendigen ländlichen Raum erst möglich machen.
"Die Frauenstrategie für Oberösterreich 2030 ist ein wirksames Instrument auf dem Weg zur Gleichstellung
der Frauen. Als Teil der Strategie haben wir mit der heute präsentierten Studie die Situation und Bedürfnisse
der Frauen im ländlichen Raum genau erhoben. Daraus können wir notwendige politische Maßnahmen
ableiten, um die Lebenszufriedenheit der Frauen im ländlichen Raum weiter zu erhöhen. Denn eines ist
klar: Die gute Entwicklung unseres Landes hängt maßgeblich davon ab, dass Frauen das Leben am Land weiterhin
schätzen und vor Ort aktiv mitgestalten", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
"Ich freue mich, dass das Agrarressort unter Landesrat Max Hiegelsberger mit dieser Studie einen Teil zur
Umsetzung der Frauenstrategie beiträgt. Frauenpolitik betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens
und deshalb auch alle politischen Ressorts. Frauen im ländlichen Raum sehen sich mit anderen Herausforderungen
konfrontiert als Frauen in der Stadt - diese spezifische Sicht war uns bei der Umfrage wichtig, denn so können
wir politische Maßnahmen setzen, die vor Ort auch ankommen", so Landeshauptmann-Stellvertreterin und
Frauenreferentin Mag.a Christine Haberlander.
Große Zufriedenheit mit Wohnumfeld
Eine zentrale Erkenntnis der Studie und gleichsam eine Erfolgsbestätigung der Regionalpolitik der Oö.
Landesregierung ist die hohe Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld in ländlichen Regionen. 64 Prozent der Befragten
gaben an, sehr zufrieden mit dem Wohnumfeld zu sein, weitere 33 Prozent sind einigermaßen zufrieden. Insbesondere
die Gruppe der 16 bis 29 Jährigen weist hohe Zufriedenheitswerte auf. Es passt ins Bild, dass 61 Prozent aller
Befragten bessere Lebensbedingungen am Land verorten. Nur 12 Prozent sehen diese in großen Städten gegeben.
Bei den Zukunftsaussichten schneidet aber das städtische Umfeld besser ab. Hier sehen nur 23 Prozent der befragten
Frauen den ländlichen Raum im Vorteil. "Bei den Zukunftsaussichten für Frauen am Land haben wir
ganz klar Handlungsbedarf. In dieses Thema spielen viele Themen hinein, von der Kinderbetreuung am Land über
die Jobchancen bis hin zur gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit. Wir müssen uns weiter darum bemühen,
auch qualifizierte Arbeit in die ländlichen Regionen zu bringen und die Vereinbarkeit von Job und Familie
auch für Frauen zu stärken", so Landesrat Max Hiegelsberger.
Zukünftige politische Handlungsfelder
Als zukünftige Handlungsfelder, um den hohen Grad der Zufriedenheit mit den Lebensbedingungen am Land
auch weiter zu halten, wurden vorrangig der Breitband-Ausbau und schnelles Internet angeführt. Auch die Pflege
Angehöriger und die eigene Pflegesituation im Alter sind vorrangige Themen. Top-Priorität genießt
auch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr. "Die Nennung der wichtigsten Zukunftsthemen deckt sich
gut mit den Schwerpunkten der Politik der Oö. Landesregierung. Der Ausbau des Breitbandnetzes und die Stärkung
der öffentlichen Anbindung ländlicher Gemeinden werden aktiv vorangetrieben. Besonders in der Landwirtschaft
ist flächendeckend schnelles Internet eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Betriebsentwicklung.
Der steigenden Herausforderung Pflege begegnen wir im landwirtschaftlichen Schulwesen mit dem Ausbau der sozialen
Ausbildungsmöglichkeiten. Klar ist aber, dass wir uns besonders bei diesem Thema weiter anstrengen müssen,
um eine flächendeckende Versorgung sicher zu stellen," so Landesrat Hiegelsberger.
"Auch den Wunsch nach einer weiteren Verbesserung der Kinderbetreuung nehmen wir ernst. Wir investieren
stetig in den Ausbau, vor allem im Bereich der Unter-Dreijährigen. Das Land Oberösterreich gibt dafür
alleine im laufenden Jahr über 229 Millionen Euro aus. Ich bekenne mich weiterhin zu einem bedarfsgerechten
Ausbau und sehe die Gemeinden dabei als verlässlichen und wichtigen Partner", so Bildungsreferentin Haberlander:
"Für all jene, die eine flexiblere Kinderbetreuung brauchen, stehen auch Angebote wie etwa Tageseltern
zur Verfügung. Diese Möglichkeiten müssen wir im ländlichen Raum noch bekannter machen, damit
Eltern wissen, wie vielfältig die Betreuung organisiert werden kann", so Bildungsreferentin Haberlander.
Ehrenamt wird weiter hochgehalten
Der Anteil ehrenamtlich tätiger Frauen ist im ländlichen Raum weiterhin sehr hoch. In der Detailauswertung
fällt dabei auf, dass junge Frauen bis 29 Jahre und Frauen mit höherer Ausbildung auch überdurchschnittlich
oft ehrenamtlich tätig sind. Dies trifft auch besonders auf Frauen mit einem landwirtschaftlichen Background
zu, erläutert Landesrat Max Hiegelsberger: "Bei ehrenamtlicher Tätigkeit stechen Frauen, die selbst
auf einer Landwirtschaft gelebt haben oder leben, als besonders aktiv hervor. Landwirtschaftliche Betriebe können
daher ohne Übertreibung als wichtige Säule des sozialen Lebens in unseren ländlichen Gemeinden bezeichnet
werden."
Selbstbild der Frauen im ländlichen Raum ist weiter im Wandel
Das Institut IMAS hat in den letzten Jahren einige Untersuchungen über Frauen in Oberösterreich durchgeführt.
Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung mit Fokus auf den ländlichen Raum haben wiederum bestätigt,
dass sich das Rollenverständnis und das Selbstbild von Frauen weiter in Veränderung befinden. "Die
Zufriedenheit mit dem Leben am Land ist sehr hoch. Entscheidend, dass das so bleibt, sind aber immer mehr die Hard
Facts wie Infrastruktur und Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Die gute Nachbarschaft, das Ehrenamt und das
Gemeinschaftsgefühl sind weiterhin wichtig. Entsprechende Jobs, der öffentliche Verkehr und die Vereinbarkeit
von Arbeit und Familie sind darüber hinaus unbedingt notwendig, damit junge Frauen eine Perspektive am Land
sehen", so DDr. Eiselsberg.
Die Vorzüge des Landlebens
Edith Jungmair führt einen Schweinemastbetrieb in Ansfelden und vermarktet ihre Produkte zum großen
Teil selbst und direkt an die Endkonsumentinnen und -konsumenten. Als dreifache Mutter hat sie das große
Unwissen der übrigen Schulkinder zur Ausbildung "Schule am Bauernhof" motiviert. Die Schülerinnen
und Schüler der VS und NMS Ansfelden sind nun regelmäßig auf dem Betrieb zu Besuch. Für Edith
Jungmair dominieren ganz klar die Vorzüge des Landlebens: "Ich habe mich eindeutig und ohne es zu bereuen
für ein Leben am Land entschieden. Die gute Nachbarschaft, die Ruhe und dann natürlich mein Beruf als
Landwirtin, mit dem ich ja ans Land gebunden bin, sind für mich die entscheidenden Argumente. Herausforderungen
wie die Zugänglichkeit zum öffentlichen Verkehr und die Kinderbetreuung stellen sich auch bei uns, können
aber durch den Mehrgenerationenhaushalt ganz gut bewältigt werden."
Umfang und Details zur Befragung
Mittels computergestützter telefonischer Interviews wurden 300 Frauen ab 16 Jahren befragt. Es wurden keine
Städte über 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner in die Stichprobe aufgenommen. 60 Prozent der Befragten
haben entweder selbst oder deren Eltern auf einer Landwirtschaft gelebt. Die Stichprobe hatte daher auch einen
starken Bezug zur Landwirtschaft.
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