Landwirtschaftskammer OÖ fordert klares Bekenntnis zu heimischem Holz
Linz (lk-oö) - Die Klimaveränderung ist vor allem im Wald bereits Realität und mittlerweile
auch für alle sichtbar. Trockenheit und Borkenkäferbefall aber auch Sturm und Schneedruck haben vielerorts
zu großen Kahlflächen geführt. Dabei handelt es sich aber nicht um eine lokale Krise im Mühl-
und Waldviertel. Vielmehr stirbt in ganz Mitteleuropa die Fichte in tieferen Lagen großflächig ab, aber
auch andere Baumarten leiden unter Klimastress. Die Waldbesitzer bekommen die Klimawandelfolgen massiv zu spüren
und der Holzmarkt ist momentan total überlastet. Die Landwirtschaftskammer fordert daher die Holzindustrie
auf, heimischem Holz den Vorzug zu geben.
"Die Situation für die Waldbesitzer ist schwierig und derzeit ist auch keine Besserung in Sicht. Wir
brauchen jetzt neue waldbauliche Konzepte. Die Forstberatung der Landwirtschaftskammer OÖ unterstützt
die Waldbesitzer bei der Wahl der geeigneten Baumarten, welche mit den geänderten Umweltbedingungen zurechtkommen.
Die kürzlich beschlossene Erhöhung der Aufforstungsförderung begrüße ich ausdrücklich.
Zudem brauchen wir in der Industrie ein klares Bekenntnis zu heimischem Holz, die Forcierung des Holzbaus bei privaten
und öffentlichen Bauvorhaben und auch den Ausbau von Biomassekraftwerken", erläutert LAbg. Michaela
Langer-Weninger, Präsidentin der Landwirtschaftskammer OÖ.
Mehr Schadholz am Markt, als verarbeitet werden kann
Obwohl die Sägewerke an der Kapazitätsgrenze einschneiden, drängt mehr Schadholz auf den Markt
als verarbeitet werden kann. Das Holz lagert wochenlang im Wald, sodass die fertig entwickelten Borkenkäfer
ihre Brutbäume verlassen und neuerlich gesunde Fichten befallen. Die Bekämpfung der Käfer etwa mit
Pflanzenschutzmitteln geht mit Chemie einher, ist teuer und meist nur bedingt wirksam.
Der Überschuss an Holz sowie die Qualitätsentwertung durch den Käferbefall haben zu massiven Preiseinbußen
geführt. Die Holzerlöse decken oft gerade einmal die Erntekosten und dann sind auch noch die Kosten für
die Wiederaufforstung zu tragen. Bei aktuellen Holzpreisen und Käferholzabschlägen von bis zu 35 Euro
je Kubikmeter, wie sie derzeit am Holzmarkt zu verzeichnen sind, ist eine kostendeckende Waldbewirtschaftung kaum
mehr möglich.
Aufforstungsförderung essentiell für die Wiederbewaldung
Aufgrund der aktuellen Situation am Holzmarkt können die meisten Waldbesitzer die Wiederaufforstung nicht
aus den Holzerlösen finanzieren. Daher ist die Einigung zur Erhöhung der Aufforstungsförderung nach
borkenkäferbdingten Zwangsnutzungen, die zuletzt von Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus,
Maria Patek, und LK Österreich Präsident Josef Moosbrugger präsentiert wurde, ein entscheidender
Schritt in die richtige Richtung. Eine um einen Euro je Forstpflanze erhöhte Kostenpauschale bedeutet bei
einer Förderquote von 60 Prozent, wie sie im durchschnittlichen Wirtschaftswald gewährt wird, rund 1.500
Euro je Hektar mehr an Fördergeld für die heimischen Waldbesitzer. Damit wurde in dieser prekären
Situation eine essentielle Unterstützung für notwendige Aufforstungsvorhaben geschaffen, um die Schutzwirkung
der Wälder, die Holzversorgung aber auch die Erholungsfunktion zukünftig sicherstellen zu können.
Diese Erhöhung gilt ab Oktober 2019, wird dann aber auch rückwirkend für 2018 und 2019 gelten. Für
die Aufforstung von Sturm- und Schneebruchschadflächen, für die bereits Mittel aus dem Katastrophenfonds
in Anspruch genommen wurden, gelten weiterhin die bisher gültigen Fördersätze.
Klares Bekenntnis zu österreichischem Holz notwendig
Die rasche Holzabfuhr als kostengünstigste "Borkenkäferbekämpfung" ist momentan vielfach
nicht möglich, da der Nadelsägerundholzmarkt völlig überlastet ist. "In dieser prekären
Situation ist es der Landwirtschaftskammer OÖ als Interessenvertretung der Waldbauern ein großes Anliegen,
dass die österreichische Sägeindustrie den Import von Rundholz, soweit es die ausländischen Geschäftsbeziehungen
zulassen, verringert und heimischem Holz den Vorzug gibt", betont Langer-Weninger.
Die österreichischen Sägewerke importierten im langjährigen Durchschnitt rund ein Drittel der verarbeiteten
Holzmenge. Diese Einfuhren vor allem aus Tschechien, Deutschland und Slowenien waren notwendig, um die langfristig
stabile Holzversorgung der heimischen Sägeindustrie sicherzustellen. Es handelt sich hierbei meist um langfristige
Geschäftsbeziehungen.
"Um jedoch weitere finanzielle Einbußen der österreichischen Waldbewirtschafter abzuwenden, fordern
wir die Vertreter der Holzindustrie klar auf, heimischem Holz den Vorzug zu geben, die Verarbeitungskapazitäten
hochzuhalten und diese Krisensituation nicht durch ständige Preissenkungen weiter zu verschärfen. Ein
gutes Miteinander zwischen Holzproduzenten und Holzabnehmern ist das Fundament eines in Österreich äußerst
erfolgreichen Wirtschaftssektors. Diese Zusammenarbeit ist gerade in der aktuell vorherrschenden Ausnahmesituation
von besonderer Bedeutung. Dem Ruf nach Grenzschließungen und Demonstrationen gegen Holzeinfuhren erteilen
wir eine Absage. Diese Forderungen sind zwar aus Sicht der betroffenen Waldbesitzer nachvollziehbar, tragen aber
nicht zur Lösung des Problems bei", stellt Präsidentin Langer-Weninger klar.
Öffentliche Bauvorhaben in Holzbauweise realisieren
Die vielfältige Verwendung von Holz und Holzprodukten garantiert, dass Sägerundholz auch weiterhin
in großer Menge gebraucht wird. Vor allem der Einsatz von Holz als Baustoff ist entscheidend, um die Nachfrage
nach hochwertigen Holzsortimenten auf hohem Niveau zu halten. Einerseits können die Waldbesitzer selbst mit
gutem Beispiel vorangehen, indem sie für anstehende Bauvorhaben auf eigenes Holz zurückgreifen. Andererseits
kann die öffentliche Hand die Holzverwendung vorantreiben, indem sie bei öffentlichen Bauten den Rohstoff
Holz einsetzt. Im Bereich der Kinderbetreuung und Schulen, vor allem aber auch im öffentlich geförderten
Wohnbau sollte der Baustoff Holz stärkerer Beachtung finden. Zahlreiche weitere Bauvorhaben sind bereits vorgemerkt.
Der Holzbau ist neben Neubauten auch für Zubauten und Aufstockungen geeignet.
"Der Holzbauanteil beschränkt sich bei öffentlichen Bauten derzeit auf neun Prozent der vorhandenen
Nutzfläche. Es gibt also noch Luft nach oben. Daher appelliere ich, dass möglichst viele der anstehenden
öffentlichen Bauvorhaben in Holz realisiert werden", so Langer-Weninger.
Der Einsatz von Holz ist ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz. Ein Kubikmeter verbautes Holz bindet etwa eine
Tonne CO2. Der eingelagerte Kohlenstoff bleibt über die gesamte Lebensdauer der Gebäude unschädlich
unter Verschluss und bei einem zukünftigen Abbruch kann ein Großteil des Holzes recycelt beziehungsweise
energetisch genutzt werden. Außerdem entsteht durch die Verarbeitung von Holz in Oberösterreich gerade
im ländlichen Raum Wertschöpfung.
Forcierung neuer Biomassekraftwerke
Die enormen Schadholzmengen sorgen auch für ein Überangebot an Energieholzsortimenten. Eine verstärkte
Nutzung von Biomasse in einem Land mit beinahe 50 Prozent Waldanteil ist ohnehin das Gebot der Stunde, will man
aktiven Klimaschutz betreiben und ein tragfähiges Energiesystem aus heimischen Ressourcen aufbauen.
"Die thermische Verwertung von Biomasse muss wieder mehr Gewicht bekommen. Das Verbot von Ölheizungen
im Neubau und das Raus-aus-Öl-Programm sind zwar ein wichtiger Baustein, stellen jedoch nur einen kleinen
Teil der Lösung dar. Sowohl bei Biomasseheizungen in Einzelgebäuden als auch bei Fernwärme aus Biomasse
ist noch viel Luft nach oben", ist die Präsidentin überzeugt.
Die Verstromung von Biomasse bietet ebenfalls sehr großes Potenzial. Derzeit warten österreichweit fast
50 kleinere Biomassekraftwerke auf einen Einspeisetarif, die Planung von Neuanlagen ist aufgrund der langen Wartelisten
fast zum Erliegen gekommen. Im bestehenden Ökostromgesetz müssen die Mittel für Strom aus Biomasse
deutlich aufgestockt werden, um diese hocheffizienten Projekte auch realisieren zu können.
Ebenso muss im kommenden Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz der Biomasse eine zentrale Rolle zukommen. Strom aus Biomasse
kann netzstabilisierende Grundlast liefern und darüber hinaus auch an den Strombedarf angepasst betrieben
werden. Dies ist ein entscheidender Vorteil unter den erneuerbaren Energieträgern.
Das Lobbying der Papierindustrie gegen die energetische Verwertung von Holz ist nicht nachvollziehbar, da diese
Energieholzsortimente nur in beschränktem Umfang kauft. Holz geringer Dimension und minderer Güte, wie
es bei Durchforstungen verstärkt anfällt, müsste ohne Biomassekraftwerke ungenutzt im Wald verrotten.
Sperrgebiete dienen der Sicherheit der Bevölkerung
Spaziergänger und Wanderer, also Leute, die den Wald zu Erholungszwecken besuchen, werden im eigenen Interesse
dringend aufgefordert, befristete forstliche Sperrgebiete einzuhalten und die Wege und Flächen, die durch
entsprechende Tafeln gekennzeichnet sind, nicht zu betreten. Waldbesitzer können solche befristeten forstlichen
Sperrgebiete während der Holzerntearbeiten ausweisen. Mittels Hinweistafeln, auf denen der Zeitraum der Sperre
angegeben wird, kann einer allfälligen Gefährdung Dritter vorgebeugt werden. Im Bedarfsfall können
Sperren bis zu vier Monaten verhängt werden.
"Wir appellieren eindringlich, hier vorsichtig zu sein. Holzschlägerungsarbeiten sind für die Forstarbeiter
gefährlich, noch gefährlicher werden sie allerdings, wenn diese bei ihrer Tätigkeit durch Wanderer
und Spaziergänger behindert werden", so Langer-Weninger.
Borkenkäferkalamität eine Folge des Klimawandels
Jährlich werden weltweit ca. 10 Milliarden Tonnen Kohlenstoff durch fossile Brennstoffe an die Erdoberfläche
gefördert. Bei der Verbrennung entstehen ungeheure Mengen an CO2, das die Erderwärmung vorantreibt. Die
aktuelle Borkenkäferkalamität ist eine Folge dieser Erderwärmung.
"Seit Jahren wird vom Waldverband OÖ und von Seiten der Beratung der Landwirtschaftskammer OÖ gebetsmühlenartig
wiederholt, dass vom Borkenkäfer befallene Bäume rasch aus dem Wald zu entfernen sind und der Wald mit
klimatoleranten Mischbaumarten aufgeforstet werden soll. Diesem Aufruf sind die Waldbesitzer auch mit extremem
Einsatz nachgekommen, dennoch stellt sich kein Erfolg ein. Trotz aller Bemühungen breitete sich der Borkenkäfer
mit rasanter Geschwindigkeit aus. Fehlende Niederschläge und warme Witterung haben die Bäume in ihrer
Abwehr sukzessive geschwächt und gleichzeitig die Entwicklung der Schadinsekten begünstigt", erläutert
Franz Kepplinger, Obmann des Waldverbandes OÖ.
Forstberater und Waldhelfer als Krisenmanager
Forstberater und Waldhelfer sind häufig die ersten Ansprechpartner, wenn es darum geht, vom Borkenkäfer
befallenes Holz aufzuarbeiten und zu vermarkten. Die effizienteste Maßnahme, um eine weitere Borkenkäferausbreitung
zu verhindern, ist es, befallenes Holz schnell zu entdecken und aus dem Wald zu bringen. Die Holzabfuhr läuft
derzeit beim Waldverband Oberösterreich auf hohem Niveau. Dennoch sind zusätzliche Bekämpfungsmaßnahmen
notwendig, da die Abfuhr bei derartigen Käferholzmengen nicht schnell genug möglich ist.
Der Waldverband Oberösterreich betreibt daher acht sogenannte Trockenlagerplätze sowie die Einlagerung
von Rundholz in drei Nasslager in Kooperation mit großen Sägewerken. Trockenlager weit abseits vom nächstgelegenen
Fichtenwald verhindern, dass ausfliegende Borkenkäfer weitere Bäume befallen können, da der Aktionsradius
der Käfer beschränkt ist. Die Holzentwertung durch Bläuepilze kann damit aber nicht gestoppt werden.
Nasslager hingegen ermöglichen es, Holz über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren
"konservieren" zu können. Das geschieht durch Beregnung, wodurch weder Pflanzenschutzmittel notwendig
sind noch andere ökologische Nachteile in Kauf genommen werden müssen. In Nasslager können nur Frischholzqualitäten
eingelagert werden. Diese Qualität bleibt im Nasslager lange (bis zu drei Jahre) erhalten und auch der Borkenkäfer
kann sich durch die ständige Beregnung nicht vermehren.
In den vergangenen Wochen und Monaten konnten die Mitglieder des Waldverbandes OÖ ihr vorwiegend durch Schneebruch
zu Jahresbeginn angefallenes Rundholz auf drei verschiedenen Nasslagerstandorten einlagern. In Summe konnten dadurch
Sägerundholz von ca. 250 Waldbesitzern nassgelagert werden. 30 verschiedene Waldhelfer unterstützten
die Mitglieder bei dieser Qualitätssicherungsmaßnahme.
Die durch diese Zwischenlagerungsform entstehenden Mehrkosten sind den Mehrerlösen durch die Qualitätserhaltung
gegenüberzustellen. Neben dem Effekt der
Marktentlastung ist diese Form der qualitätserhaltenden Zwischenlagerung von Sägerundholz auch als wichtige
Forstschutzmaßnahme zu sehen.
Die Nasslagerung von Rundholz bedarf jedoch auch eines gewissen Vertrauensvorschusses seitens der Waldbesitzer
und Kompromissbereitschaft. Das Holz bleibt bis zur Auflösung des Lagers im Eigentum des Lieferanten, die
vollständige Zahlung des angelieferten Holzes erfolgt erst bei Auflösung des Nasslagers.
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