Internationaler Freihandel fördert Effizienz, Innovation und Technologie-Transfer, Herausforderungen
durch Freihandel klar ansprechen
Wien (oekb) - "Freihandel – aber sicher!? Kann Freihandel nachhaltig gelingen?" Unter diesem Titel
stand die Breakout Session der Oesterreichischen Kontrollbank AG (OeKB) am 28. August mit Franz Fischler,
Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Heinz Leitner, CEO Komptech Gruppe, Julia Wörz, Analystin
in der Oesterreichischen Nationalbank sowie OeKB-Vorstandsmitglied Helmut Bernkopf beim diesjährigen Europäischen
Forum Alpbach.
"Freihandel hat ganz wesentliche Vorteile", ist Helmut Bernkopf überzeugt. "Er erhöht
den Wettbewerb und spornt die Unternehmen zu mehr Effizienz und Innovation an. Das stärkt die Leistungsfähigkeit
der gesamten Wirtschaft. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, die das Rückgrat der österreichischen
Wirtschaft bilden, profitieren vom Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren. Für die Konsumenten wird die
Auswahl an Gütern und Dienstleistungen größer und in vielen Fällen werden die Waren billiger.
Das bringt Vorteile vor allem für einkommensschwächere Haushalte."
Freihandel für Zulieferer und Technologie-Transfer wichtig
Freihandel erschließt nicht nur neue Absatzmärkte für Exportunternehmen. Er erweitert auch
deren Beschaffungsmärkte. "Unternehmen haben damit eine größere Auswahl bei der Anschaffung
von Rohstoffen wie zum Beispiel Metallen oder von Zwischenprodukten wie beispielsweise Fahrzeugteilen oder auch
bei Maschinen", bekräftigt Bernkopf. Außerdem stärkt Freihandel auch die Wettbewerbsfähigkeit
von Unternehmen, die nicht international tätig sind – wenn sie in ihrem Heimmarkt als Zulieferer von Exportunternehmen
aktiv sind.
Ein wichtiger, positiver Nebeneffekt von Freihandel ist der Technologie- und Know-how-Transfer. "Davon profitieren
im Besonderen Entwicklungs- und Schwellenländer", so Bernkopf. Umgekehrt können neue Technologien
am Heimmarkt zu einem rascheren Strukturwandel führen. So hat etwa die österreichische Textilindustrie
seit den 1960er Jahren kontinuierlich an Bedeutung verloren, produziert wird jetzt überwiegend in Billiglohnländern.
"Die österreichische Textilindustrie ist heute dort wettbewerbsfähig, wo besonders hohe Qualität
oder Innovationen zählen – etwa bei technischen Textilien zur Auskleidung von Fahr- und Flugzeugen oder für
Umweltfilter. Dank Freihandel kann die österreichische Textilindustrie eine Exportquote von mittlerweile 80
Prozent erzielen", erläutert Bernkopf.
Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, betonte in der Diskussion: "Freihandel
braucht faire Regeln, damit dieser positive Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeteiligten entfalten kann. In einem
zunehmend globalen und technologisch hoch vernetzten Wirtschaftsgefüge ist eine ambitionierte und regelbasierte
Handelspolitik notwendiger denn je. Dabei ist es jedoch wichtig, dass wir nicht nur nach Marktöffnung sowie
Schaffung und Nutzung optimaler Lieferketten streben, sondern uns auch global für die Einhaltung und Verbreitung
unserer hohen europäischen Umwelt- und Sozialstandards einsetzen."
Ganzheitlicher Blick auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft
Nur auf die ökonomischen Aspekte des Freihandels zu schauen, hält OeKB-Vorstandsmitglied Bernkopf
für zu kurz gegriffen: "Wir müssen auch die Umwelt und die Gesellschaft berücksichtigen. Es
ist essenziell, die durch Freihandel entstehenden Herausforderungen ganz klar anzusprechen. Zum Beispiel sind die
erzielten Wohlstandsgewinne ungleich verteilt und es profitieren nicht alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen
vom Freihandel. Hier sind die internationale Handelspolitik und die Politiken der einzelnen Länder gefordert,
Anreize zu schaffen – etwa für umwelt- und ressourcenschonenderes Produzieren und Transportieren. Aber auch
jedes einzelne Unternehmen muss einen Beitrag leisten und gesamthaft auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft schauen.
Sozialstandards, Menschenrechte, Klimaschutz, Konsumentenschutz und gerechte Verteilung dürfen nicht unter
dem Freihandel leiden."
Die OeKB selbst prüft deshalb ihre Geschäfte im Hinblick auf diese Kriterien sehr genau. "Bevor
wir ein Projekt finanzieren, analysieren wir die Auswirkungen auf Umwelt und Soziales. Wir führen ein Screening
bezüglich der Einhaltung von Menschenrechten durch und machen Umwelt- und Sozialprüfungen. Dabei werden
internationale Standards in den Zielregionen eingefordert – etwa bei den Arbeitsbedingungen oder beim Schutz von
Ökosystemen", so Bernkopf.
Die Erfahrung der OeKB zeigt übrigens auch, dass viele österreichische Investoren in den Zielländern
mit gutem Beispiel vorangehen – etwa mit Verhaltenskodizes für Lieferanten, umfangreichen Ausbildungsprogrammen
und ausgezeichneten Standards bei Umweltschutz und Sicherheit, die lokale Vorgaben oft weit übertreffen.
Eigene Geschäftsmodelle überdenken, innovative Services entwickeln
Damit Freihandel nachhaltig gelingen kann, ist laut Helmut Bernkopf die ständige Bereitschaft erforderlich,
das eigene Geschäftsmodell, die eigenen Services und Prozesse weiterzuentwickeln und zu verändern. So
hat die OeKB kürzlich ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Mit der "Exportinvest Green"-Finanzierung
erhalten Exporteure günstige Konditionen für Projekte, die einen Beitrag zur Umweltverbesserung leisten.
Bernkopf: "Wir setzen damit einen Anreiz für Neu- und Ersatzinvestitionen zur Umweltentlastung. Wir haben
diese Unterstützungsmöglichkeit gemeinsam mit dem Bundesministerium für Finanzen geschaffen. Die
"Exportinvest Green" ist eine der ersten Maßnahmen, die im Rahmen der "Green Finance Agenda"
der österreichischen Bundesregierung umgesetzt wurde."
Die OeKB beim Europäischen Forum Alpbach
Auch dieses Jahr nimmt die OeKB Gruppe wieder aktiv am Europäischen Forum Alpbach (EFA) teil. Das EFA
ist eine bewährte Plattform, wichtige Zukunftsthemen zu identifizieren. Hier setzt sich die OeKB intensiv
mit den Standpunkten ihrer Stakeholder auseinander, macht sich ein umfassendes Bild der verschiedensten Herausforderungen
und erarbeitet Erfolgs- bzw. Risikofaktoren. Die Ergebnisse fließen in die strategische und operative Arbeit
der OeKB ein.
Über die OeKB Gruppe
Die Unternehmen der OeKB Gruppe mit ihren mehr als 460 Mitarbeitenden erbringen wesentliche und relevante Services
für die österreichische Exportwirtschaft und den Kapitalmarkt, bieten Dienstleistungen für den Energiemarkt
und sind Teil der österreichischen Entwicklungsfinanzierung. All ihre Aktivitäten haben einen deutlichen
volkswirtschaftlichen Nutzen, stärken den Standort Österreich und unterstützen Österreichs
Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Die OeKB handelt wettbewerbsneutral, sektorenübergreifend und nachhaltig
verantwortungsbewusst.
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