Deloitte Austrian Tax Survey
Wien (deloitte) - Komplexe Regelungen, doppeldeutige Interpretationen durch die Finanzverwaltung, häufige
Gesetzesänderungen – die Probleme für Unternehmen sind im Hochsteuerland Österreich seit Jahren
dieselben. Laut einer aktuellen Deloitte Studie haben die meisten Führungskräfte wenig Hoffnung auf Besserung.
Das teure österreichische Steuersystem sendet nicht nur international negative Signale, sondern hat auch ernste
Folgen für den Wirtschaftsstandort Österreich. Die nächste Bundesregierung muss nach den Wahlen
rasch handeln, um den Unternehmen die vielgeforderte Sicherheit zu gewährleisten.
Das steuerliche Umfeld in Österreich stellt für 73 % der Unternehmen eine Herausforderung dar. Zu diesem
Ergebnis kommt der Deloitte Austrian Tax Survey 2019, für den österreichweit 263 Führungskräfte
ihre Einschätzungen zur heimischen Steuerlandschaft geteilt haben. Mehr als die Hälfte der Befragten
zeigt sich demnach skeptisch, was die zukünftige Entwicklung des Steuerstandortes betrifft.
„Steuern und Kosten stellen seit Jahren einen klaren Standortnachteil für Österreich dar. Hohe Abgaben
und ein komplexes System erschweren das Wirtschaften hierzulande. Das ist nicht nur unnötig, sondern bremst
Österreich in internationalen Rankings aus und schmälert die Wettbewerbsfähigkeit“, betont Verena
Gabler, Partnerin bei Deloitte Österreich.
Große Unsicherheiten entstehen laut 68 % der befragten Unternehmer vor allem durch die unklare oder widersprüchliche
Interpretation steuerlicher Regelungen durch die Finanzverwaltung, 55 % klagen über häufige Gesetzesänderungen.
Hier fehlt es deutlich an Stabilität und Klarheit. „Das aktuelle steuerliche Umfeld führt immer wieder
zu ungewollten Fehltritten seitens der Unternehmen. Aus der Praxis wissen wir aber: Unternehmen wollen es richtig
machen. Nicht umsonst ist Tax Compliance eines der Themen, die die Befragten am meisten beschäftigen“, erklärt
Gabler.
Wunschliste für die Bundesregierung
Aus Sicht der befragten Führungskräfte hätten neben einer Vereinfachung des Steuersystems die
Senkung der Lohnnebenkosten sowie eine Verwaltungsvereinfachung den positivsten Effekt für den Wirtschaftsstandort.
Themen wie die Ökologisierung des Steuersystems sind eher nachrangig.
„Generell stehen für Unternehmen Effizienz und Wirtschaftlichkeit an erster Stelle. Eine Ökologisierung
des Steuersystems assoziieren hingegen viele mit zusätzlichen Belastungen. Sollte der Gesetzgeber Schritte
in diese Richtung setzen, müssen daher jedenfalls parallel umfassende steuerliche Erleichterungen mitgedacht
werden“, ergänzt Gabler.
Bei den konkreten Forderungen an die neue Bundesregierung sind sich die Unternehmen einig: 75 % nennen die Reduktion
der Lohnnebenkosten als dringlichste Maßnahme. Mit 51 % steht die Vereinfachung des Einkommensteuergesetzes
auf der Wunschliste an zweiter Stelle. Dahinter folgen die Reduktion des Körperschaftsteuersatzes (38 %) sowie
des Einkommensteuersatzes (37 %).
Begleitende Kontrolle und Ruling gehen in die richtige Richtung
Um den Unternehmen mehr Rechtssicherheit zu geben, ist die begleitende Kontrolle – auch als „Horizontal Monitoring“
bekannt – aus Expertensicht ein gutes Instrument. Das bestätigt die Deloitte Umfrage: 85 % jener Befragten,
die sich damit bereits auseinandergesetzt haben, bewerten die Maßnahme als sehr gut bis gut. Ähnlich
verhält es sich bei der Erweiterung der Ruling-fähigen Themengebiete.
„Bisher haben zwar erst relativ wenige Unternehmen Erfahrung mit Horizontal Monitoring und Ruling gemacht. Die
positive Resonanz aus ersten Erfahrungsberichten spricht aber für sich“, so die Steuerexpertin. „Die laufende
Zusammenarbeit mit der Finanzverwaltung schafft für Unternehmen deutlich mehr Planungssicherheit und Transparenz.“
Digitalisierung als Hausaufgabe
Bei all dem Handlungsbedarf seitens des Gesetzgebers sind auch die Unternehmen selbst gefordert. So hinken die
meisten beim Thema Digitalisierung im Steuerbereich nach wie vor hinterher. Lediglich 19 % setzen sich auf steuerlicher
Ebene intensiv mit Robotics, Automatisierung und Data Analytics auseinander.
„Neue Technologien können die Fehlerquote bei internen Prozessen massiv verringern. Unternehmen haben damit
also die Chance, sich selbst mehr Sicherheit zu verschaffen und gleichzeitig die Effizienz zu erhöhen“, gibt
Verena Gabler zu bedenken.
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