Linz (jku) - Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist für uns in Österreich selbstverständlich.
Knapp eine Milliarde Menschen haben dieses Privileg weltweit nicht. Fast zwei Millionen sterben jedes Jahr aufgrund
von Wasserverunreinigungen. Eine neue Technologie der Johannes Kepler Universität macht gefährliche Verunreinigungen
nun rasch und kostengünstig sichtbar.
Wenn Krankheitserreger in unser Trinkwasser kommen, kann es zu einem epidemischen Ausbruch von Krankheiten kommen.
Selbst in Europa wurden im Zeitraum von 2000 bis 2013 solche Ausbrüche gemeldet: insgesamt 1.039. „Diese Zahl
zeigt, dass es sich um ein weltweites Problem handelt und nicht nur auf Entwicklungsländer beschränkt
ist“, sagt DIin Medina Hamidovic vom Institute for Communications Engineering and RF-Systems der JKU. Einige Parasiten
sind robust und widerstandsfähig gegen herkömmliche Wasserdesinfektionsmittel und für manche dieser
Erreger wurde bis heute noch kein geeignetes Desinfektionsmittel gefunden. Darüber hinaus sind viele dieser
Krankheitserreger sehr klein (Mikrometerbereich) und können nur sehr schwer detektiert und unschädlich
gemacht werden. Die JKU-Forscherin und ihre KollegInnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Problem zu lösen.
„Unsere radikale Innovation ist ein biomedizinisches System, das uns die Detektion und Analyse von gefährlichen
Krankheitserregern erlaubt.“ Benötigt wurde dazu ein mikrofluidisches System, mit dem sich Erreger im Wasser
gut nachweisen lassen.
Revolutionäre Verbesserung
Hamidovic kombinierte medizinisches und technisches Know-how der JKU mit dem ihres Kooperationspartners, der Heriot-Watt
Universität in Schottland. Nach zweijähriger Forschungsarbeit gelang es ihr, ein mikrofluidisches System
zu optimieren, das in 8 Minuten gefertigt werden kann und lediglich 1 Euro pro Stück kostet. Durch die kurze
Fertigungszeit ist das System auch für eine Großserienproduktion geeignet. Ein Wassertropfen reicht
aus, um binnen 2-3 Stunden Krankheitserreger verlässlich nachzuweisen. Zum Vergleich: Herkömmliche Systeme
weisen eine Verarbeitungszeit von mehreren Tagen auf und benötigten Hunderte Liter Wasser; die Geräte
kosten zudem mehrere Tausend Euro pro Stück – für viele Entwicklungsländer nicht finanzierbar. Zudem
müssen die Arbeitsschritte manuell überwacht werden, was die TechnikerInnen einem erhöhten Infektionsrisiko
aussetzt. Das neue JKU-System läuft hingegen vollständig automatisiert ab. Industriepartner, vor allem
zwei große Wasserlieferanten Großbritanniens, werden das System nun bis Ende 2020 testen, 2021 soll
ein adaptiertes System weltweit zugänglich gemacht werden. Für ihre Arbeit wurde Hamidovic für den
Women in Technology Preis der USA nominiert. „Dieses neuartige mikrofluidische System bedeutet einen großen
technologischen und medizinischen Fortschritt und wird uns helfen, neue Desinfektionsmittel zu finden und somit
weitere Krankheitsausbrüche aufgrund von verunreinigtem Wasser zu verhindern“, ist Hamidovic überzeugt.
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