Stabilisierung des Konjunkturabschwungs der
 heimischen Industrie, doch Verunsicherung nimmt zu

 

erstellt am
28. 08. 19
13:00 MEZ

Trotz geringerer Einbußen im Neugeschäft geht die Produktionsleistung stärker zurück als im Vormonat – Der Beschäftigungsabbau hält mit fast unverminderten Tempo an
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie leidet weiterhin unter den Folgen der Abschwächung des globalen Handels bedingt durch politische Spannungen und der Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreicht im August 47,9 Punkte. Damit liegt der Indikator mittlerweile den fünften Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und weist damit auf eine Fortsetzung der leichten Rezession in der heimischen Industrie über den ganzen Sommer hin“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „ Allerdings hat im August die kontinuierliche Verschlechterung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex über insgesamt neun Monate geendet. Erstmals gibt es nun Anzeichen dafür, dass sich das Tempo des Abschwungs der Industrie einbremst.“

„Mit dem Rückgang der Einbußen im Neugeschäft und bei den Preistrends zeigt sich im August in der Produktionsleistung aktuell eine Stabilisierung des Konjunkturabschwungs. Die mittelfristigen Aussichten für die heimische Industrie haben sich dagegen sogar noch etwas stärker eingetrübt. Die heimischen Unternehmer sind in der Lagerhaltung sehr vorsichtig geworden und die Produktionserwartungen sind gesunken“, meint Bruckbauer.

Während im August eine Stabilisierung der Industriekonjunktur erkennbar ist, haben sich die mittelfristigen Aussichten auch im Euroraum und im wichtigsten österreichischen Partnerland Deutschland verschlechtert. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum ist im August um 0,6 auf 47,0 Punkte und in Deutschland von 43,2 auf 43,6 Punkte gestiegen. Gleichzeitig hat sich der Ausblick auf Jahresfrist verschlechtert. Während die Produktionserwartungen der deutschen Industrie sogar stark rückläufig sind, besteht im Euroraum bei einem Erwartungsindex von 51 Punkten zwar nachlassender, aber immerhin noch leichter Optimismus.

Verlangsamung der Auftragseinbußen
Die Stabilisierung des Konjunkturabschwungs in der heimischen Industrie ist vor allem auf die nachlassenden Einbußen im Neugeschäft zurückzuführen. Zwar sind die Auftragseingänge im August den achten Monat in Folge gesunken, das Tempo des Rückgangs hat sich jedoch deutlich verlangsamt. Mit 48,1 Punkten weist der Neuauftragsindex den höchsten Wert seit Februar auf. Insbesondere im Exportgeschäft hat die Stärke des Einbruchs deutlich abgenommen. Mit 47,3 Punkten erreicht der Index sogar den höchsten Wert des laufenden Jahres.

„Obwohl sich der Rückgang im Neugeschäft im August verlangsamt hat, haben die heimischen Betriebe die Produktion etwas stärker als im Vormonat zurückgefahren. Der Produktionsindex weist mit 49,0 Punkten jedoch in Verhältnis zur Auftragsentwicklung auf eine bislang relativ geringe Verringerung der Produktionsleistung hin, was sich in einem erneut starken Abbau der Auftragspolster niederschlägt“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Der Index für die Auftragsbestände ist mit 42,3 Punkten auf den niedrigsten Stand seit April 2009 gesunken, als die Finanzkrise den Höhepunkt erreicht hatte. Da die heimischen Industriebetriebe noch über einen hohen Bestand an Auftragsrückständen verfügen, die abgearbeitet werden, seitdem das Neugeschäft nachlässt, halten sich die Auswirkungen des Konjunkturabschwungs auf die Beschäftigung weiterhin in Grenzen. Im August hat die Beschäftigung den zweiten Monat in Folge abgenommen, der Beschäftigtenindex hat sich jedoch leicht auf 47,9 Punkte verbessert.

Preise sinken, aber nicht mehr so rasch
Angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage zeigen die Preise weiterhin rückläufige Tendenz. Allerdings hat sich sowohl im Einkauf als auch im Verkauf das Tempo des Preisrückgangs im August etwas verringert. Die Kosten für Rohstoffe und Vormaterialien haben sich im August den dritten Monat in Folge verringert. Die geringeren Kosten haben die heimischen Betriebe aufgrund des starken Wettbewerbs über eine Senkung der Verkaufspreise weitergegeben.

„Trotz der zurückhaltenden Nachfrage gelang es den österreichischen Industriebetrieben im August die Preissenkungen im Verkauf niedrig zu halten und angesichts stärker gesunkener Rohstoffpreise die Ertragssituation im Durchschnitt gegenüber dem Vormonat sogar tendenziell zu verbessern“, meint Pudschedl.

Steigende Unsicherheit auf Jahressicht
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, mögliche höhere US-Importzölle für die europäische Autoindustrie und das steigende Risiko eines ungeregelten Brexits haben die Verunsicherung unter den heimischen Industriebetrieben hinsichtlich der weiteren Konjunkturaussichten erhöht.

Dies zeigt sich zum einen im sehr vorsichtigen Lagermanagement. Trotz der geringeren Preise für Rohstoffe haben die Betriebe die Einkaufsmenge erneut stark reduziert und die Lagerbestände an Vormaterialien noch stärker als im Vormonat verringert. Während die Bestände in den Vormateriallagern im August den vierten Monat in Folge abgebaut wurden, um Kosten zu senken, haben sich erstmals seit dem Frühjahr auch die Verkaufslager reduziert, trotz der schwächelnden Nachfrage.

Zum anderen zeigt sich die gestiegene Verunsicherung in der heimischen Industrie in den nachlassenden Produktionserwartungen. „Die Aussichten für die österreichische Industrie haben sich im August klar verschlechtert. Der Index für die Produktionserwartungen in zwölf Monaten ist auf 47,3 Punkte gesunken. Der niedrigste Wert seit über sechs Jahren signalisiert somit, dass die heimischen Betriebe derzeit auf Jahressicht einen Rückgang der Produktionsleistung erwarten“, meint Bruckbauer abschließend.

 

 

 

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