Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht EU-Weiterentwicklung, Klimakrise und Digitalisierung
als zu erschließende Welten.
Linz/Wien (hofburg) - In Linz war am 8. September das Internationale Brucknerfest eröffnet worden,
das heuer den Titel "Neue Welten - Bruckner und die Sinfonik" trägt. Sowohl Festredner Wolf D. Prix
als auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen widmeten sich in ihren Ansprachen neuen Welten abseits der
Musik. Alexander Van der Bellen hob dabei vor allem die Weiterentwicklung der EU, die Klimakrise und die Digitalisierung
hervor.
In einer launigen Rede gratulierte der Bundespräsident dem Brucknerfest und der Ars Electronica - sie hätten
viel dazu beigetragen, dass Linz heute nicht nur eine Industrie-, sondern auch eine Kulturstadt sei. Der Ars Electronica
wünschte er: "Arbeiten Sie weiter 'Out of the Box', was er mit "Raus aus der Blase" übersetzte.
Seine Würdigung des Festival-Namensgebers verband er mit einem Ausflug in die Ökonomie: Anhand von Anton
Bruckner, der in seiner Zeit ein Avantgardist gewesen sei und Impulse für spätere Komponisten gesetzt
habe, erklärte Alexander Van der Bellen, dass "der Markt ein Wunderwerk ist", aber keine Garantie
dafür gebe, "dass echte Leistung noch zu Lebzeiten belohnt wird".
An "Neuen Welten", in die die Politik aufbrechen müsse, nannte er u.a. die Weiterentwicklung der
EU. Die Gemeinschaft "weltpolitikfähig" zu machen, sei mit der derzeitigen Struktur der EU nicht
möglich. Darüber hinaus müsse man sich mit dem Klimawandel befassen, wobei er diesen Ausdruck als
"viel zu euphemistisch" erachte, denn "es ist eine echte Krise". "Produktion und Konsum
werden sich deutlich zu verändern haben" und das werde ohne politische Interventionen wohl nicht funktionieren.
Eine neue Welt, in die man bereits aufgebrochen sei, sei die Digitalisierung mit ihren "enormen Möglichkeiten,
aber auch Schwierigkeiten". Angesichts dessen, was in der digitalen Welt an Verfälschungen bereits alles
möglich sei - "da meine ich gar nicht die Hacker" - sei er "dankbar, dass es klassische Printmedien
gibt und, dass es einen staatlichen ORF gibt".
"Einmalig auf der Welt"Bundespräsident
Alexander Van der Bellen hat auch das Ars Electronica Festival "Out of the Box - die Midlife-Crisis der
Digitalen Revolution" in Linz besucht und zeigte sich angetan davon. "Linz muss sich bewusst werden,
dass das auf der Welt etwas, glaube ich, einmaliges ist", sprach er die Verbindung von Kunst, Technologie
und Gesellschaft an.
Vor allem die Verbindung von Kunst und Digitalisierung, Technologie und Forschung sah der Bundespräsident
als einzigartig. "Die Zeiten, wo die Technik allein den Ton angegeben hat, sind hoffentlich vorbei."
Ars-Electronica-Chef Gerfried Stocker führte den Bundespräsidenten, seine Frau Doris Schmidauer und den
General-Direktor der EU-Kommission Roberto Viola gemeinsam mit anderen Entscheidungsträgern wie JKU-Rektor
Meinhard Lukas durch die Ausstellungen in der PostCity am Bahnhof. Begonnen wurde mit den Projekten zum Starts
Prize der EU-Kommission, unter anderem "Project Alias", das verhindert, dass Smart Home Assistenten die
ganze Zeit mithören. "Wir müssen Wege finden, damit umzugehen", sagte Van der Bellen und nickte,
als Stocker ausführte: "Die Privatsphäre wird der Luxus sein im selbstfahrenden Auto, nicht die
Ledersitze."
Angetan und sehr interessiert zeigte sich das Staatsoberhaupt an den Projekten, die Künstliche Intelligenz
und Musik verbinden. Generell meinte er, was Linz da habe, sei einzigartig und das Motto "Out of the Box",
"also die eigene Blase hin und wieder zu verlassen, ist zentral im Leben".
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