»Nicht er wollte im Vordergrund stehen, seine Arbeit und die
Ergebnisse sollten im Vordergrund stehen.«
Wien - Am 3. September fand auf dem Zentralfriedhof in Wien die feierliche Verabschiedung des
am 20. August 2019 unerwartet im 68. Lebensjahr verstorbenen langjährigen Politikers Rudolf Hundstorfer statt.
Lesen Sie hier die Trauerrede von Bundespräsident Alexander Vand der Bellen:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Abschied nehmen ist immer, immer schmerzlich. Und Abschied nehmen von Rudolf Hundstorfer tut besonders weh.
Liebe Familie!
Liebe Freundinnen und Freunde von Rudi!
Die Trauer und der Schmerz einen geliebten Menschen so plötzlich zu verlieren, können wir Ihnen nicht
abnehmen. Aber wir können eines:
Mit Ihnen gemeinsam trauen. Da sein. Trost spenden. Zur Seite stehen.
Und das will ich, liebe Familie und Freunde von Rudolf Hundstorfer, heute mit Ihnen tun.
Wir nehmen heute von Rudi Abschied mit großem Respekt und mit großer Anerkennung für sein Leben.
Wir alle haben in den Jahren und Jahrzehnten mitverfolgt, was er alles zustande gebracht hat.
Meine Vorrednerinnen und Vorredner haben diese eindrucksvollen politischen, gesellschaftlichen und sozialen Leistungen,
in allen Facetten aufgezählt und gewürdigt. Dem kann ich mich nur anschließen.
Rudi hat auf seine ruhige, auf seine bedächtige und wohlüberlegte Art immer alles gegeben. Und dabei,
war es ihm extrem unangenehm über sich selbst zu sprechen.
Nach all den Jahren in Spitzenämtern, nach all den Jahren in der Spitzenpolitik hat er sich damit eine einzigartige
Bescheidenheit bewahrt. Ja, er war für einen Politiker überraschend uneitel. Nicht er wollte im Vordergrund
stehen, seine Arbeit und die Ergebnisse sollten im Vordergrund stehen.
Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Manche Menschen verlieren in Krisen die Nerven, manche werden starr vor Schreck. Rudi Hundstorfer aber ging in
Krisen regelrecht auf.
Wenn andere nervös wurden, bewahrte er die Ruhe. Wann andere das Handtuch warfen, grub er sich noch die tiefer
in die Materie hinein. Schritt für Schritt, Tag für Tag, in mühseliger Kleinarbeit.
Als ÖGB-Präsident hat er das in den dunkelsten Stunden der Gewerkschaft bewiesen. Diese Aufgabe war eine
sehr wichtige, aber eben nur eine Station, in seinem beruflichen Leben.
Er war zunächst Wiener Landtagsabgeordneter, dann Vorsitzender des Wiener Gemeinderates, ÖGB-Präsident
und schließlich Sozialminister, um nur einige Stationen zu nennen.
Rudi hat in all seinen Ämtern viel bewegt – immer mit großer sozialer Verantwortung. Und er wusste woher
er kam, er hatte starke Wurzeln. Er hat nie die einfachen Verhältnisse vergessen, aus denen er kam.
Bei der Zielpunkt Pleite im Jahr 2015 bestand er darauf, dass die Zielpunkt-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch
VOR Weihnachten ihr Geld bekamen. Weil ihm eben bewusst war, dass sie wahrscheinlich nicht genug Erspartes haben,
um ihren Kindern auch ohne Gehalt und Weihnachtsgeld Geschenke kaufen zu können.
Er hatte klare Prinzipien. Und er hat nie die Demut verloren vor seinen Ämtern. Er führte diese Ämter
mit unglaublichem Fleiß aus, mit Kompetenz, mit Disziplin und voller Kraft.
Ich persönlich habe den Austausch mit ihm immer sehr geschätzt. Auch während unserer gemeinsamen
Kandidatur für das Präsidentenamt.
Er war jemand, der bei aller Mühe und Anstrengung, niemals seinen Sinn für Humor verlor. Und das schätzte
ich sehr an ihm.
Eine Anekdote, die mir erzählt wurde, ist vielleicht bezeichnend:
Als er Sozialminister wurde, gab er in den ersten Tagen im Ministerium der versammelten Belegschaft eine Weisung:
Jeder und jede solle mindestens einmal am Tag lachen.
Ja, Rudi ist immer Mensch geblieben und wenn wir uns heute von ihm verabschieden müssen, können wir den
Schmerz des Abschieds vielleicht umwandeln in gute, dankbare, helle Erinnerung.
Lieber Rudi,
nimm ein letztes „Danke“ für Deinen Humor, Deine Arbeit, für Dein Leben!
Leb wohl!
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