Wenn Menschen Menschen treffen

 

erstellt am
03. 09. 19
13:00 MEZ

Wie persönliches Engagement den Eisernen Vorhang zu Fall brachte.
Wien (hdgö) - Zum 30-jährigen Jubiläum des Falls des Eisernen Vorhangs erzählt das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) ab 28. September 2019 Geschichten von „grenzenlosen“ Freundschaften, Erkundungen und kleinen Gesten, die die Weltgeschichte beeinflussten. In einer fünfsprachigen Spezialpräsentation im Foyer des Museums mit dem Titel Kein Picknick. Erste Überschreitungen des „Eisernen Vorhangs“ um 1989 stehen Menschen im Mittelpunkt, die mit ihren Initiativen schon vor dem Fall der staatssozialistischen Diktaturen der Grenzbefestigung ihren Schrecken nahmen. Ab sofort ruft das hdgö außerdem dazu auf, Videos und Fotos rund um den Fall des Eisernen Vorhangs über die Online-Ausstellung hochzuladen und Geschichte mitzuschreiben.

„Bislang wurde vor allem das Paneuropäische Picknick im August 1989 und das medienwirksame Durchschneiden des Grenzzaunes als Österreichs Beitrag zum Fall des Eisernen Vorhangs wahrgenommen. Wenn wir aber in die Grenzregionen selbst schauen, sehen wir, dass sich schon länger viele kleine Initiativen für Begegnung und Nachbarschaft eingesetzt haben. Damit wurde gemeinsam europäische Geschichte geschrieben. Daher war es uns ein großes Anliegen, diese neuen Perspektiven in allen Sprachen der beteiligten Länder zugänglich zu machen,“ erklärt hdgö-Direktorin Monika Sommer.

Im Foyer des hdgö und als thematische Ergänzungen in der Ausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 werden bisher noch nie gezeigte, persönliche Erinnerungsstücke zu sehen sein. Sie veranschaulichen, dass schon ab 1985 Einzelpersonen und kleine Initiativen in den Grenzregionen das Zusammenwachsen Europas entscheidend vorangetrieben haben. Geschichtsinteressierte erfahren, wie eine Schulklasse half, eine diplomatische Staatskrise zu lösen, oder was tschechoslowakische Zöllner auf einem oberösterreichischen Maskenball machten. Erzählt wird auch die Geschichte von zwei Jugendlichen, die durch eine an einen Luftballon gebundene Nachricht eine Brieffreundschaft zwischen Österreich und der Tschechoslowakei begannen, die bis heute andauert. Erstmals zu sehen ist eine Landkarte mit Fluchtrouten von Sopron nach Neckenmarkt, die von ÖsterreicherInnen an DDR-Flüchtlinge verteilt wurde – und zwar noch vor dem berühmt gewordenen „Paneuropäischen Picknick“ im August 1989.

Bildersammlung online
Auf der Webplattform des hdgö kann ab sofort Bild- und Videomaterial rund um das Ende des Eisernen Vorhang angesehen und auch beigetragen werden. Auf Deutsch, Englisch, Slowakisch, Tschechisch und Ungarisch ruft das Museum dazu auf, persönliche Aufnahmen von ersten Begegnungen mit den Nachbarn, oder auch Videos und Fotos von den Erfahrungen jenseits des Grenzzauns hochzuladen. „Unsere Webplattform lädt dazu ein, die eigene Erinnerung sichtbar zu machen. Die vielen Beiträge, die Menschen dort hochladen, bieten ganz unterschiedliche Blickwinkel. Damit zeigen wir, dass sich unser Bild der Vergangenheit immer weiterentwickelt,“ sagt Web-Kurator Stefan Benedik, der auch die Spezialpräsentation zum Jubiläum des Falls des Eisernen Vorhangs gestaltet hat. Die beigetragenen Zeitdokumente sind sowohl auf der Webplattform und als auch in der Ausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 zu sehen. Individuelle historische Erfahrungen im Museum zu zeigen, ist dem Haus der Geschichte Österreich zentral.

VHS-Kassetten gesucht!
Während es viele Fotos aus privater Hand gibt, die den „Eisernen Vorhang“ und seinen Abbau zeigen, sind Videos aus dieser Zeit verhältnismäßig rar. Ende der 1980er-Jahre war die Ära der Schmalfilme (z.B. Super-8) zu Ende, die VHS-Technologie hatte sich aber noch nicht durchgesetzt. Das hdgö und die Österreichische Mediathek sammeln daher Amateurfilme, die den „Eisernen Vorhang“ oder die ersten Überschreitungen der Grenze zeigen. Die eingeschickten VHS-Kassetten werden professionell digitalisiert, in die Sammlung der Mediathek übernommen und in der Ausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 des hdgö gezeigt.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://1989.hdgoe.at/

 

 

 

 

 

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