Erfolgreicher Abschluss des Forschungsprojekts „viaMotorrad“: neuartiges Messverfahren als
Basis zur Reduzierung der Unfallzahlen
Wien (ait/tu) - Seit Jahren sinkt in Österreich die Zahl der Verkehrstoten. Kamen im Jahr 2007 noch
686 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, so verunglückten 2018 auf Österreichs Straßen
400 Menschen tödlich. Dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, trotzdem ist die Zahl
der bei Motorradunfällen Getöteten im gleichen Zeitraum sogar weiter gestiegen.
Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Motorrad zu verunglücken, ist nach wie vor um ein Vielfaches höher als
mit einem Pkw. Komplexe Fahrdynamik und Fahrphysik führen insbesondere bei ungeübten BikerInnen zu Fahrfehlern.
Diese wiederum wirken sich naturgemäß schwerer aus, da eine schützende Karosserie bzw. eine Knautschzone
fehlt.
MoProVe: ein High-Tech-Bike im Dienste der Zweirad-Sicherheit
Um die Ursachen für Motorradunfälle besser zu verstehen, haben die VerkehrssicherheitsexpertInnen
des AIT Austrian Institute of Technology, Center for Mobility Systems, gemeinsam mit WissenschaftlerInnen der TU
Wien, Institut für Mechanik und Mechatronik, im Rahmen des Forschungsprojekts „viaMotorrad“ das MoProVe (Motorcycle
Probe Vehicle) entwickelt – eine straßenzugelassene KTM 1290 Super Adventure, umgebaut zu einem Hochleistungsmessfahrzeug
mit hochpräziser Sensorik und Videosystemen sowie Seitenboxen voller Technik, die in jeder Sekunde den exakten
Zustand des Motorrads erfassen.
Nach ausführlicher Validierung der analysierten Messdaten hat sich gezeigt, dass riskante Streckenabschnitte
im österreichischen Straßennetz eindeutig identifiziert werden können, schon bevor Unfälle
passieren. Wurden in der Vergangenheit Maßnahmen zur Erhöhung der Motorradsicherheit in erster Linie
aufgrund von Unfallhäufungsereignissen gesetzt, so steht mit dem Motorcycle Probe Vehicle nun ein Werkzeug
bereit, dass die Sicherheit proaktiv unterstützt.
Durch mehrmalige Befahrungen ausgewählter Straßen werden unter anderem Daten zu Fahrdynamik, Fahrlinie
und Streckenführung gesammelt. Anschließend werden diese Daten in Zusammenhang mit externen Parametern
wie Wetter, Verkehrsstärke und Streckenumfeld gesetzt und mittels neuartiger Machine-Learning-Methode analysiert.
Die Ergebnisse zeigen Straßenabschnitte, die besonders für MotorradfahrerInnen riskant sind. Diese waren
in der Vergangenheit tatsächlich oft Schauplätze schwerer Unfälle, wie sich im Abgleich mit so genannten
„Road Safety Inspections“ gezeigt hat. Somit lassen sich im Umkehrschluss Prognosen für künftige Gefahrenstellen
errechnen.
Sicherheit objektiv messen, Unfälle vermeiden
Die Arbeit im Rahmen von „viaMotorrad“ ist nun erfolgreich abgeschlossen, an sechs Motorradstrecken wurde exemplarisch
gezeigt, welch großes Potential zur Unfallprävention im Einsatz des Motorcycle Probe Vehicle liegt.
Bund, Länder und Gemeinden haben es nun in der Hand, alle beliebten Motorradstrecken mit dem MoProVe befahren
zu lassen – um zu erfahren, wo zukünftig mit Unfällen zu rechnen ist und in Folge proaktiv entsprechende
Maßnahmen zu setzen.
Klemens Schwieger, Projektleiter und Verkehrssicherheitsexperte am AIT Center for Mobility Systems: „Mit dem Motorcycle
Probe Vehicle ist es möglich, Sicherheit objektiv messbar zu machen. Neben angepasster Geschwindigkeit und
vorausschauendem Fahren ist es aus unserer Sicht unumgänglich, eine fehlerverzeihende Straße vorzufinden,
da am Motorrad bereits kleinste Unachtsamkeiten zu schwerwiegenden Folgen führen können. Darüber
hinaus sind manche Faktoren, wie eine zu geringe Griffigkeit der Straße, selbst durch den/die geübteste/n
FahrerIn nicht vorab zu identifizieren. Der Einsatz unseres Messfahrzeugs kann somit einen entscheidenden Beitrag
leisten, das Motorradfahren sicherer zu machen. Wir können damit den Straßenerhaltern punktgenau jene
Informationen liefern, die sie benötigen, um effizient, kostengünstig und nachhaltig Gefahrenstellen
zu entschärfen und somit Leben zu retten.“
Das Projekt „viaMotorrad“ wurde durch den Verkehrssicherheitsfonds (VSF) des Bundesministeriums für Verkehr,
Infrastruktur und Technologie (bmvit) gefördert.
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