Über 100 hochkarätige Nominierungen aus aller Welt für den neu geschaffenen
Doktoranden-Preis des IMP und der Max-Birnstiel-Stiftung
Wien (imp/birnstil) - Emily Bayer von der Columbia University, Mohamed El-Brolosy vom Max-Planck-Institut
für Herz- und Lungenforschung und Justin Silpe von der Princeton University: Drei herausragende junge Wissenschaftler
wurden als erste Preisträger des neuen „International Birnstiel Award for Doctoral Studies in Molecular Life
Sciences“ ausgezeichnet.
Mit dem International Birnstiel Award werden drei junge Wissenschaftler ausgezeichnet, die sich gegen außergewöhnlich
starke Konkurrenz durchgesetzt haben: Über hundert Nominierungen gingen aus einer gleichen Anzahl von Institutionen
in Europa, den USA und Asien ein. Sie alle hatten im vergangenen Jahr ihre talentiertesten Doktoranden aus einem
breiten Spektrum der molekularen Biowissenschaften eingereicht.
"Wir sind sehr beeindruckt von der überwältigenden Anzahl und Qualität der Nominierungen, die
wir erhalten haben", sagte Meinrad Busslinger, stellvertretender Direktor des IMP und Vorsitzender der Auswahl-Jury.
"Die drei Preisträger haben auf ihrem Gebiet Beiträge geleistet, die im Rahmen einer Doktorarbeit
außergewöhnlich sind, und ihre Forscherkarrieren versprechen herausragend zu werden. Ich hoffe, im Sinne
von Max Birnstiel zu sprechen, wenn ich sage, dass es für uns ein Privileg ist, diese drei Kollegen als Inspiration
für alle jungen Wissenschaftler auszuzeichnen."
Emily Bayerist Doktorandin im Labor von Oliver Hobert an der Columbia University, New York. In ihrer Forschung
studiert sie die Mechanismen, die geschlechtsspezifischen Unterschieden in den Verbindungen zugrunde liegen, die
Neuronen im Nervensystem des Fadenwurms C. elegansbilden. Bei der Untersuchung von Neuronen, die sowohl bei männlichen
als auch bei weiblichen Würmern vorkommen, konnte sie zeigen, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in
Struktur und Funktion durch das Beschneiden synaptischer Verbindungen entstehen, die durch Hunger und eine daraus
resultierende Kette molekularer Signale gestört werden können. Emilys Ergebnisse wurden in mehreren wissenschaftlichen
Arbeiten in renommierten Journalen - darunter Nature - veröffentlicht und auch von der Washington Post aufgegriffen.
Emily Bayer kommt ursprünglich aus Pennsylvania und hat ihren ersten Abschluss am Muhlenberg College in Allentown
gemacht.
Mohamed El-Brolosyist Doktorand im Labor von Didier Stainier am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung
in Bad Nauheim, Deutschland. Für seine Doktorarbeit untersucht er die molekularen Grundlagen der genetischen
Kompensation in Zebrafisch- und Mausmodellen. Mutationen, die einem Organismus abträglich sind, können
zu einer erhöhten Expression verwandter Gene führen, die dann die Funktion des mutierten Gens übernehmen;
ein Schlüsselmechanismus, um die genetische Robustheit gegenüber Störungen sicherzustellen. Mohamed
identifizierte die molekulare Maschinerie, die die genetische Kompensation durch Transkriptions-Regulation antreibt;
Erkenntnisse mit großen Auswirkungen auf die Genfunktion und die Entwicklung zukünftiger Therapeutika.
Mohamed ist Mitautor mehrerer wissenschaftlicher Publikationen, darunter einer bahnbrechenden Studie, die in Nature
publiziert wurde. Mohamed wuchs in Ägypten auf, wo er die deutsche Universität in Kairo besuchte, bevor
er einen Master an der International Max Planck Research School in Göttingen absolvierte.
Justin Silpeist Doktorand im Labor von Bonnie Bassler an der Princeton University in New Jersey. In seinen Studien
beschäftigte er sich ursprünglich damit, die Kommunikation zwischen Bakterien über Signalmoleküle
zu untersuchen, die kollektiven Verhaltensweisen zugrunde liegen. Mit seiner Hilfe konnte zunächst das Molekül
DPO als ein solches Signal identifiziert werden. Anschließend fand er eine breite Prävalenz von DPO
in der Zell-zu-Zell-Kommunikation bei Bakterien, Viren und in komplexen multizellulären Systemen. Justin zeigte,
dass DPO-Informationen von Bakterienviren, den sogenannten Phagen, gekapert werden können, um Bakterien durch
Expression von DPO-Rezeptoren zu infizieren. Er fand Anhaltspunkte für eine weite Verbreitung dieser Strategie
bei Phagen. Justins Entdeckungen belegten den ersten Fall, in dem Viren Signal-Information des Wirts integrieren.
Er publizierte seine Erkenntnisse in mehreren wissenschaftlichen Journalen, darunter Cell, und arbeitet auch weiterhin
an dem Thema. Justin Silpe machte seinen Bachelor- und Master-Abschluss im Rahmen eines parallel laufenden Bachelor-Studiengangs
in „Macromolecular Science and Engineering“ an der University of Michigan - Ann Arbor.
Der internationale Birnstiel Award wird in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben und wird künftig jährlich
herausragende Leistungen von Doktoranden in den molekularen Lebenswissenschaften auszeichnen. Er wird von der Max-Birnstiel-Stiftung
und dem Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie gestiftet. Die Preisträger nehmen am Vienna BioCenter
PhD Symposium am 7. und 8. November teil und erhalten eine Urkunde, eine Trophäe und einen Geldpreis von je
2.000 Euro. Während jede akademische Institution der Welt berechtigt ist, eine Nominierung einzureichen, sind
diese auf nur eine Nominierung pro Institution oder PhD-Programm beschränkt. Aufgrund des hohen Wettbewerbs
bei der Auswahl wird der Birnstiel Award zu einer der wichtigsten Auszeichnungen für aufstrebende Stars in
der molekularen Life-Science-Forschung werden.
Weitere Informationen:
Die Birnstiel-Preisträger 2019
Emily Bayer, Columbia University
Forschungsthema: Sex-specific neuronal dimorphism
Betreuer: Oliver Hobert
Mohamed El-Brolosy, Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung
Forschungsthema: Genetic compensation through transcriptional regulation
Betreuer: Didier Stainier
Justin Silpe, Princeton University.
Forschungsthema: Molecular communication in viruses, bacteria and eukaryotes
Betreuerin: Bonnie Bassler
Ehrenvolle Erwähnungen
Aufgrund der hervorragenden Bewerber konnten viele starke Nominierungen nicht mit einer Auszeichnung gewürdigt
werden. Die Auswahlkommission hob acht Wissenschaftler in Form von„Honourable Mentions" hervor, die besondere
Anerkennung verdienen:
- Victoria Deneke, Duke University, USA.
- Joseph Kalappurakkal, National Center for Biological Sciences
(NCBS), Indien.
- Gioele La Manno, Karolinska Institutet, Schweden.
- Henry Lee-Six, Wellcome Sanger Institute und University
of Cambridge, UK.
- Lukas Milles, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU),
Deutschland.
- Marcos Francisco Perez, Centre for Genomic Regulation (CRG),
Spanien.
- Barbara Szczerba, Universität Basel, Schweiz.
- Katharina Weinhäupl, Institut de Biologie Structurale
(IBS), Frankreich.
Über Max Birnstiel und die Birnstiel-Stiftung
Max Luciano Birnstiel (1933 - 2014) war Molekularbiologe und Gründungsdirektor des Forschungsinstituts
für Molekulare Pathologie (IMP). In dieser Funktion trug er wesentlich zum hohen akademischen Renommee des
IMP bei. 1996 gab er seine Funktion als Direktor aus Altersgründen ab.
Birnstiels Forschung konzentrierte sich auf die Genregulation bei Eukaryonten. Sein Labor war das erste, das in
den späten 1960er Jahren einzelne Gene, die ribosomalen RNA-Gene aus dem Frosch Xenopus laevis, aufreinigte.
Birnstiel war einer der ersten Wissenschaftler, der untersuchte, wie die Genexpression reguliert wird. Er ist auch
für eine der frühesten Entdeckungen eines Gen-enhancers bekannt, die sein Labor 1980 veröffentlichte.
Als Wissenschaftsmanager war Birnstiel ein Visionär, der nicht nur das IMP auf den Weg zur Exzellenz brachte,
sondern auch entscheidend dazu beitrug, das Vienna BioCenter, heute eines der dynamischsten Life-Science-Zentren
Europas mit vier Forschungsinstituten, drei Universitäten und zwei Dutzend Biotech-Unternehmen, bekannt zu
machen.
Max Birnstiel war sein ganzes Leben lang ein Förderer junger Talente. In diesem Sinne wurde 2018 eine nach
ihm benannte Stiftung gegründet. Die Max-Birnstiel-Stiftung unterstützt Initiativen und Aktivitäten
zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den molekularen Lebenswissenschaften, wie die Vienna BioCenter
Summer School und den International Birnstiel Award for Doctoral Studies in Molecular Life Sciences.
Über das IMP am Vienna BioCenter
Das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien ist ein biomedizinisches Grundlagenforschungsinstitut,
das großteils von Boehringer Ingelheim gefördert wird. Mit über 200 Wissenschaftlern aus 40 Ländern
erforscht das IMP molekulare und zelluläre Mechanismen, die komplexen biologischen Phänomenen zugrunde
liegen. Das IMP ist Teil des Vienna BioCenter, eines der dynamischsten Life-Science-Hubs Europas mit 1.800 Mitarbeitern
aus 70 Ländern in vier Forschungseinrichtungen, drei Universitäten und zwei Dutzend Biotech-Unternehmen.
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