Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator erreicht im August erneut 1,6 Punkte und signalisiert
eine Fortsetzung des moderaten Wachstumstempos des ersten Halbjahres 2019
Wien (bank austria) - Die Verlangsamung der Konjunktur in Österreich ist über den Sommer zum Stillstand
gekommen. Das Wachstum hat sich auf ein moderateres Tempo eingependelt. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
liegt seit drei Monaten unverändert bei 1,6 Punkten. Damit signalisiert der Indikator für die österreichische
Wirtschaft eine Fortsetzung des gegenüber 2018 deutlich geringeren Wachstumstempos in den Herbst hinein. Nach
einem BIP-Anstieg von 1,6 Prozent im ersten Halbjahr 2019 gehen wir auch für das dritte Quartal von einem
Wirtschaftswachstum etwa in dieser Höhe aus“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Weiterhin ist die Wirtschaft in Österreich von einer unterschiedlichen Entwicklung von Inlands- und Auslandsnachfrage
gekennzeichnet. „Im August hat sich die Kluft zwischen der gut laufenden Binnenkonjunktur und der schwächelnden
globalen Wirtschaft erstmals seit Monaten nicht mehr vergrößert. Allerdings fand die Annäherung
von beiden Seiten statt, denn trotz bestehender politischer Spannungen, schwelender Handelskonflikte und einem
drohenden ungeregelten Brexit hat sich das Exportumfeld leicht verbessert, gleichzeitig zeigt sich nun jedoch die
Inlandsnachfrage durch die geringe internationale Unterstützung stärker belastet“, so Bruckbauer.
Wieder ausgeglicheneres Wachstum, aber insgesamt spürbar geringer
Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator hat sich zu Herbstbeginn gegenüber den beiden Vormonaten
nicht verändert, aber die einzelnen Komponenten signalisieren nun für die kommenden Monate ein etwas
ausgeglichener werdendes Wachstum. Der auf Basis der österreichischen Außenhandelsanteile ermittelte
Exportstimmungsindikator ist im August erstmals im laufenden Jahr leicht gestiegen. Der EU-Binnenmarkt, inklusive
dem wichtigsten Absatzmarkt Deutschland, zeigte sich etwas verbessert, während die Herausforderungen für
die heimischen Exporteure unter anderem auf den asiatischen Wachstumsmärkten zugenommen haben.
Unter dem Eindruck der insgesamt leichten Aufhellung des Exportumfelds hat sich die Stimmung in der heimischen
Industrie im August ebenfalls etwas verbessert, unterschreitet jedoch weiterhin knapp den langjährigen Durchschnitt.
Die österreichische Industrie ist im internationalen Vergleich weiterhin zuversichtlicher, denn die kräftige
Binnenkonjunktur hält die Auftragsrückgänge in Grenzen. Allerdings ist die Unterstützung mittlerweile
geringer geworden. Im August hat sowohl am Bau als auch im Dienstleistungssektor der Optimismus nachgelassen. Im
Dienstleistungssektor ist die Stimmung sogar auf ein Dreijahrestief gesunken, trotz der weiterhin überdurchschnittlich
hohen Zuversicht der österreichischen Konsumenten.
Wachstumstempo nur noch halb so hoch wie im Vorjahr
Gestützt auf eine starke Inlandsnachfrage wird die österreichische Wirtschaft in den kommenden Monaten
den moderaten Wachstumspfad weiter fortsetzen. Allerdings ist insbesondere mit einer Verlangsamung der Investitionstätigkeit
zu rechnen als Reaktion auf das herausfordernde Exportumfeld. Zwar signalisieren jüngste Daten, dass rund
um die Jahresmitte der globale Handel wieder etwas an Schwung gewonnen hat, doch politische Unsicherheiten und
protektionistische Tendenzen belasten weiterhin die Aussichten für den weltweiten Handel und damit auch für
die österreichische Exportwirtschaft. „Nach einem Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent im ersten Halbjahr erwarten
wir mit 1,4 Prozent für das Gesamtjahr 2019 unverändert einen etwas geringeren Anstieg des BIP. Wir gehen
davon aus, dass gegen Jahresende die Unterstützung durch die Inlandsnachfrage nachlassen wird“, meint UniCredit
Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Keine Erholung 2020
Die Rahmenbedingungen für die österreichische Wirtschaft werden sich im kommenden Jahr voraussichtlich
nicht verbessern. Der globale Handel wird unter den Auswirkungen der Handelskonflikte und der politischen Spannungen
weiter leiden. Zusätzliche Belastungen werden sich durch die Abkühlung der Konjunktur in den USA und
möglichen Folgen eines ungeregelten Brexits ergeben. Dennoch erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank
Austria für die österreichische Wirtschaft 2020 ein Wachstumstempo über der Marke von 1 Prozent,
getragen von der Inlandsnachfrage. Im Jahresverlauf wird jedoch nicht nur die Investitionstätigkeit sondern
auch der private Konsum durch die Trendwende am Arbeitsmarkt an Schwung verlieren.
Arbeitslosigkeit vor Anstieg
Die Verlangsamung der Konjunktur im laufenden Jahr schlägt sich bereits negativ auf den österreichischen
Arbeitsmarkt nieder. Der Rückgang der Arbeitslosenquote seit dem Höchststand von 9,2 Prozent zu Beginn
2016 ist mittlerweile zum Stillstand gekommen. Seit dem Jahresbeginn 2019 stagniert die saisonbereinigte Arbeitslosenquote
bei 7,4 Prozent. In den kommenden Monaten wird voraussichtlich die Trendwende einsetzen und sich die Arbeitslosigkeit
moderat nach oben bewegen. „Im Jahresdurchschnitt 2019 wird die Arbeitslosenquote mit 7,4 Prozent den Vorjahreswert
von 7,7 Prozent unterschreiten. Aufgrund der schwächeren Konjunktur dürfte jedoch spätestens ab
Winter die Arbeitslosigkeit zu steigen beginnen. Wir erwarten im Gesamtjahr 2020 eine leichte Zunahme der Arbeitslosenquote
auf durchschnittlich 7,5 Prozent“, meint Pudschedl. Die Beschäftigungsdynamik dürfte 2020 mit voraussichtlich
weniger als ein Prozent bzw. einem Plus von rund 35.000 Personen zu schwach sein, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit
zu verhindern, denn das Arbeitskräfteangebot wird voraussichtlich etwas stärker steigen. Seit 2011 hat
das Arbeitskräftepotenzial um durchschnittlich mehr als 50.000 Personen pro Jahr zugenommen.
Inflation deutlich unter 2 Prozent
Die Abschwächung des Wirtschaftswachstums im laufenden Jahr wird durch einen Rückgang der Teuerung begleitet.
In den ersten acht Monaten 2019 sank die durchschnittliche Inflation in Österreich auf 1,6 Prozent im Jahresvergleich
mit einem Tiefpunkt von nur 1,4 Prozent im Juli dieses Jahres. Dahinter steht auch der dämpfende Einfluss
der Energiepreise, denn der Preis für Rohöl lag gemessen in Euro im bisherigen Jahresverlauf 2019 um
rund 4 Prozent unter dem Vorjahr. Der kräftige Konsum wird in Österreich die Teuerung aufgrund einer
höheren Dynamik der Dienstleistungspreise weiter über jener im Euroraum halten, die in den ersten acht
Monaten nur 1,3 Prozent betragen hat. „Wir erwarten im Gesamtjahr 2019 einen Rückgang der durchschnittlichen
Teuerung auf maximal 1,7 Prozent, nach 2,0 Prozent im Vorjahr. Auch 2020 wird die Inflation in Österreich
gedämpft durch den Ölpreis die Marke von 2 Prozent unterschreiten“, so Bruckbauer. Nach einem durchschnittlichen
Rohölpreis im Jahr 2019 von nicht ganz 65 US-Dollar pro Barrel erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank
Austria aufgrund eines Überangebots am Markt einen Rückgang für 2020 auf unter 60 US-Dollar.
Keine langfristigen Folgen des Angriffs auf saudische Ölförderanlagen erwartet
Die zukünftige Ölpreisentwicklung ist durch die jüngsten politischen Ereignisse mit Unsicherheit
behaftet. Wir gehen in unserem Hauptszenario davon aus, dass durch den Drohnenangriff auf saudische Ölförderanlagen
nur temporäre Preisschwankungen entstehen und in kurzer Zeit eine Stabilisierung auf einem Niveau rund um
60 US-Dollar erfolgt. „Ein kurzfristiger Ausschlag des Rohölpreises in Richtung 100 US-Dollar pro Barrel würde
die Inflation in Österreich nur wenig beeinflussen. Die Inflation würde zum Jahresende auf über
2 Prozent im Jahresvergleich steigen. Im Jahresdurchschnitt 2019 würde die Teuerung gegenüber den aktuell
erwarteten 1,7 Prozent nur um rund einen Zehntelprozentpunkt höher liegen“, so Bruckbauer. Falls die Preisverwerfungen
jedoch länger anhalten, wäre für die Inflation in Österreich insbesondere für 2020 mit
einem deutlich höherem Auftrieb zu rechnen mit entsprechend negativen Wachstumseffekten.
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