Spitzen aus Medien, Kirche, Politik, Wirtschaft und Kultur feiern Gründung des mittlerweile
mitteleuropäischen Medienunternehmens mit katholischen Wurzeln
Graz (kap) - Es begann vor 150 Jahren mit der Gründung des "Katholischen Preßvereins" zur
Unterstützung des "Grazer Volksblatts" und entwickelte sich zu einem mitteleuropäischen Medienunternehmen:
Die Rede ist vom Katholischen Medien Verein und der von ihr getragenen "Styria Media Group", die am Abend
des 13. September in Graz mit einem Fest ihre Gründung im Jahr 1869 feierten. Spitzen aus Medien, Kirche,
Politik, Wirtschaft und Kultur waren in den Festsaal der Alten Universität gekommen, um auszuloten, wie die
"Styria" ihrem eigenen Anspruch "Orientierung zu erleichtern, Vertrauen zu schaffen und Gemeinschaft
zu unterstützen" in Vergangenheit und Gegenwart gerecht wurde bzw. wird.
Die große abwesende und zugleich ganz präsente Person des Abends war dabei der langjährige Obmann
des Katholischen Medien Vereins und Aufsichtsratsvorsitzende der "Styria", Prof. Johann Trummer, der
am 12. Juli verstorben ist und das Jubiläum noch mitvorbereitet hatte. Als Priester und Musiker war Trummer
über Jahrzehnte für das Unternehmen gleichsam als guter Geist tonangebend. Dafür dankten beim Festakt
Bischof Wilhelm Krautwaschl und auch andere Festredner.
Die "Styria" biete als erfolgreiche Medienplattform mit klarer katholischer Verbindung eine "befreite
Vielfalt". Angesichts der grundlegenden Veränderungen durch die Digitalisierung und der Gefahr von Gleichgültigkeit
einerseits und Radikalisierung andererseits gelte es als Medienunternehmen "Orientierung zu schaffen",
so der Grazer Bischof unter Bezugnahme auf das Selbstverständnis der "Styria". Ebenfalls anwesende
bei der Feier war Krautwaschls Amtsvorgänger, der emeritierte Bischof Egon Kapellari.
Unabhängigkeit groß geschrieben
Eröffnet wurde der Abend von Othmar Ederer, dem Nachfolger Trummers als ehrenamtlicher Obmann des Katholischen
Medien Vereins. Dieser erinnerte daran, dass der Zusammenschluss ursprünglich als "Preßverein der
Diözese Graz-Seckau" gegründet wurde, aber schon sechs Jahre später (1875) in "Preßverein
in der Diözese Graz-Seckau" umbenannt wurde, um damit seine Unabhängigkeit von kirchlichen Strukturen
deutlich zu machen.
Der bislang letzte Schritt zur strukturellen Unabhängigkeit der "Styria" sei schließlich im
Jahr 1997 mit der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft erfolgt. 98,33 Prozent der Anteile hält
seither als Mehrheitseigentümerin die damals ebenfalls gegründete "Katholischer Medien Verein Privatstiftung",
die restlichen 1,67 Prozent liegen beim Katholischen Medien Verein. Der Dialog von Glaube und Wissenschaft, die
Katholische Soziallehre, eine ökumenische Ausrichtung und der Einsatz für Menschenwürde, Demokratie
sowie Völkerverständigung seien die Basis für das Wirken des Vereins, so Ederer, der im Zivilberuf
als Vorstandsvorsitzender der "GRAWE-Vermögensverwaltung" tätig ist.
Markus Mair lenkte als Vorstandsvorsitzender des Medienunternehmens den Blick auf die Entwicklungen der letzten
Jahre. "Die 'Styria' steht niemals still", so Maier unter Verweis auf das rasant gestiegene Engagement
im digitalen Medienbereich und die Expansion nach Kroatien und Slowenien.
Internationale Bedeutung
Die internationale Bedeutung der "Styria" unterstrichen auch Außenminister Alexander Schallenberg
und sein ebenfalls anwesender kroatischer Amtskollege Gordan Grlic Radman. Schallenberg, in dessen Ministerverantwortung
auch die Medien fallen, betonte den Wert von Presse- und Meinungsfreiheit für eine offene Gesellschaft und
den dafür nötigen Medienpluralismus. Die "Styria" sei diesbezüglich "wie ein Fels
in der Brandung" und leiste durch ihre Qualität und ihre österreichischen Inhalte einen wichtigen
Beitrag im Kampf gegen Desinformation und zur Identität des Landes.
Ähnlich äußerte sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer: Als "größtes
österreichisches Medienunternehmen außerhalb Wiens" mit der "Kleinen Zeitung als Flaggschiff"
sei die "Styria" eine "geistige und kulturelle Instanz und für das Land unverzichtbar".
Und dabei "notorisch unabhängig". Als "verlässlichen Begleiter von Stadt und Land"
beschrieb der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl die "Kleine Zeitung". Medien seien als "vierte
Gewalt" im Staat heute "in der Versuchung, Definitionsmacht über die anderen drei staatlichen Gewalten
zu bekommen", gab Nagl zu bedenken, der deshalb die Verantwortung von Qualitätsmedien anmahnte.
Festschrift präsentiert
Im Rahmen der Feier, die von der neuen "Furche"-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl moderiert wurde,
präsentierte der Geschäftsführer der "Styria"-Buchverlage, Matthias Opis, die Festschrift
zum Jubiläum mit dem Titel "Styria. Medien. Menschen". Der Unternehmenshistoriker der Mediengruppe
gab als Datum der Gründung des Katholischen Preßvereins den 16. September 1869 an, die eine unmittelbare
Konsequenz des ersten steirischen Katholikentags war. Treibende Kraft dabei war der steirische Priester Alois Karlon,
der von 1869 bis 1900 als erster Direktor der Preßvereinsanstalten fungierte. Diese verstanden sich als katholische
Stimme in Reaktion auf den kirchenfeindlichen Kulturkampf in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Schon in der Gründerzeit sei es gelungen eine mehrfache Unabhängigkeit des Preßvereins und seiner
Medien zu etablieren, so Opis. So sei der Verein bewusst nach staatlichen Recht und nicht nach kirchlichem Recht
errichtet worden. Von Anfang an habe man auch auf eine publizistische Unabhängigkeit und eine - damals unübliche
-Ausrichtung auf das einfache Volk als Zielgruppe geachtet. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit garantierten
schließlich die Preßvereinsmitglieder mit ihrem privaten Eigentum und dem Verzicht auf Gewinnbeteiligung.
Die knapp 400 Seiten umfassende Festschrift auf Deutsch und Englisch enthält auch zahlreiche Angaben über
den aktuellen Stand des Medienunternehmens, zu dem neben der "Kleinen Zeitung" u.a. "Die Presse"
und die "Die Furche" gehören. So erreichen die "Styria"-Tageszeitungen in Österreich
1,1 Millionen Leser, ihre Radiosender "Antenne" 365.000 Hörer und die "Styria"-Internetseiten
rund 4,1 Millionen User. Die insgesamt 70 Unternehmen der "Styria Media Group" erwirtschaften gemeinsam
413 Millionen Euro Jahresumsatz.
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