PreisträgerInnen des Alfred Fried Photography Award 2019 im Parlament geehrt
Wien (pk) - Auch heuer bot das österreichischen Parlament den würdigen Rahmen der Preisverleihung
des internationalen Fotowettbewerbs für das beste Friedensbild des Jahres. Sechs FotografInnen wurden am Abend
des 12. September mit der Alfred-Fried-Medaille ausgezeichnet. Einem der GewinnerInnen wurde zudem von der Jury
der mit 10.000 € dotierte Hauptpreis zugesprochen. Der in Berlin und Manchester lebende Stefan Boness erhält
den Alfred Fried Photography Award 2019 für seine Fotoserie "FridaysForFuture Climate Protest".
Boness sei es gelungen, Momente dieser Bewegung, die man vielleicht als DIE Friedensbewegung unserer Zeit ansehen
könne, in ihrer munteren Dynamik und ihrem optimistischen "Save-the-world"-Trubel festzuhalten,
führte Laudator Peter-Matthias Gaede zur Entscheidung der Jury aus.
Die weiteren Alfred-Fried-Medaillen gingen an Dilla Djalil Daniel aus Jakarta für "The Forest Orphanage",
die einer Reportage über eine Station für verwaiste Orang-Utan-Kinder angefertigt hat. Die niederländische
Fotografin Ilvy Njiokiktjien (Utrecht) berichtet mit "Born Free – Mandela's Generation of Hope" über
die Generation, die bereits im Post-Apartheid-Südafrika aufgewachsen ist. Ein weiterer Preis ging an Camilo
Leon-Quijano (Paris) für "The Rugbywomen: Tackling Stereotypes". Er hat ein weibliches Rugby-Team
an einer Schule in einem der schwierigsten Banlieues von Paris begleitet. Das friedvolle Leben seiner Familie in
dem kleinen Ort Arbis in Aquitanien dokumentiert der französische Fotograf Alain Laboile mit der Fotoserie
"Le temps retrouvé". Eine unbetitelte Aufnahme, die von seiner Tochter Dune Laboile stammt, wurde
zum Kinder-Friedensbild des heurigen Jahres gewählt. Neben der Medaille erhielt die junge Preisträgerin
auch 1.000 € zugesprochen.
Das jährliche Friedensbild: Den Frieden sichtbar machen
Die bereits zum sechsten Mal in Folge im österreichischen Parlament stattfindende Preisverleihung erfolgte
auf gemeinsame Einladung von Wolfgang Sobotka und der Organisationen, die den Preis ausrichten. Zahlreiche Gäste
waren zur Präsentation des weltbesten Fotos zum Thema "Frieden" erschienen. Die Begrüßung
erfolgte durch Parlamentsdirektor Harald Dossi. Das Parlament sei der angemessene Rahmen für eine Veranstaltung,
die den Frieden zum Thema hat, und wolle es auch in Zukunft tun, sagte Dossi.
Lois Lammerhuber (Edition Lammerhuber) erklärte als einer der Hauptorganisatoren des Alfred Fried Photography
Award, er freue sich sehr, dass mit dem Friedensbild des Jahres aus Österreich und dem österreichischen
Parlament eine Friedensbotschaft ausgesendet werden könne. Das mache ihn als Bürger dieses Landes, dessen
Geschichte nicht immer friedlich war, persönlich stolz. Der Name des Preises erinnere ganz bewusst an einen
Österreicher, der ein Vordenker eines geeinten, friedlichen Europas war. Mit den Bildern des Friedens setze
man den vielen Konfliktbildern einer immer noch unfriedlichen Welt ein Zeichen der Hoffnung entgegen und zeige
auf, dass es auch positive Entwicklungen gebe. Europa habe nach langen Konflikten die längste Friedensperiode
seiner Geschichte. Das sei nicht selbstverständlich. Daher gelte es achtsam zu sein und Tendenzen, die dieses
friedvolle Miteinander gefährden, rechtzeitig entgegenzutreten. Angriffe auf die Pressefreiheit und auf investigative
JournalistInnen, die es auch direkt vor unserer Haustüre gebe, seien besorgniserregende Entwicklungen, die
unsere Antwort erfordern.
Den Vorsitz in der Jury 2019 hatte die norwegische Journalistin Hilde Sandvik, Gründerin und Chefredakteurin
der Medienplattform Broen.xyz, aus Norwegen. Die Jury stand auch diesmal vor einer großen Aufgabe. 17.387
Bilder aus 113 Ländern wurden eingereicht, aus denen eine Shortlist zu erstellen war. Sandvik knüpfte
ihre Ausführungen zur Arbeit der Jury an einen Satz der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood, wonach
Krieg dann beginne, wenn die Sprache versage. Der Wert der Friedensbilder liege im Versuch, der oftmals versagenden
Sprache wieder neue Kraft zu geben, meinte sie.
Pressefreiheit: Auch in Europa nicht selbstverständlich
Der Alfred-Fried-Preis erinnert bei jeder Preisverleihung an die PressefotografInnen und JournalistInnen, die seit
dem letzten Jahr in Ausübung ihres Berufes ums Leben gekommen sind. Der investigative Journalist und Pulitzer-Preisträger
Matthew Caruana Galizia (International Press Institute, Malta) teilte mit dem Publikum seine Erinnerungen an seine
Mutter, die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia. Sie wurde 2017 auf Malta bei einem Anschlag mittels
Autobombe getötet, nachdem sie Recherchen zu Korruption in höchsten Regierungskreisen angestellt hatte.
Noch immer seien die Verantwortlichen für den Tod seiner Mutter nicht zur Verantwortung gezogen worden, stellte
Caruana Galizia fest. Der Kampf um Gerechtigkeit gehe weiter. Ihm sei wichtig, dass man die gesellschaftlichen
Krankheiten Ungerechtigkeit und Korruption nicht einfach in zynischer Weise akzeptiere. Er verwende bewusst die
Metapher der Krankheit, sagte Caruana Galizia. Denn so, wie ÄrztInnen nicht aufhörten, gegen Krankheiten
zu kämpfen, obwohl sie immer Teil des Lebens sein werden, so müsse die Gesellschaft und die freie Presse
gegen Ungerechtigkeit und Korruption ankämpfen, auch wenn man sie nie gänzlich besiegen werde.
Olivia Wells: Die internationale Gemeinschaft muss langfristige Konfliktlösung betreiben
Die Festrede hielt Olivia Wells (USA) in Vertretung von Nadia Murad, die 2018 den Friedensnobelpreis erhalten hat.
Wells ist eine der MitbegründerInnen von "Nadia's Initiative", die sich darum bemüht, die Lage
bedrohter Minderheiten zu verbessern und zu langfristigen Konfliktlösungen beizutragen. Ein besonderes Augenmerk
gilt der Hilfe für die jesidische Bevölkerung des Irak. Die Jesiden waren eine der vom Terror des "Islamischen
Staates" am stärksten betroffenen Gruppen und Opfer eines Genozids, den der IS gezielt vor fünf
Jahren gegen sie begann. Auch Nadia Murad und ihre Familie waren Opfer dieser Verbrechen. Bis heute ist die Lage
von hunderttausenden Überlebenden prekär. Die Sicherheitslage und die politischen Umstände erlaubten
es ihnen immer noch nicht, aus den Flüchtlingslagern in die Heimatorte zurückzukehren, um diese wiederaufzubauen,
führte Wells aus. Die internationale Gemeinschaft sei aufgefordert, damit der IS nicht letztlich doch sein
Ziel erreiche, die jesidische Präsenz im Irak auszulöschen, mahnte sie. Dazu brauche es Investitionen
und langfristig angelegte Strategien der Konfliktlösung.
Alfred Fried: Ein österreichischer Friedensnobelpreisträger
Der Alfred Fried Photography Award findet seit sieben Jahren statt. Von einer international besetzten Jury werden
jene Bilder ausgezeichnet, welche das Thema Frieden am besten sichtbar machen. Der Namensgeber des Preises, Alfred
Fried (1864-1921) war ein österreichischer Pazifist und Schriftsteller. Er war gemeinsam mit dem Organisator
der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, Tobias Asser, Friedensnobelpreisträger des Jahres
1911.
Der nach Alfred Fried benannte Preis ist eine gemeinsame Initiative der Photographischen Gesellschaft (PHG) und
der Edition Lammerhuber. Partnerorganisationen sind seit längerem die UNESCO, das Österreichische Parlament,
die Vereinigung der ParlamentsredakteurInnen, das International Press Institute (IPI) sowie der Deutsche Jugendfotopreis.
Neu als Partner hinzugekommen ist heuer die Organisation World Press Photo, die sich zur Aufgabe gesetzt hat, die
Arbeit professioneller PressefotografInnen zu unterstützen. Direktor Lars Boering erklärte, dass es seiner
Organisation ein Anliegen sei, nicht nur Bilder von Konflikten zu zeigen, sondern FotografInnen auch zu ermuntern,
auch Geschichten darüber zu erzählen, wie Menschen friedliche Lösungen für Konflikte finden.
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