Start der Demokratie-Offensive: Landtagspräsidentin Verena Dunst lud zum „Tag der Demokratie“
Eisenstadt (blms) - Am 15. September findet der internationale Tag der Demokratie statt. „Die meisten von
uns sind in einer Demokratie aufgewachsen. Wir haben Wohlstand, können in Sicherheit leben, müssen keine
Angst haben, unsere Meinung zu äußern. Das alles ist selbstverständlich für uns. Demokratie
ist aber keine Selbstverständlichkeit. Für eine gelebte Demokratie muss sich jede und jeder Einzelne
einsetzen. Es ist unsere stabile Demokratie, die Frieden und Wohlstand garantiert“, so Landtagpräsidentin
Verena Dunst, die am 12. September zum „Tag der Demokratie im Landtagssitzungssaal“ lud. Die Veranstaltung war
zugleich Auftakt der von Landtagspräsidentin Dunst initiierten Demokratie-Offensive. Der „Internationale Tag
der Demokratie wurde im Jahr 2007 von den Vereinten Nationen (UNO) beschlossen und wird jedes Jahr unter ein anderes
Motto gestellt. Heuer soll besonders darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig es ist, dass jeder einzelne
an der Demokratie teilnimmt und Verantwortung dafür trägt. Das Motto 2019: „Teilnahme“. Wo die burgenländische
Jugend steht, was sie denkt und was sie will, zeigt eine Studie der FH Burgenland. Erste Teilergebnisse wurden
von einem der Studienautoren, Mag. Christian Pfeiffer, präsentiert. Was die Politik tun kann, um Partizipation
an der Politik zu fördern, darüber berichtete die renommierte Politikwissenschaftlerin Mag. Dr. Tamara
Ehs.
Studie der Forschung Burgenland: Die aktuell größte Sorge der Jugendlichen ist der Klimaschutz
Die Studie „Jugend im Burgenland. Politik & Partizipation“ kommt zu dem Ergebnis, dass das Interesse und
Verständnis für politische Themen bei burgenländischen Jugendlichen „ausbaufähig ist, jedoch
vergleichsweise besser ist als in Nachbarbundesländern“, erklärt einer der Studienautoren, Mag. Christian
Pfeiffer. Interesse und Wissen zu politischen Entwicklungen liege bei allen abgefragten Bereichen (Burgenland,
Österreich, EU, weltweites Interesse) bei über 50%, nur 5-10% seien an politischen Entwicklungen nicht
interessiert. „Da ist ein guter Wert. In der Steiermark sind bis zu 20 Prozent nicht interessiert“, so Pfeiffer.
Konkret sagen 77% der befragten Jugendlichen im Alter von 18 Jahren, sie seien an politischen Entwicklungen im
Burgenland interessiert (21% sehr, 27% eher 29% mäßig interessier, 7% gar nicht). Nur 7% geben an, gar
nicht interessiert zu sein. Größer ist das Interesse an der Bundespolitik (26% sehr interessiert, 29%
eher, 27% mäßig, 9% gar nicht)
Weniger interessant für Jugendliche sind die EU, 16% geben an, sehr interessiert zu sein, und die weltweite
Entwicklung (17% sehr interessiert)
„Die Häufigkeit politischer Beteiligung hängt oft zusammen mit Medieninteresse, Vereinsaktivität
sowie religiöser und kultureller Aktivitäten. Interesse an Politik und Medien erhöhen die Auseinandersetzung
mit politischen Themen. Ein starker Einflussfaktor sind Diskussionen im Umfeld“, erklärt Pfeiffer. Es falle
auch auf, dass Beteiligungsmöglichkeiten häufig nicht bekannt sind. Einem Drittel der Befragten sind
Bürgerforen, Bürgerdialoge, Bürgerhaushalte gar nicht bekannt. Die am häufigsten genannte Beteiligungsform
ist die „Wahl des Gemeinderates“ (15% sehr oft, 15% oft, 15% gelegentlich, 14% selten, kenne ich nicht 17%). Das
Bildungsniveau eines Elternteils hat keine signifikanten Auswirkungen darauf, wie sehr das Interesse an der Politik
ausgeprägt ist.
Die wichtigsten Themen für Jugendliche sind Beschäftigung und Jobmöglichkeiten, gefolgt vom Familienwesen.
„Die aktuell größte Sorge der Jugendlichen ist der Klimaschutz“, so Pfeiffer. Als wichtig angesehen
werden auch Tierhaltung und -schutz, Bildung und Weiterbildung, Gesundheitswesen, Pflege und Betreuung sowie Verkehr
und Mobilität.
„Politik sollte mehr Augenmerk auf jene legen, die aufgrund ihres sozioökonomischen Hintergrund wenig Anteil
an der Politik nehmen“
„Je früher man mit Beteiligungsmöglichkeiten konfrontiert wird, man zu diskutieren lernt, sich informiert
und hinterfragt, desto eher bleibt man dabei, sich für Politik zu interessieren“, sagt Politikwissenschaftlerin
Mag. Dr. Tamara Ehs. Viele Bürgerinnen und Bürger würden sich zu wenig informiert fühlen, sagt
Ehs. Es fehle an der Vermittlung von Sachkompetenz, zum Beispiel „wie man gute politische Debatten führt,
welche Rechte der Bürger hat oder wie man sich an politischen Debatten beteiligt. Hier wünschen sich
viele mehr Information.“ Viele Instrumente der Beteiligung seien zu wenig bekannt. Dem entgegenzuwirken sei auch
ein Auftrag an die Politik, so die Politikwissenschaftlerin. Studien zeigen auch, dass sich besser Gebildete mehr
an Politik beteiligen.
„Die Jugend ist hier genauso gespalten wie die Gesamtbevölkerung. Bei Studenten ist die Partizipation höher
als bei berufstätigen Jugendlichen. Das liegt auch daran, dass es zum Beispiel Lehrlinge aufgrund ihrer beruflichen
Situation oft nicht die dafür Zeit haben, sich zu beteiligen und sich mit ihrem Arbeitgeber absprechen müssen.
Politik sollte mehr Augenmerk auf jene legen, die Aufgrund ihres sozioökonomischen Hintergrund wenig Interesse
an politischen Entwicklungen zeigen, um diese mehr in politische Partizipation zu bringen.“
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