Kiew/Wien (edelman) - Am 6. September 2019 wählte die Jury des internationalen Architektur-wettbewerbs
für die Holocaust Gedenkstätte Babyn Yar das Projekt des österreichischen Büros querkraft architekten
zusammen mit dem Landschaftsarchitekt Kieran Fraser Landscape Design, Österreich, zum Siegerentwurf. Auf Grundlage
dieses Entwurfs wird in Kiew, unmittelbar an dem Ort, an dem die tragischen Ereignisse in den Jahren 1941-1943
stattfanden, die erste Gedenkstätte für den Holocaust in Osteuropa errichtet.
Der zweite und der dritte Platz gingen an die Büros Dorte Mandrup A / S, Dänemark mit der Landschaftsarchitektin
Martha Schwartz, USA, und merz merz, Deutschland, mit dem Landschaftsarchitekt TOPOTEK 1. Zu den fünf Finalisten,
die an der zweiten und letzten Phase des Architekturwettbewerbs teilnahmen, gehörten auch die folgenden Büros:
Richter Musikowski, Deutschland, mit den Landschaftsarchitekten FABULISM und Lysann Schmidt und BURØ, Ukraine,
mit der Landschaftsarchitektin Ksenia Feofilaktova “V POLE DESIGN”, Ukraine.
Ziel des Wettbewerbs war es, einen globalen Ansatz zu entwickeln, der die Schaffung einer Gedenkstätte der
nächsten Generation ermöglicht. Die zukünftige Holocaust Gedenkstätte soll alles in einem sein:
ein Ort der Erinnerung, ein Museum und eine Plattform für Forschung, öffentlichen Dialog und Reflexion
über die Tragödie. Sie soll Ausstellungsräume für Kern- und Wechselausstellungen, ein Bildungs-
und Forschungszentrum, einen Raum für öffentliche Veranstaltungen sowie Räumlichkeiten für
das Archiv und die Museumssammlung umfassen. Das Projekt wird die Landschft von Babyn Yar und den Gedenkpark mit
einem herausragenden Entwurf und einem einzigartigen Besuchererlebnis einbinden.
Wladimir Klitschko, Boxweltmeister im Schwergewicht, Philanthrop, Mitglied des BYHMCAufsichtsrats:„Wir bauen ein
Zentrum für zukünftige Generationen. Wie können sie das Böse nachvollziehen, das einst geschah?
Wie können wir sicher sein, dass junge Menschen die Fehler vergangener Generationen nicht wiederholen? Ich
möchte, dass die Holocaust Gedenkstätte Babyn Yar zu einem Ort wird, der diese Fragen beantwortet und
alle dazu ermutigt, immer wieder zurückzukehren.“
Die Idee des Siegerentwurfs basiert auf der individuellen Wahrnehmung der Besucher des Zentrums. Die Designlösung
ermöglicht es dem Besucher, die Gefahr und Hoffnungslosigkeit, die die Holocaust-Opfer während dieser
tragischen Ereignisse umgaben, physisch zu spüren. Eine lange Rampe führt zur Kernausstellung, die sich
20 Meter unter dem Boden befindet. Die Wände der Rampe falten sich schließlich über den Besucher.
Dies ist eine Analogie zum Weg der Opfer von Babyn Yar zum Ort ihres Todes und zum zunächst unsichtbaren,
aber unaufhörlichen Eintauchen der Gesellschaft in die Dunkelheit der Gewalt. Nach dem Durchlaufen der Kernausstellung
findet sich der Besucher in einem leuchtenden Raum wieder. Dieser demokratische Raum ist das „Herz“ der Gedenkstätte
und symbolisiert die Zukunft, die Hoffnung gibt. Rund um diesen Raum befinden sich Räumlichkeiten für
Dialog, Forschung und öffentliche Veranstaltungen. Der Entwurfsansatz basiert auf dem Kontrast zwischen diesen
dunklen und hellen Räumen.
In einer Reihe von Workshops mit querkraft architekten wird das Projektteam die architektonische Lösung weiter
ausarbeiten. Die Komplexität der Umsetzung des Konzepts wird auch bestimmen, wann die Holocaust Gedenkstätte
Babyn Yar seine Türen für die ersten Besucher öffnet.
Es wurden 165 Anträge aus 36 Ländern eingereicht. Zu den Bewerbern zählten renommierte Architekturbüros
wie Eisenman Architects, Diller Scofidio + Renfro (USA) und Zaha Hadid Architects (Großbritannien). Das Büro
Eisenman Architects entwarf z.B. auch das Denkmal für die ermordeten Juden in Berlin. Im Rahmen des Präqualifikationsverfahrens
wurden 10 Büros ausgewählt.
Der Architekturwettbewerb für die Holocaust Gedenkstätte Babyn Yar begann am 19. Dezember 2018. Es wurde
vom deutschen Architekturbüro [phase eins]. organisiert, das auch den Wettbewerb für das „National Memorial
to the Heavenly Hundred Heroes and Revolution of Dignity Museum“ in Kiew durchgeführt hat.
Der Wettbewerb wurde in zwei Phasen durchgeführt. Das Verfahren basierte auf den UNESCO-Standards für
Architekturwettbewerbe und den Regeln der Union Internationale des Architectes (UIA). Die Jury bewertete die Projekte
anonym und nach vorher festgelegten Kriterien.
Unter den Fachpreisrichtern waren
- Sir David Adjaye, Inhaber von Adjaye Associates, Großbritannien
- Janosh Vigh, Geschäftsführer Janosh Vigh &
Partners, Ukraine
- János Kárász, Gründungspartner
von Auböck + Kárász Landscape Architects,Österreich
- Prof. Wolfgang Lorch, Gründungspartner von Wandel Lorch
Architekten,Deutschland
- Prof. Rainer Mahlamäki, Gründungspartner Lahdelma
& Mahlamäki, Finnland
- Oleksandr Svystunov, Chefarchitekt von Kiew
- Kjetil Thorsen, Gründungspartner von Snøhetta,
Norwegen
- Serhii Tselovalnyk, Chefarchitekt Tselina Projekt, von 2010-2015
Chefarchitekt von Kiew
Die Sachpreisrichter sind
- Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew
- Yana Barinova, Chief Operating Officer und Chief Strategy
Officer der Holocaust Gedenkstätte Babyn Yar (BYHMC)
- Victor Pinchuk, Geschäftsmann und Philanthrop, Gründer
von EastOne und der Victor Pinchuk Foundation
- Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses
- Dieter Bogner, Gründer und Geschäftsführer
der Museum Design Company bogner.knoll, Österreich
- Tamara Mazur, ehemalige stellvertretende Kulturministerin
der Ukraine.
Die Holocaust Gedenkstätte Babyn Yar (BYHMC) ist eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, der
Opfer der Tragödie von Babyn Yar gebührend zu gedenken, indem sie in Kiew ein innovatives Zentrum des
Gedenkens errichtet, das die Bewahrung und Erforschung der Erinnerung an den Holocaust fördert. Das Zentrum
wird sich direkt neben dem Ort der tragischen Ereignisse in der Schlucht von Babyn Yar in den Jahren 1941-1943
befinden. Es soll daran erinnern, dass die Nazis hier in den zwei Jahren der Besetzung Kiews 70.000 bis 100.000
Menschen hingerichtet haben. Allein am 29. und 30. September 1941 wurden in Babyn Yar 33.771 Juden ermordet. Es
ist damit eines der größten Einzelmassaker im Zweiten Weltkrieg.
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