Im Rahmen des zweiten WirtschaftsXChange by KSV1870 in Wien diskutierten hochkarätige
Experten am 10. September über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich.
Wien (ksv1870) - Unter dem Titel „Österreich im Standort-Blues?“ referierte KSV1870 CEO Mag. Ricardo-José
Vybiral, MBA, über den Status quo der heimischen Wirtschaft, den aktuellen Digitalisierungsgrad der Unternehmen
und wie es um Österreichs Wirtschaft im internationalen Vergleich steht. Im Anschluss daran diskutierten Mag.
Thomas Arnoldner, CEO A1 Telekom Austria Group, Dipl.-Ing. Stefan Dörfler, CFO Erste Group Bank AG, Univ.-Prof.
Dipl.-Ing. Dr. techn. Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien und Dipl.-Ing. Dr.
Sabine Herlitschka, MBA, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG, über die Attraktivität
des heimischen Standortes und von welchem Profil Österreichs Wirtschaft langfristig besonders profitieren
könnte. Rund 100 Top-Entscheider der renommiertesten Unternehmen und Organisationen des Landes folgten der
Einladung des KSV1870 ins k47.wien.
„Österreich surft seit einigen Jahren auf einer Welle des wirtschaftlichen Erfolges. Der Konjunktureinbruch
infolge der Lehman-Pleite ist mittlerweile einem beständigen Aufwärtstrend gewichen. Trotzdem schafft
es Österreich nicht unter die Top 10 der attraktivsten Wirtschaftsstandorte“, erklärt Vybiral auf dem
Business-Event. Diese Entwicklungen belegen auch die aktuellen Zahlen der Austrian Business Check-Umfrage, die
der KSV1870 unter Mitgliedern und Kunden durchgeführt hat: 70 % der Befragten bewerten die Geschäftslage
auch heuer wieder als sehr gut bzw. gut – gleichzeitig sind 43 % der Unternehmen bereit, mehr Geld in die Hand
zu nehmen als im Vorjahr. „Doch die Betriebe investieren vor allem deshalb, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu
erhalten. Investments in die Entwicklung neuer Produkte oder Geschäftsfelder stehen dabei ebenso wenig im
Fokus, wie die Finanzierung der Bereiche Innovation und Forschung“, so Vybiral.
Digitalisierung: Leuchtturmprojekte ja, „digitaler Gestalter“ nein
Das Vertrauen auf Altbewährtes führt in weiterer Folge dazu, dass es die Digitalisierung nach wie vor
nicht vollständig bis nach Österreich geschafft hat. Das bestätigen auch die Umfrage-Ergebnisse:
Demzufolge nehmen zwar 84 % der Betriebe Marktveränderungen aufgrund der digitalen Transformation wahr, trotzdem
haben rund zwei Drittel keine digitale Agenda installiert bzw. in Planung. Mehr als ein Viertel der Befragten bezeichnet
die Digitalisierung sogar als die größte Schwäche des eigenen Unternehmens. „Es zeigt sich einmal
mehr, dass es hierzulande an einer digitalen Kultur fehlt. Aktuell zählen wir nicht zu den digitalen Gestaltern“,
erklärt Vybiral.
Wissensstandort als Chance für Österreich
Damit der heimische Wirtschaftsstandort international gesehen nicht zunehmend an Attraktivität verliert,
bedarf es etwa wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen: „Die Digitalisierung ist die Grundlage für Österreichs
zukünftigen Wohlstand und zugleich der größte Innovationstreiber des Landes. Dabei benötigt
es nicht nur Agilität in Entscheidungen, sondern auch ein Bildungssystem, das junge Leute auf die Arbeitswelt
von morgen vorbereitet“, so Thomas Arnoldner. In die gleiche Kerbe schlägt auch Sabine Herlitschka: „Österreich
hat bereits viel erreicht. Wir müssen allerdings die großen Trends wie die Digitalisierung oder die
Globalisierung als Chance begreifen, denn man wird auch schlechter, weil andere besser geworden sind. Dafür
benötigt es Investments vor allem in die Bereiche Bildung, Forschung und Infrastruktur.“ Ähnlich sehen
es laut Austrian Business Check auch die Unternehmen selbst. Neben altbekannten Faktoren wie der Senkung von Lohnnebenkosten
(74 %) oder einer modernen Verwaltung (59 %) werden vor allem die verstärkte Fachkräfteausbildung (53
%) sowie die Förderung von Innovationen bzw. Forschung und Entwicklung (53 %) als absolut notwendig eingestuft.
Sinnvolles Investieren als Grundlage
Für Stefan Dörfler geht es auch darum, das grundsätzliche Mindset nachhaltig zu verändern:
„Neben den ‚klassischen‘ Themen wie F&E, Digitalisierung und Bildung benötigt es eine echte Investitions-
sowie eine kontrollierte Risikokultur. Gerade für den Vermögensaufbau sind das entscheidende Elemente
– und dafür ist eine fundierte Finanzbildung von klein auf ein ganz zentraler Baustein.“ Um die Zukunft des
Landes positiv zu gestalten und den Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig zu stärken, sind gut ausgebildete
Fachkräfte ein entscheidender Faktor: „Dass Wissenschaft, Forschung und Ausbildung hierzulande wesentliche
Bereiche für die Stabilität und Stärke des Wirtschaftsstandortes sind, steht außer Frage.
Trotzdem mangelt es nach wie vor an einer ausreichenden Finanzierung der Universitäten. Dabei sollten wir
weniger von Kosten sprechen, sondern viel mehr von Investitionen“, erklärt Edeltraud Hanappi-Egger.
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