Bundessparte Industrie: Verstärkter Einsatz erneuerbarer Energie erfordert leistungsfähige
Infrastruktur
Wien (pwk) - Unternehmen aller Industriebranchen arbeiten intensiv an der verstärkten Einbindung erneuerbarer
Energieformen in ihre Produktionsprozesse. Neben zeitlicher Verfügbarkeit, und wettbewerbsfähigen Kosten
ist die Gewährleistung der Versorgungssicherheit für die hochsensiblen Technologien und Anlagen der Betriebe
eine zentrale Herausforderung. Bedingt durch die hohe Volatilität erneuerbarer Energieträger, muss der
konsequente Ausbau leistungsfähiger Infrastruktur (Energiegewinnung, Netze, Speicher) mit der Steigerung des
Bedarfs Schritt halten.
Strom kommt Schlüsselrolle bei Dekarbonisierung zu
Wie aktuelle Szenarien des AIT zeigen, kann der zukünftige Energiebedarf der österreichischen Industrie
theoretisch in einer stand-alone-Betrachtung bilanziell durch erneuerbare Energie gedeckt werden. In der Realität
wird es aber, bedingt durch den gleichzeitigen Energiebedarf der Sektoren Mobilität, Dienstleistungen, Raumwärme
und Landwirtschaft, zu einer erheblichen Deckungslücke der Erneuerbaren kommen. Dies betrifft insbesondere
den Strombedarf, der durch die zunehmende Dekarbonisierung und CO2-Neutralität in der Industrie steigen wird.
Die Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom zu kompetitiven Kosten entscheidet daher über Tempo und Ausmaß
der CO2-Reduktion.
Vor allem beim Strom, aber auch bei der effizienten Nutzung von Rest- und Abwärme aus Industrieprozessen,
kann die verstärkte Integration industrieller Anlagen in die Energieinfrastruktur netzstabilisierend und kostensenkend
wirken. Zukünftige Energiemarktdesigns müssen es Unternehmen daher ermöglichen, die Flexibilität
des Energieverbrauchs ihrer Anlagen als Regelleistung zu vermarkten.
Energiekosten müssen wettbewerbsfähig sein
Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sind beim Strom von besonderer Bedeutung: schon heute sind die Betriebe
mit hohen Kosten konfrontiert, auch im direkten Vergleich zum Nachbarland Deutschland. Die Börsepreise haben
sich nach der Trennung der bis Oktober 2018 gemeinsamen Strompreiszone nach massiven Mehrkosten in den ersten Monaten
von gesamt über 130 Millionen Euro zuletzt weitgehend angeglichen – für die kalte Jahreszeit sind aber
wieder große Preissprünge zu befürchten. Dazu kommen weitere Standortnachteile für österreichische
Betriebe, wie vor allem die noch immer nicht umgesetzte Kompensation indirekter CO2-Kosten aus dem EU-Emissionshandel.
Dieses EU-konforme Instrument schafft Transparenz und Kostenwahrheit und ist, in Verbindung mit der Zweckbindung
der ETS-Auktionserlöse für Klimaschutzmaßnahmen, ein „Must Have“ für die Industrie, solange
der Stromsektor nicht europaweit CO2-frei ist.
Aktuelle Diskussionen über die undifferenzierte Einführung einer CO2-Steuer auf nationaler Ebene und
das unseriöse Profiling der Energieabgabenvergütung und anderer EU-konformer Tarifierungsmodelle als
„klimaschädliche Subvention“ wirken in der Industrie stark investitionshemmend und standortschädlich.
Jede einseitige Verteuerung der Energiekosten ist strikt abzulehnen, solange Mitbewerber im internationalen Standortwettbewerb
keine mit der EU und Österreich vergleichbaren Klimaschutzziele akzeptieren.
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