In einem gemeinsamen Leitfaden haben AustriaTech und der Städtebund zusammengefasst, worauf
Städte und Gemeinden bei der Einführung von eScooter-Services achten müssen.
Wien (rk) - Aufgrund des rasant anwachsenden Markts von eScooter-Angeboten, stehen Städte und Gemeinden
vor neuen Möglichkeiten, aber auch neuen Herausforderungen. Der Österreichische Städtebund und AustriaTech
haben einen Leitfaden aufgesetzt, der Städte und Gemeinden bei der Einführung von eScootern unterstützen
soll. Denn neben ausreichenden Kenntnissen über rechtliche und gewerbliche Rahmenbedingungen muss sichergestellt
werden, dass die NutzerInnen diese neue Mobilitätsform auch richtig einsetzen.
„Die Mobilität ändert sich rasant. Wir wollen die Menschen dabei unterstützen, diese Veränderungen
in all ihrer Komplexität zu verstehen und das eigene Verhalten dahingehend anpassen zu können.“, erklärt
Martin Russ, Geschäftsführer der AustriaTech. „Städte brauchen die Möglichkeit, ihr Mobilitätsangebot
aktiv mitgestalten zu können. Wir wollen mit diesem Leitfaden eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur
Verfügung stellen, wie Mikromobilitätsangebote sinnvoll gestaltet werden können. Dabei geht es um
eine Ergänzung des bestehenden Mobilitätsangebots durch innovative Lösungen.“, so Russ.
„Die Städte möchten mitgestalten, wo und wie eScooter zum Einsatz kommen, damit eScooter auch mit den
Verkehrs- und Umweltzielen der Städte Hand in Hand gehen. Zu diesem Zweck schließen die Städte
Verträge mit den eScooter-Betreibern über Rechte und Pflichten aller Beteiligter ab. Der Handlungsleitfaden
verschafft den Städten einen Überblick zu möglichen Regelungen und rechtlichen Möglichkeiten“,
erklärt der Dornbirner Vizebürgermeister Martin Ruepp, er ist Vorsitzender des Verkehrsausschusses des
Österreichischen Städtebundes.
Gute Ergänzung zum bestehenden Angebot
Der entwickelte Leitfaden soll dazu beitragen, Innovationen in der urbanen Mobilität zu fördern und
damit gleichzeitig verkehrspolitische Ziele zu erreichen. Shared eScooter-Services sind eine lokal emissionsfreie
Form der Mikromobilität, die eine gute Ergänzung des öffentlichen Verkehrs bieten kann. Sie ermöglichen,
durch gute Anknüpfung Lücken im Verkehrsnetz zu schließen. Ein weiteres Potenzial, dass eScooter-Services
bieten, ist, dass Städte mit den Informationen über das Nutzungsverhalten lernen, ihr Verkehrsnetz ausbauen
oder deren Nutzung optimieren können. Eine gute Zusammenarbeit mit den Serviceanbietern und sinnvolle Nutzung
der generierten Daten kann beispielsweise helfen, eine Verhaltensveränderung der NutzerInnen frühzeitig
zu erkennen und gegebenenfalls das ÖV-Angebot dahingehend zu adaptieren bzw. zu verstehen, wo neue den ÖV
ergänzende Mobilitätsformen den größten Nutzen bringen.
Worauf zu achten ist
Die rasche Ausrollung in den Städten hat auch Herausforderungen mit sich gebracht: Die NutzerInnen haben
noch keine Erfahrungen im Umgang mit dem neuen Service und rechtliche Rahmenbedingungen waren bei Markteintritt
noch nicht ausreichend vorhanden. Zu FußgängerInnen, AutofahrerInnen und RadfahrerInnen kam eine weitere
Gruppe hinzu, die andere Verhaltensweisen und den Bedarf nach neuen Spielregeln mitbrachte.
„Das Thema Sicherheit war für uns von Anfang an wichtig. Bei der Einführung neuer Mobilitätslösungen
muss in erster Linie die Sicherheit aller VerkehrsteilnehmerInnen gewährleistet werden. Deshalb hat der Städtebund
sich dafür eingesetzt, dass eScooter die Radverkehrsinfrastruktur oder Straßen nutzen müssen und
nicht auf Gehwegen fahren dürfen,“ betont Mag. Martin Ruepp.
Dass eScooter Fahrrädern gleichgestellt werden, wurde schließlich auch in der 31. Novelle der Straßenverkehrsordnung
(StVO) im Juni 2019 beschlossen.
Der nächste Schritt ist nun, das Bewusstsein bei den NutzerInnen zu schaffen. Durch zeitlich und räumlich
begrenzte Testphasen bei der Einführung können die Lernzyklen für die Städte selbst verkürzt
werden. Ein umfassendes Informationsangebot kann maßgeblich dazu beitragen, fehlendes Risikobewusstsein und
Selbstüberschätzung zu minimieren. Der Leitfaden enthält neben Handlungsempfehlungen vor allem Best-Practice-Beispiele
aus Europa sowie Beispiele für Rahmenverträge und Akkreditierungsvereinbarungen zwischen Städten
und Serviceanbietern.
„Die Städte haben aus der Zeit der Free-floating-Mietfahrräder Erfahrungen gewonnen und möchten
shared eScooter aktiv in ihr Mikromobilitätsangebot integrieren. Diese Entwicklung ist jedenfalls positiv.
Wir erwarten, dass in naher Zukunft auch die öffentlichen Verkehrsunternehmen verstärkt Kooperationen
mit den eScooter-Betreibern eingehen werden, da es hier tatsächlich Synergien gibt“, erklärt Martin Ruep.
„Auch kleinere Städte sind daran interessiert, einen eScooter-Betreiber in ihre Stadt zu bekommen, wie der
Städtetag in Rust heuer gezeigt hat. Dies wäre über Kooperationen mit ansässigen Hotels oder
größeren Betrieben auch möglich, wie wir von einzelnen Anbietern wissen.“ ergänzt Thomas Weninger,
Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes. „Der vorliegende Handlungsleitfaden „Shared eScooter
in österreichischen Städten und Gemeinden“, den der Städtebund in Kooperation mit der Austria Tech
erstellt hat, richtet sich an alle Städte und liefert für die EntscheidungsträgerInnen wertvolle
Hinweise für Handlungsoptionen und Vertragsinhalte,“ sagt Weninger abschließend.
Der Leitfaden zu shared eScooter kann bei AustriaTech und beim Österreichischen Städtebund online abgerufen
werden:
http://www.austriatech.at/downloads
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