Europäische Expert*innen im Bereich des Katastrophenschutzes treffen sich in Österreich
zu umfangreichen Übungen
Wien (ait) - Von 12. bis 14. September findet im steirischen Eisenerz mit dem TRIAL Austria die letzte von
insgesamt vier Katastrophenschutzübungen im Rahmen des EU-finanzierten Projektes DRIVER+ statt, bei dem österreichische
Kommunikationslösungen für das Krisen- und Katastrophenmanagement in einem fiktiven Erdbeben-Katastrophenfall
eingesetzt werden. Nachdem zuvor schon u.a. im Rahmen des Projekts entstandene Entwicklungen in Polen, Frankreich
und den Niederlanden erfolgreich getestet worden sind, wird nun diese Großübung vom AIT Austrian Institute
of Technology und dem Österreichischen Roten Kreuz in Österreich organisiert und durchgeführt, wobei
modernste digitale Lösungen erstmalig eingesetzt werden.
Untersucht wird dabei die bestmögliche Unterstützung von Akteuren im Krisen- und Katastrophenmanagement
(Crisis and Disaster Management – CDM) bei der Bewältigung von Katastrophen. Als Testszenario gilt die Annahme
eines massiven Erdbebens mit der Stärke 6,8 nach Richter im zentralen Teil Österreichs mit nachfolgendem
schweren Regen sowie steigenden Vermissten- und Verletzten-Zahlen, einstürzenden Gebäuden, blockierten
Straßen und gefährdeten Industriebetrieben. Auf Basis einer Ausschreibung wurden für die Übung
fünf Lösungen ausgewählt, die im Rahmen des Testszenarios in Eisenerz an 3 Tagen auf ihre Praxistauglichkeit
getestet werden. In die Übung sind sowohl sämtliche nationalen Einsatzkräfte (Rotes Kreuz, Feuerwehr,
Polizei und Bundesheer) als auch internationale Hilfsmannschaften eingebunden..
Das AIT beteiligt sich als österreichischer Spezialist für modernste Command & Control Kommunikationslösungen
und bringt dessen digitale Applikation CROWDTASKER in den TRIAL ein, der bereits Ende 2018 in Murau erfolgreich
im Rahmen einer Katastrophenschutzübung mit dem Land Steiermark und allen beteiligten zivilen und militärischen
Bedarfsträgern und Freiwilligenorganisationen bezüglich Akzeptanz und Effizienz eingesetzt wurde und
nun auch in Eisenerz im Rahmen des international angelegten TRIAL Austria evaluiert wird. Der CROWDTASKER ermöglicht
die Einbindung von Hilfskräften und Freiwilligen aus der Bevölkerung in das CDM, sowie eine Echtzeitkommunikation
zwischen diesen und den Einsatzkräften, die verschiedenste Such- und Rettungsaufgaben ausgeben und darüber
eine Echtzeit-Lagebild des betroffenen Gebiets für ihre effiziente Einsatzplanung und Entscheidungsfindung
erhalten.
Weitere in der Übung eingesetzte Lösungen zur Bewältigung Katastrophe ermöglichen die Erstellung
von Lagebildern aus der Luft und am Boden (Airborne & Terrestrial Situational Awareness) vom Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt – DLR, hochpräzise, missionskritische georäumliche Foto- und Videokommunikationslösung
(ASIGN PRO) von ANSUR für verbesserte Reaktionszeiten der Kriseneinsatz-Teams, sowie ein Visualsierungstool
(VIEWTERRA) der Firma VWORLD, die Ergebnisse aus allen beteiligten Lösungen in ein gemeinsames operatives
Lagebild, sowohl für das Krisenzentrum als auch für die Rettungseinheiten vor Ort, zusammenführt.
Abgerundet wird dies durch die Bereitstellung psychosozialer Unterstützung (PFA = Psychological First Aid)
für Betroffene im Krisengebiet durch das Dänische Roten Kreuz.
Österreichisches Lösungsportfolio für das Europäische Krisen- und Katastrophenmanagement
Am AIT wurde im Center for Digital Safety & Security im Forschungsschwerpunkt Krisen- und Katastrophenmanagment
von Beginn an ein holistischer Ansatz verfolgt, um bisherige Interoperabilitätsprobleme, die sich historisch
aus verschiedensten IT-Insellösungen verschiedener Einsatzorganisationen ergeben haben, zu überwinden.
In enger Zusammenarbeit mit den österreichischen Bedarfsträgern der öffentlichen Hand, der Landeswarnzentralen
und dem Österreichischen Roten Kreuz, wurde in den letzten Jahren ein umfassendes Lösungsportfolio für
ein modernes Krisen- und Katastrophenmanagement entwickelt.
Die technologischen Eckpfeiler dieser am AIT entwickelten digitalen CDM-Kommunikations- plattform beinhalten einen
gemeinsamen Informationsraum für den Command & Control Bereich (C2) von Einsatzkräften im Katastrophenschutz
mit besonderem Fokus auf einen nahtlosen Informationsaustausch zwischen militärischen und zivilen IT-Systemen.
Darüber hinaus ist auch eine mobile Applikation (CROWDTASKER) für die Interaktion mit Freiwilligen und
deren gezielte Einbindung in ein effizientes staatliches Krisen- und Katastrophenmanagment Teil der Plattform.
Weiteres sind UAV- und Landerkundungsroboter-basierte Analysesysteme für die Echtzeit-Lagebilderstellung in
Gefahrenzonen wie z.B. kontaminierte Gebieten und einem dadurch erhöhten Schutz von Einsatzkräften Bestandteil
der Plattform. Auch hochentwickelte Sensornetzwerk- und Internet of Things-Technologien (IoT) zählen dazu,
die heute bereits international für die Überwachung von Umweltparametern wie z.B. auf Baustellen (Staub-
und Lärmbelastung), für das Management industrieller Kontaminierungen (radioaktive und
chemische Schadstoffe), für sicherheitsrelevante Branchen (zur Vorbeugung gegen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen,
Waldbrände und andere Gefahrenvektoren) sowie für die Verkehrssteuerung (schadstoffbasierte Verkehrsflussplanung)
und die Städteplanung eingesetzt werden.
Der Trial Austria findet zeitgleich und in enger Abstimmung mit der IRONORE2019 statt, einer von der EU co-finanzierten
Bundesübung des Roten Kreuzes, die ebenfalls in Eisenerz durchgeführt wird. Nationale Notfallorganisationen
werden mit ihren Freiwilligen und Expert*innen vor Ort sein und dabei Geräte, Fahrzeuge und Werkzeuge in simulierten
Katastrophenszenarien einsetzen. Im Zuge der gesamten Übung werden rund 1.000 Personen beteiligt sein, 350
Teilnehmer*innen stellt das Rote Kreuz für seine Bundesübung, mehr als 80 Teilnehmer*innen werden aus
DRIVER+ und internationalen Einheiten sowie kooperierenden Organisationen und Behörden in den Trial Austria
eingebunden sein.
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